Eröffnung „Campus Transhumanza" in Unser Frau

Neues Museumsareal und Kulturzentrum in Schnals

Donnerstag, 19. Juni 2025 | 17:53 Uhr

Von: mk

Schnals – Am Sonntag, 22. Juni, 11:00 Uhr, eröffnet die Gemeinde Schnals ein neues Museumsareal und Kulturzentrum. Der „Campus Transhumanza” befindet sich in Unser Frau in unmittelbarer Nachbarschaft des archeoParc, dessen Trägerverein die Gemeinde Schnals auch mit der Führung des neuen Areals beauftragen wird. Im Anschluss an den Festakt Am 22. laden beide Einrichtungen zum Tag der offenen Tür ein.

Die Eröffnung des neugestalteten Areals „Campus Transhumanza” in Schnals steht unmittelbar vor der Tür: Am Sonntag, 22. Juni, 11:00 Uhr wird das neue Areal mit Museum und Kulturzentrum erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Wie der Name erahnen lässt widmet sich das neue Areal der Weidepraxis „Transhumanz”, der Wandertierhaltung, welche die UNESCO seit 2019 zur Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes zählt. Es wurde von der Gemeinde Schnals mit Mitteln des PNRR-Programms M1C3 Investimento 2.1 “Attrattività dei borghi” und zusammen mit dem Bozner Projektbüro ForTeam und Partnern aus dem In- und Ausland gestaltet.

„Campus versteht sich als Gebäudekomplex im universitären Sinn, als Ort des Wissens und der Praxis.” erklärt der Schnalser Bürgermeister Peter Grüner. „Durch Ausstellungen, Veranstaltungen, Vereinsinitiativen und Bildungsformate soll er mit Leben erfüllt werden”, so Grüner weiter. Wie Grüner freut sich auch Kulturreferent Otto Rainer über das gelungene Umbauprojekt, welches seine Vorgängerin Sonja Santer 2021 gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern initiiert hatte.Die Gemeinde Schnals wird in den kommenden Tagen den archeoParc Schnals Museumsverein mit der Führung des Campus Transhumanza beauftragen. „Vielen Dank an die Gemeindeverwaltung und an Sonja Santer sowie an Riccardo Cicolini und das gesamte Projektteam.” sagt Karl Josef Rainer, archeoParc-Vorsitzender. „Dem Dank schließe ich mich gerne an. Mein Team und ich freuen sich sehr auf die neue Aufgabe!” ergänzt die archeoParc-Direktorin Johanna Niederkofler und erzählt über die aktuell vier Gebäude am Campus Transhumanza und was die Besucherinnen und Besucher hier erwartet. Wie am archeoParc-Gelände wird es auch am Gelände des Campus Transhumanza in Ausstellungen und an Erlebnisstationen Vielfältiges zu entdecken geben. „Ganz besonders gespannt bin ich auf die geplante Zusammenarbeit mit den Schnalser Vereinen und Interessentschaften”, so Niederkofler weiter. Mit diesen wird der Museumsverein unter anderem Teile des Veranstaltungsprogramms gestalten.

„Ich wünsche mir, dass Campus Transhumanza ein Ort des Austauschs wird, etwa zwischen Geschichte, Gegenwart und Zukunft oder zwischen urbanem und alpinem Lebenswissen. Was können wir voneinander lernen? Was von der Genialität unserer Vorfahren?” lässt Niederkofler ihre Gedanken schweifen. „Es ist mir eine Ehre, dass wir das Erbe der Initiatorinnen und Initiatoren des Projekts weitertragen dürfen. Auf dass uns dies in deren Sinne gelingen möge!” ergänzt sie abschließend und nicht zuletzt mit einem wertschätzenden Gedanken an die Vordenkerinnen und Vordenker, die nicht mehr unter uns sind.

Bei der Eröffnungsfeier am 22. Juni werden neben den Gestaltern der neuen Ausstellungen und Areale Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde und des Museumsvereins sowie Marcella Morandini, Sonderbeauftragte „UNESCO” der Autonomen Provinz Bozen, sprechen. Im Anschluss an den Festakt mit Slow Food Aperitivo der Tourismusgenossenschaft und Musik von der Musikkapelle Schnals öffnet der Campus Transhumanza und der archeoParc für alle Neugierigen mit freiem Eintritt und Sonderprogramm. Die permanenten Angebote der beiden Einrichtungen ergänzen während des Tags der offenen Tür verschiedene Vorführungen zum traditionellen Handwerk, Info- Tische der Schnalser Vereine sowie Kuratoren-Führungen durch die Ausstellungen.

Während in den kommenden Wochen am Campus Transhumanza noch abschließende Arbeiten laufen, werden die Areale dann voraussichtlich in den Arbeitspausen am Freitag-, Samstag- und Sonntagnachmittag (14.00 – 17.00 Uhr) geöffnet sein. Der Eintritt ist derweil im archeoParc-Eintrittsticket enthalten. Wer also in den kommenden Wochen den archeoParc besucht, erhält einen Gutschein für den Besuch des Campus Transhumanza.

