Von: mk
Bozen – Von 8. bis 10. Oktober fand im Waltherhaus in Bozen der Österreichische Museumstag statt. Rund 450 Museumsfachleute, Kulturvermittlerinnen und Ausstellungsgestalter trafen sich zu diesem zentralen Branchentreffen. Im Mittelpunkt standen Themen wie Demokratiebildung, Künstliche Intelligenz, digitale Vermittlung und Nachwuchsförderung im Kulturerbe-Sektor.
Bei der Eröffnungsveranstaltung am Mittwoch, dem jährlichen Treffen des Internationalen Komitees für Bildung und Kulturaktion, zeigten Museen aus ganz Österreich, wie sie sich für Teilhabe, Diversität und politische Bildung engagieren. Diskutiert wurde auch, wie Museen selbst demokratischer werden können – in Strukturen, Programmen und Publikumskontakt.
Am Donnerstag rückten Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit und ethische Fragen der Digitalisierung ins Zentrum: Die Medienkünstlerin Stephanie Meisl eröffnete den Tag kreativ mit einer Live-Prompting-Session „Frühstück mit Franz Josef“, ein spielerischer Zugang zur Frage, wie Bild-KIs historische Erzählungen beeinflussen. Dass KI-basierte Vermittlung die Aura des Originals verdränge und eine kritische Reflexion musealer KI-Nutzung notwendig sei, erklärte hingegen Kunsttheoretiker Klaus Speidel in seinem Beitrag.
Ein weiteres Thema war der digitale Humanismus, der den Menschen in den Mittelpunkt der digitalen Entwicklung stellt, und die Rolle der Regionalmuseen, die im Sinne einer Demokratisierung des Wissens ebenfalls vor der Aufgabe stehen, auf die digitale Welt zu reagieren, indem sie ihre Sammlungen online zugänglich machen und neue Präsentationsformen entwickeln.
Andere Höhepunkte waren die sogenannten Linked Data (vernetzte Daten im Internet, die so strukturiert sind, dass Maschinen sie leicht finden, verstehen und miteinander verbinden können), die Qualität von Daten, ethischen Herausforderungen digitaler Kulturdaten und aber auch ein ganz konkretes Beispiel und zwar das Projekt „Liberation, Objects!“ der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, das zeigt, wie Gedenken partizipativ und digital weitergedacht werden kann.
Den Abschluss bildete die Verleihung des Österreichischen Museumspreises an das Nordico Stadtmuseum Linz, das für seine partizipativen, gesellschaftsrelevanten Ausstellungen ausgezeichnet wurde.
Am Freitag lag der Schwerpunkt auf dem Arbeitsmarkt im Museums- und Kulturbereich. Präsentiert wurden dabei etwa das EU-Projekt CultHeRit, das neue Wege für junge Fachkräfte und faire Arbeitsbedingungen im Kulturerbe-Sektor sucht, und zwei Initiativen des MAK Wien und des Museums der Moderne Salzburg, die Nachwuchs gezielt fördern und langfristig binden können.
Auch zwei Südtiroler Best-Practice-Beispiele wurden beim Österreichischen Museumstag präsentiert: Elisabeth Vallazza, Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseums, berichtete über die neue digitale Assistenz im Museum und über KI als Lösung für personalisierte Besucherinteraktion und effiziente Ressourcenverwaltung, während Notburga Siller vom Landesamt für Museen und museale Forschung den Online-Katalog der Sammlungen von Museen und Medienarchiven in Südtirol präsentierte.
Begleitet wurde der Museumstag vom Jahrestreffen des Verbands für Ausstellungsgestaltung und der Verleihung des Österreichischen Museumsgütesiegels im Schloss Maretsch.
Der Österreichische Museumstag 2025 wurden vom Österreichischen Nationalkomitee des International Council of Museums (ICOM), vom Österreichischen Museumsbund und vom Betrieb Landesmuseen organisiert.
Ötzis digitaler Assistent: KI im Museum als Lösung für personalisierte Besucherinteraktion und effiziente Ressourcenverwaltung
Im Rahmen des Österreichischen Museumstags 2025 in Bozen, der ganz im Zeichen von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung im Museum stand, stellte Elisabeth Vallazza, Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseums, ein innovatives Praxisbeispiel vor: den neuen digitalen Assistenten des Museums.
Seit September steht auf der Museumswebseite www.iceman.it ein KI-basierter Assistent zur Verfügung, der rund um die Uhr Fragen zum Museumsbesuch und zu Ötzi, dem Mann aus dem Eis, beantwortet. Entwickelt wurde das System gemeinsam mit der Bozner Firma Factory Digital Transformation Hub auf Basis der ChatGPT-Technologie. Ziel ist es, Besucherinnen und Besuchern schnelle, verlässliche Informationen zu bieten – und gleichzeitig das Museumsteam zu entlasten.
Im Unterschied zu allgemeinen oder veralteten Online-Quellen liefert der digitale Assistent verlässliche und stets aktuelle Auskünfte direkt aus dem Museum – etwa zu Öffnungszeiten oder Reservierungen. Das Publikum reagiert positiv: Schon kurz nach dem Start wird das neue Angebot intensiv genutzt. Damit die Antworten auch langfristig präzise bleiben, überprüft das Museum ihre Qualität regelmäßig.
„Dieser Assistent ermöglicht eine interaktive und personalisierte Informationsbereitstellung, die den Besuchern rund um die Uhr zur Verfügung steht und somit der steigenden Nachfrage nach schnellen und relevanten Informationen gerecht wird“, betont Vallazza. „Gleichzeitig optimiert er den Einsatz von Ressourcen in der Besucherbetreuung, indem er einfache Anfragen übernimmt und das Personal für anspruchsvollere Aufgaben entlastet.“
Mit dem Einsatz dieser Technologie nimmt das Südtiroler Archäologiemuseum eine Vorreiterrolle ein – weltweit verfügen erst wenige Museen über ein vergleichbares Angebot.
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