Zweites Klavier Recital im NOI

Pianisten mit Persönlichkeit

Mittwoch, 12. August 2020 | 10:52 Uhr

Bozen – Seit fast 20 Jahren findet das Busoni Festival alternierend mit den Finalrunden des Wettbewerbs statt, und hat seitdem dem Bozner Publikum (Wieder)begegnungen mit vielen markanten Preisträgern und großen Namen der Klavierwelt beschert. In Bozen zu spielen, wo ihre Karriere ihren entscheidenden Impuls erhielt, ist für die Preisträger des Wettbewerbs eine besondere Herzensangelegenheit. Das Festival jedoch lädt auch in diesem Jahr zu einem Wiedersehen mit drei Preisträgern ein: Nach Giuseppe Andaloro (erster Preis 2005) stehen noch die Recitals mit Anna Kravtchenko (erster Preis 1992) und Roberto Cominati (erster Preis 1993) in der halbüberdachten „Arena“ des NOI Techpark auf dem Programm.

Expressive Empfindsamkeit – Anna Kravchenko (13. August)

1992 war das für Anna Kravtchenko schicksalhafte Jahr, als sie den Busoni Klavierwettbewerb in Bozen gewann. Ihr 1. Preis war aus verschiedenen Gründen bemerkenswert: Sie brach damals einen regelrechten Bann, denn seit dem Erfolg der Russin Lilya Zilberstein war der Busoni Preis über vier Ausgaben in Folge nicht vergeben worden. Mit ihren gerade 16 Jahren und einer anrührend mädchenhaften Ausstrahlung stand Kravtchenko so nicht nur plötzlich auf Augenhöhe mit ihrer Vorgängerin Zilberstein, sie zog auch mit der vielleicht herausragendsten aller Busonipreisträgerinnen gleich – Martha Argerich, die genau gleich jung war, als sie 1957 mit der wichtigen Auszeichnung ihre bis heute beispiellose Karriere begann. Kravtchenkos reifer Interpretationsstil und ihre hochemotionale Expressivität hinterließen bei Publikum und Kritik einen bleibenden Eindruck. Sie folgte ihrem Lehrer Leonid Magarius von Kiew nach Imola, wo sie bis zum Jahr 2000 studierte und dann dem Lehrkörper beitrat, seit 2013 unterrichtet sie am Konservatorium von Lugano. Ihr Recital am 13.8. ist die erste Gelegenheit seit zehn Jahren, Anna Kravtchenko mit einem Soloprogramm in Bozen zu erleben, sie spielt Werke ihre persönlichen Lieblingskomponisten Robert Schumann, seine Fantasiestücke op. 12, den Faschingsschwank aus Wien op. 26 und den Carnaval op. 9

Kultiviert und geschliffen – Roberto Cominati (20. August)

Roberto Cominati gelang es ein Jahr nach Anna Kravtchenko den Busoni Wettbewerb für sich zu entscheiden, sein Erfolg begeisterte damals das Publikum nicht zuletzt, weil 17 Jahre lang kein Italiener mehr den wichtigsten Musikwettbewerb des Landes hatte gewinnen können. Als Pianist und Persönlichkeit steht Cominati selbstredend über nationalen Befindlichkeiten, sondern für ein kultiviertes, sensibles und intelligentes Klavierspiel und eine Pianistenlaufbahn abseits ausgetretener Pfade. Nicht zuletzt weil er, wie in Interviews selten unerwähnt bleibt, eine Zeitlang parallel zu seiner Tätigkeit als Pianist zusätzlich als Pilot im Linienbetrieb von Alitalia flog. Die Konzertaktivität des 1969 in Neapel geborenen Cominati ist nach wie vor rege, ebenso seine Aufnahmetätigkeit. Für Decca nahm er zuletzt Claude Debussys Gesamtwerk für Klavier auf zwei CDs auf. Nach Bozen ist Cominati, der sich gerne in Südtirol aufhält, inzwischen mehrfach als Mitglied der Jury des Busoniwettbewerbs zurückgekehrt, im vergangenen Jahr tourte er mit dem Haydn Orchester. Sein Recital am 20.8. verspricht jedoch etwas besonderes zu werden, schließlich spielt der als ausgewiesener Debussy- und Ravelspezialist geltende Cominati zunächst Werke von Georg Friedrich Händel in Bearbeitungen großer Komponisten und Pianisten, wie Franz Liszt oder Wilhelm Kempff, im zweiten Teil dann die Klaviersonate Nr. 3 von Frédéric Chopin.

Die Sitzplatzkapazitäten im NOI sind situationsbedingt beschränkt und für das Konzert am 13. bereits beinahe erschöpft, für den 20. August gibt es noch Karten. Eine rechtzeitige Reservierung wird dringend empfohlen:

+39 0471 053800, online www.ticket.bz.it oder via E-mail an info@ticket.bz.it

Von: mk

Bezirk: Bozen