Das Areal und die Gebäude im Campus Transhumanza

Der Campus Transhumanza befindet sich in Unser Frau in Schnals, in unmittelbarer Nähe des archeoParc. Auf dem gemeindeeigenen Grundstück gibt es aktuell vier Gebäude: das Obergeschoss eines Wohnhauses (Schnals-Schmied Hütt), eine Mühle (Schnals-Gorfer Mühle), ein Stall mit Stadel (Schnals-Brugger Hütten) und eine Venezianer Säge (Schnals-Pitairer Säge). Eines der Gebäude (Schnals-Pitaierer Säge) ist ein Nachbau. Die anderen drei sind translozierte historische Gebäude, deren Erbauung bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück reicht. Der Großteil der Räumlichkeiten ist multifunktional nutzbar, ein Raum ist mit Konferenztechnik ausgestattet und kann wie das gesamte Areal gemietet werden. Die Schnalser Einrichtungen und Vereine mieten für interne Veranstaltungen kostenlos.

Die Ausstellungen im Campus Transhumanza

Die Ausstellungen und Erlebnisstationen, die aktuell am Campus Transhumanza eingerichtet werden, haben Teams rund um die süditalienischen Projektmanager Agostino Riitani und Gianni Berardino zusammen mit dem Ethnologen Gianfranco Spitilli und dem Historiker Sebastian Marseiler gestaltet. Spitilli ist außerdem einer der Kuratoren der ersten Sonderausstellung am Campus Transhumanza: In „Wege aus Gras und Fels. Formen des mobilen Hirtenwesens in Europa” stellt er zusammen mit dem portugiesischen Künstler Luís Costa acht Beispiele europäischer Transhumanzen vor. „Die Ausstellung stellt den Kontext vor, in dem die Schnalser Transhumanz steht. Sie macht eine Art Gewebe sichtbar, das über Europa liegt. Die Ausstellung lädt zum Dialog im Zeichen des Respekts vor der kulturellen Vielfalt und vor dem Wissen der anderen ein”, so die Kuratoren.

Neben „Wege Gras und Fels” wird auch eine temporäre Videoinstallation der polnisch-britischen Künstlerin Joanna Piotrowska zu sehen sein. “Tactile Afferents” (dt. taktile Afferenzen; Nervenfasern, die uns ermöglichen Berührung, Druck etc. zu spüren) dauert sechs Minuten und ist in Zusammenarbeit mit dem Mailänder Designstudio Formafantasma und der Stiftung In Between Art Film aus Rom entstanden. Die Künstlerin lädt zu einer Auseinandersetzung mit der Komplexität von Gefühlen ein, die durch Berührung entstehen. Piotrowska projiziert diese Komplexität auf die Kommunikation zwischen zwei Arten, auf das Verhältnis von Menschen und Schafen. Sie stellt Berührung als eine Form von Wissen und als universelle Sprache vor: als Weg, sich Unbekanntem zu nähern.

Die Videoinstallation ist Teil der Wanderausstellung „Oltre Terra. Why wool matters”, die Simone Farresin and Andrea Trimarchi von Formafantasma zusammen mit dem norwegischen Nationalmuseum in Oslo 2023 gestaltet haben und die aktuell im Stedelijk Museum in Amsterdam zu sehen ist.Ergänzen werden die Ausstellungen für die kommenden Monate auch Bilder von Schnalser Jugendlichen, die im Rahmen eines Grafitti-Workshops mit dem Südtiroler Künstler Paul Löwe entstanden sind. „Wir haben uns mit dem Thema Transhumanz beschäftigt” erzählt Lisa Tappeiner, Leiterin des Jugentreffs Time Out in Karthaus. Außerdem vorgestellt wird ein Oral-History-Projekt der Schnalser Grundschulen, welches diese zusammen mit dem Kulturverein Schnals und mit dem Verein AISO – Associazione Italiana di Storia Orale durchgeführt haben.

Die Arbeiten vor Ort koordiniert haben Arch. Cristina Bernardini aus Meran und Florian Haller aus Naturns. Die Innengestaltung hat der süditalienische Architekt Amleto Picerno Ceraso entworfen.

Maßgeblich prägen werden den Museumsparcours außerdem Aktivstationen wie es sie im archeoParc und in verschiedenen Science Centers gibt, darunter etwa eine Aktivstation des Grödner Gestalters Teo Mahlknecht. Die Idee solcher Stationen geht auf den deutschen Philosophen und Pädagogen Hugo Kükelhaus zurück, der diese auf der Weltausstellung 1967 in Montreal erstmals als „Erfahrungsfeld der Sinne” vorgestellt hat.

Ein Ausblick 

An Teilen der Ausstellung wird aktuell noch gearbeitet, etwa an einer permanenten Multimedia- Schau zur Schnalser Transhumanz und an einer Skulptur von Elias Wallnöfer aus Laas und Harald Rainer aus Schnals. Die konspirative Steinmetz-Arbeit aus Psairer Gneis wird die Synergien der Hauptakteure der Transhumanz – Schaf, Mensch und Hund – darstellen. Ebenso in Arbeit ist das Betriebskonzept des Campus Transhumanza, daran arbeiten im Auftrag der Gemeinde und des Museumsvereins die Bozner Kommunikationsmanagerin Cristina Ferretti und Johanna Niederkofler.

Information Tage der offenen Tür:  www.archeoparc.it/kalender

Bezirk: Vinschgau

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen