Tagung der Schuldirektoren

“Partizipation anders denken” 

Mittwoch, 19. Oktober 2016 | 17:01 Uhr

Brixen – Die Direktoren der deutschen Kindergärten und Schulen trafen sich in Brixen zur jährlichen Herbsttagung. Diese war dem Thema Partizipation gewidmet.

Die Herbsttagung der Direktoren der deutschen Kindergärten und Schulen stand dieses Jahr unter dem Leitgedanken “Alle wollen das Beste – für wen? Partizipation anders denken”. Das Thema wurde nicht zuletzt deshalb gewühlt, weil das Landesgesetz über die Mitbestimmungsgremien der Schulen aus dem Jahre 1995 demnächst überarbeitet werden soll.

Nach zwei Impulsreferaten von Schulamtsleiter Peter Höllrigl und Dorothea Minderop hatten die Direktorinnen und Direktoren am gestrigen Nachmittag die Gelegenheit, sich selbst Gedanken über die Mitbestimmung und Mitgestaltung auf den verschiedenen Ebenen zu machen und sich in Gruppen mit dem Thema Partizipation zu beschäftigen. Die Ergebnisse wurden bei der heutigen Abschlussveranstaltung vorgestellt und gemeinsam mit Bildungslandesrat Philipp Achammer besprochen.

Landesrat Achammer wies darauf hin, dass Partizipation nicht heiße, überall mit am Tisch zu sitzen. “Interessengruppen können nicht in jedem Gremium vertreten sein”, meinte er, “Es gilt, die Kompetenzbereiche klar abzustecken. Aber: Dort, wo Menschen an Gremien teilnehmen, müssen sie auch etwas zu sagen haben. Sonst wird Partizipation leicht zur Frustration.”

Achammer schlug vor, dass das neue Gesetz über die Mitbestimmungsgremien einen Rahmen vorgeben soll, innerhalb dessen die Schulen vor Ort die Möglichkeit haben, selbst zu gestalten. “Dies stellt eine Gratwanderung zwischen notwendiger Klarheit und Autonomie dar”, führte der Landesrat aus, “und mehr Autonomie kann durchaus auch zu Reibereien führen.” Daher brauche es die Bereitschaft, Kompromisse einzugehen.

Ein besonderes Lob sprach Achammer den Schulen für ihre Leistungen im Bereich der Integration aus. Die Schulen leisteten einen großen Beitrag für die Gesellschaft, indem sie jungen Menschen Perspektiven geben, unterstrich er. “Das, was Schule heute leistet, muss der Gesellschaft auch etwas wert sein”, betonte Achammer, und dafür müssen auch weiterhin die notwendigen Mittel bereitgestellt werden. Abschließend stellt er fest, dass vor allem zwei Aspekte des Südtiroler Bildungssystem außerhalb der Landesgrenzen immer wieder auf großes Interesse stoßen: Zum einen sei dies die inklusive Schule, die vor allem im deutschsprachigen Ausland oft als vorbildlich betrachtet wird, zum anderen die duale Ausbildung, die im Rest Italiens Modellcharakter besitze.

Schulamtsleiter Peter Höllrigl bekräftigte zum Abschluss der Tagung nochmal, wie wichtig und anspruchsvoll Partizipation sei. Er forderte dazu auf, den Prozess der Überarbeitung des Mitbestimmungsgesetzes aktiv anzugehen. “Unsere Verantwortung sehe ich vor allem darin, in der Dialektik unterschiedlicher Interessen immer wieder die zentrale Frage zu stellen: Wir wollen das Beste. – Für wen? Was könnte das Beste sein? Die Antwort: Es geht um das Lernen. Um so spannende Fragen wie etwa: Wie geht Lernen eigentlich? Was wissen wir über das Lernen? Wie können Kindergarten und Schule dazu beitragen, dass die Lernfreude erhalten bleibt, die jedes Kind als natürliche Fähigkeit von Anfang an mitbringt”, sagte der Schulamtsleiter und führte an, dass es nicht darum gehe, Menschen an ein System anzupassen, sondern darum, ein System so zu gestalten, dass sich die Menschen darin wohlfühlen.

Von: mk

Bezirk: Eisacktal