Verborgene Kleinode, wunderbare Ensembles und Tourismuszonen im Grüne

Ortsbegehung des Heimatpflegeverbandes in Tramin

Samstag, 06. Juli 2019 | 18:15 Uhr

Von einzigartigen Renaissance-Fresken des Künstlers Bartlmä Dill Riemenschneider bis zu geplanten Tourismuszonen im Grünen war bei der Ortsbegehung in Tramin alles an Hochs und Tiefs dabei, das man sich nur vorstellen kann. Viel interessanter Diskussionsstoff also für die anwesenden Heimatpfleger und Gemeindevertreter, allen voran Obfrau Claudia Plaikner, Obfrau des Vereins für Kultur- und Heimatpflege Tramin Monika Oberhofer und Bürgermeister Wolfgang Oberhofer. Tramin ist ein typisches Straßendorf, das sich mit einer engen Bebauung entlang der historischen Hauptstraße an die Schutthügel der Weinhänge schmiegt. Die Straßenführungen, die der Topographie der Landschaft folgen, einen menschlichen Maßstab haben und niemals als gerade Linie oder Schneise in die Landschaft gesetzt wurden, prägen dieses einzigartige Weindorf und verleihen das besondere Flair und den angenehmen Reiz.

Ein verborgenes Kleinod

Ein einzigartiges aber leider nicht öffentlich zugängliches Juwel in Tramin ist das Ensemble Langenmantelhaus und der „Trinkturm mit Loggia“ im Ortsteil Betlehem. Mit seinen Fresken des Künstlers Bartlmä Dill Riemenschneider im Trinkturm und im Langenmantelhaus ist das Gebäude ein im gesamten Alpenraum einzigartiges Kulturgut. Alle Teilnehmer der Ortsbegehung zeigten sich begeistert von den wunderbaren und trotz des allgemein schlechten Zustands des Gebäudes noch sehr gut erhaltenen profanen Malereien des berühmten frühneuzeitlichen Malers. Die Möglichkeit dieses Kleinod zu begehen und zu besichtigen ist von großem öffentlichem und touristischem Interesse. Die Gemeindeverwaltung sollte sich unbedingt dafür starkmachen.

Neue Tourismuszonen im landwirtschaftlichen Grün

Der zurzeit noch boomende Touristenzustrom und das neue Raumordnungsgesetz bzw. die lange Übergangszeit bis zum Inkrafttreten desselben öffnen auch in Tramin Tür und Tor für wuchernde Bauspekulation, deren Narben das Dorfbild unwiederbringlich zu entstellen drohen. So sind etwa neue Tourismuszonen hinter dem Kirchturm sowie in Söll jeweils im landwirtschaftlichen Grün und zum Teil in der Ensembleschutzzone geplant. Die Ausweisung dieser touristischen Zonen und die touristische Entwicklung in Tramin insgesamt folgt derzeit leider keinem ganzheitlichen Konzept und folgt allzu oft Einzelinteressen.

Seit Jahren ein zentrales Thema: Die Verkehrsbelastung

Wie viele andere Dörfer Südtirols leidet auch Tramin unter einer enormen, größtenteils hausgemachten Automobilbelastung. Obwohl mit der Weinstraße bereits eine Umfahrung des Zentrums besteht, sind die engen Gassen im Dorfzentrum und der Hauptplatz stark frequentiert und – vielfach wild – zugeparkt. Fußgänger und Radfahrer sind auf Straßen und Plätzen benachteiligt.

Entgegen der Empfehlung von Verkehrsexperten möchte die Gemeindeverwaltung dieses Problem mit einer neuen Straße und einem neuen Parkplatz durch den und im bisher unverbauten Pfarranger lösen. Alle an der Ortsbegehung Beteiligten kamen zu dem Schluss, dass das geplante Projekt nicht sinnvoll ist und alternative Standorte für Parkplätze gefunden werden können.

Gewürztraminerweg

Die Errichtung eines Themenweges ist durchaus sinnvoll, doch sollte man dabei mit Bedacht vorgehen, orts- und landschaftsgerecht planen und sich auf wenige Elemente und Materialien beschränken. Die
(etwas) naturfremde und unzeitgemäße Gestaltung der ersten Station stößt deshalb auf die Kritik der Heimatpfleger.

Abschluss mit Film und Gewürztraminerverkostung

Zurück im Museum zeigte der Verein für Kultur und Heimatpflege Tramin noch einen Kurzfilm von Museumskustos Hermann Toll über die einzigartigen Fresken und den Verfall des Trinkturmes mit
Loggia im Dorfviertel Betlehem, der seit nunmehr 100 Jahren darauf wartet renoviert und öffentlich zugänglich gemacht zu werden. Abgeschlossen wurde die Ortsbegehung bei der Verkostung feiner Gewürztraminer und Blauburgunder. Hier ließen die Teilnehmer noch einmal die Eindrücke des wunderbaren und einzigartigen, aber gleichzeitig fragilen und bedrohten Ortsbildes Tramins Revue passieren.

 

Von: lup

Bezirk: Überetsch/Unterland