sweet afFAIR am 23. Dezember in Oberbozen/Ritten

Nachhaltig: faire Schokolade und die Rittner Bahn

Samstag, 23. Dezember 2017 | 21:16 Uhr

Oberbozen/Ritten – Zur heutigen Öffnung der 23. und vorletzten Tür des schokoladigen und fairen Adventskalenders sweet afFAIR kamen mehr als 130 Menschen zur Bergstation der Rittner Bahn nach Oberbozen, wo derzeit ein Weihnachtsmarkt abgehalten wird. Die Kommunikationsverantwortliche des Rittner Tourismusvereins Doris Wieser öffnete gemeinsam mit Verena Gschnell von der oew-Organisation für Eine solidarische Welt, mit Brigitte Gritsch von den Südtiroler Weltläden und mit Marlies Untersteiner vom Schauspielkollektiv binnen-I die Tür zu einem Waggon der Rittner Bahn. Nachhaltigkeit sei den Rittnern mit der Bahn als Transportmittel seit 110 Jahren ein Anliegen, daher passe die Adventsaktion zur fairen Schokolade bestens auf den Ritten, sagte sie. Es dürfe nicht sein, dass wir im Globalen Norden der Erde nur die süßen Seite der Schokolade genießen, während die Menschen im Süden nur die bittere Seite der Kakaobohne kennenlernen. Nur ein Zwanzigstel des Verkaufspreises landet bei den Produzentinnen und Produzenten in Ghana und an der Elfenbeinküste.

Sieben internationale Konzerne beherrschen derzeit mehr als die Hälfte des Weltmarktes: Mondelez, Nestlè, Mars, Hersheys, Ferrero, Lindt & Sprüngli und Storck. Verena Gschnell erklärte, dass vielen Kakaogemeinschaften Grundinfrastrukturen wie Straßen, Schulen und Krankenhäuser fehlen. Das niedrige Einkommen erlaube es den Plantagenbesitzer*innen nicht, ihren Kakao-Baumbestand zu erneuern. Junge Menschen sehen keine Zukunft mehr im Kakaoanbau und wandern in die Städte ab oder versuchen die Flucht in den Norden. Vor allem an der Elfenbeinküste ist Kinderarbeit im Kakaoanbau weit verbreitet: Rund 150.000 Kinder müssen dort unter schwierigsten Umständen arbeiten. Häufig werden Kinder aus den Nachbarstaaten Burkina Faso und Mali gekauft, entführt und zur Arbeit auf den Plantagen gezwungen. Ihre Zahl wird auf 20.000 geschätzt.

Marlies Untersteiner brachte die Anwesenden zum Schmunzeln, als sie sich mit einer theatralischen Einlage auf einen Seitensprung mit fairer Schokolade einließ. S’ GaudiBlech, sieben Rittner Musikanten, umrahmten die Affäre aus dem Waggon heraus mit weihnachtlichen Musikstücken. Zwei Weihnachtsengel kündigten Heiligabend an und dutzende Gäste ließen sich das Zubereiten von Schokolade zeigen. Dafür werden geröstete Kakaobohnen gerieben, mit Zucker angereichert und gemeinsam mit Kakaobutter erhitzt und gerührt. Die Südtiroler Weltläden führen seit heurigem Advent nicht nur fair gehandelte Schokoladetafeln, Streichschokolade und Kakaopulver, sondern auch Kakaobohnen und Kakaobutter in ihrem Sortiment. Interessierte können sich daraus selbst ihre ganz persönliche Schokolade zubereiten.

sweet afFAIR/Foto von links: Brigitte Gritsch (Südtiroler Weltläden), Marlies Untersteiner (Schauspielkollektiv binnen-I), Doris Wieser (Tourismusverein Ritten) und die Weihnachtsengel Leni (hinten) und Sarah

Obwohl der Weltmarkt nach immer mehr Schokolade verlangt, steckt der Kakaoanbau in der Krise. Die Arbeitsbedingungen der Bauern und Bäuerinnen auf den Plantagen haben sich radikal verschlechtert, die Ernte geht zurück, der Pestizideinsatz erhöht sich aufgrund von Monokulturen. Im heurigen April sank der Mindestkilopreis an der Elfenbeinküste von 1,7 Euro auf 1 Euro pro Kilogramm verkaufter Bohnen. Um auf diese Tatsachen aufmerksam zu machen, öffnen die Südtiroler Weltläden und die oew-Organisation für Eine solidarische Welt in der heurigen Adventszeit in 24 Südtiroler Ortschaften 24 besondere Türen. Ziel von sweet afFAIR ist es, Alternativen zur konventionellen Schokolade und die Wichtigkeit von fair gehandelter Schokolade aufzuzeigen. Derzeit ist nur ein Prozent der in Südtirol verkauften Schokolade fair gehandelt. Der durchschnittliche Jahreskonsum von Schokolade pro Person liegt in Deutschland bei 12 Kilogramm, in Italien bei vier Kilogramm, für Südtirol liegen keine Zahlen vor.

Letzter Treffpunkt von sweet afFAIR ist morgen, Sonntag, 24. Dezember in Brixen: Um 7.30 Uhr wird nach dem Rorate auf dem Domplatz eine Tür geöffnet.

Von: ka

Bezirk: Salten/Schlern