Von: mk
Bozen – Rund 70 Museumsfachleute trafen sich am heutigen Montag im NOI Techpark in Bozen zum zwölften Südtiroler Museumstag. Thema der Fachtagung war das Sammeln und das Ent-sammeln.
Warum sammeln Museen, was sie sammeln? Was tun mit museumsgereiftem Müll? Und wie sollten Museen ihre Bestände fachlich aussortieren, damit ihre Depots nicht überquellen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich heute knapp 70 hauptberufliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Museen und Sammlungen Südtirols bei der zwölften Ausgabe des Südtiroler Museumstags.
Evelyn Kaindl-Ranzinger, Geschäftsführerin des Steirischen Museumsverbandes MUSIS, brachte es gleich auf den Punkt: „Grundsätzlich haben in Europa fast alle Museen das Problem, dass sie zu voll sind.“ Wie sich Museen demnach organisieren sollten, wie sie die heutigen Mängel beseitigen könnten, welches die idealen Arbeitsinstrumente in der Museumsarbeit und wie wichtig Sammlungskonzepte sind, die nicht nur eine schöne Theorie darstellen, sondern als konkrete Arbeitsinstrumente dienen können, erklärte sie in ihrem Referat „Sammlung – Wege durch das Dickicht“.
Dass Museen dabei nicht ums Ent-sammeln umhinkönnen, wie diese Entrümpelung professionell erfolgen kann und Museumsbestände fachlich aussortiert, aber auch ganz abgegeben werden können, erklärte Ulrike Vitovec. Die Geschäftsführerin der Museumsmanagement Niederösterreich GmbH berichtete über mehrere Ent-Sammlungsprojekte in Europa, bei denen Gruppen von Museen gemeinsam ihre Bestände analysierten, hinterfragten und schließlich Unwichtiges entfernten. Nur wegschmeißen wäre dabei, so Vitovec, falsch: „Wenn Museen ent-sammeln, muss dies nach außen kommuniziert werden, sonst zerstören Museen das Vertrauen der Menschen oder Institutionen, die ihnen die Objekte gegeben hatten. Es müssen Fachleute zurate gezogen, ethische Richtlinien und Gesetze eingehalten, das eigene Leitbild sowie das Sammlungskonzept respektiert und der ganze Prozess dokumentiert werden.“
Ein weiteres konkretes Beispiel zum Tagesthema brachte Judith Schwarz, Leiterin des MuseumPasseier Andreas Hofer mit dem „fragenstellenden Schaudepot“ des MuseumPasseier: „Es ist nicht nur ein begehbares Depot und das Herzstück unserer Volkskundesammlung, sondern auch unser Sammlungskonzept; auf Etiketten lesen die Besuchenden hier Fragen, die wir uns bei unserer täglichen Arbeit stellen, wie etwa: Weiß das Museum, was es sammelt? Wer bestimmt, was gesammelt wird? Warum sammeln wir Rechen aus Holz und keine aus Plastik? Was gehört in die Rumpelkammer und was in ein Museum? Was ist Müll und was ist ein Museumsobjekt?“ Und apropos Müll: Im MuseumPasseier ist eine regelrechte Müllsammlung zu sehen. Dazu Schwarz in ihrem Referat: „Wir zeigen Müll aus verschiedenen Jahren, vergleichen die Jahrgänge, fragen uns, ob der Psairer Müll sich vom Ramsch anderer Täler unterscheidet, und sind vor allem mit dieser Frage beschäftigt: „Welche Objekte aus dem heutigen Mülleimer werden den Weg ins Museum von morgen schaffen?“
Beim Südtiroler Museumstag mit dabei waren auch Angelika Fleckinger, geschäftsführende Direktorin der Abteilung Museen 42 und des Betriebs Landesmuseen, Johann Kronbichler, Präsident des Museumsverbandes Südtirol und Direktor der Hofburg Brixen, sowie die Organisatorinnen der Fachtagung und zwar Gertrud Gasser und Ute Duregger der Abteilung Museen und Franziska Luther vom Museumsverband Südtirol.
Im Bild: Die Referentinnen und Referenten des Südtiroler Museumstags: (v.l.) Johann Kronbichler, Angelika Fleckinger, Ulrike Vitovec, Evelyn Kaindl-Ranzinger, Judith Schwarz