Von: mk
Bozen – Geschlechterrollen und ihre Folgen: Diesem Thema widmet der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen im Jahr 2017 einen besonderen Schwerpunkt und die zum Frauentag erschiene eres. Außerdem lädt der Landesbeirat wieder anlässlich des Weltfrauentages in den Filmclub.
Manche glauben in Sachen Emanzipation sei schon alles geschafft. Von wegen! Noch immer teilen sich die Männer die Top-Jobs. Noch immer verdienen Frauen, auch in Südtirol, 17 Prozent weniger für die gleiche Arbeit, Noch immer erweist sich Mutterschaft als Karrierebremse Nummer eins. Frauen zerreißen sich häufig an Teilzeit-Job und Kindern. Was wir da nicht brauchen sind Männer, die bei der Familienarbeit nicht mitziehen; zu viel weibliches Verständnis für haushaltsfaule Kerle und Chefs, die engagierte Väter mit Karriereeinbußen bestrafen.
Deshalb gilt es hier umzudenken! Stereotype Rollenmuster werden bereits in der frühen Kindheit, oft auf unbewusste Weise vermittelt und beeinflussen unsere Denk- und Handelsweise – trotz der rechtlich abgesicherten Gleichstellung der Frau und der großen gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Besonders deutlich wird der Einfluss von Rollenbildern in der Berufswahl von Frauen, die auch heute noch traditionell geprägt ist. So rangieren technische Berufe weit hinten auf der Wunschliste junger Mädchen. Deshalb befasst sich auch die neue Eres mit dem Thema Rollenbilder und zeigt auf, wie sehr ein Umdenken in Bezug auf unser Frauen- und Männerbild erforderlich ist, um eine tatsächliche Gleichstellung der Frau auf allen beruflichen und gesellschaftlichen Ebenen zu erreichen.
Experten sind sich einig darüber, dass ein Zusammenhang zwischen stereotypen Rollenbildern und geschlechtsspezifischer Gewalt besteht und auch im Schlussdokument der UN-Kommission zur Stellung der Frau vom März 2013 wird dieser Zusammenhang deutlich gemacht. Wenn geschlechtsspezifische Gewalt bekämpft werden soll, müssen demzufolge auch Rollenbilder in unserer Gesellschaft hinterfragt und alte Denkmuster aufgebrochen werden. Dazu meint die Präsdentin des Landesbeirates für Chancengleichheit, Ulrike Oberhammer: „Auch die vielen Anfeindungen im Netz, denen vor allem Frauen des öffentlichen Lebens ausgesetzt sind, sind ein Ausdruck alter Denkmuster. Diese haben auch in Südtirol tiefe Wurzeln, wie die jüngesten Vorfälle um die grüne Politikerin Brigitte Foppa zeigen. Um so wichtiger ist es, dass sich Frauen nicht in die Opferrolle drängen lassen, sondern Stärke zeigen und jeden Übergriff, auch den verbalen, zur Anzeige bringen.“ Die Präsidentin verweist auch darauf, dass die Diskussionen in Amerika und die weltweiten Protest zeigen, dass Frauenrechte noch immer keine Selbstverständlichkeit sind und wir auf der Hut sein müssen, damit erworbene Rechte nicht wieder gestrichen werden. Es bräuchte auf der Welt viel mehr positive Beispiele wie den kanadischen Ministerpräsidenten Trudeau, der sich öffentlich als Feminist outet oder die Schauspieler der Serie „The Big Bang Theorie“, die auf einen Teil ihrer Gage zu Gunsten der weiblichen Kolleginnen verzichtet haben, damit alle gleich viel verdienen. Oder Frauen, wie Susan Sarandon, die öffentlich den Nachfolger von Obama kritisiert hat.
Und um Frauen, die Stärke zeigen, geht es auch in den Filmen, der anlässlich des Weltfrauentages am 8. März in Zusammenarbeit mit dem Filmclub gezeigt werden Um 18.30 steht die Tragikomödie „Alles was kommt“ unter der Regie von Mia Hansen-Løve in deutscher Sprache auf dem Programm. Sie erzählt vom Leben der Pariser Philosophielehrerin Nathalie, (Isabelle Huppert), die nach dem plötzlichen Ende ihrer Ehe ihr Leben neu regeln muss. Es folgt der italienischsprachige Film „Aquarius“ des brasilianischen Regisseurs Kleber Mendonça Filho, mit Sonja Braga in der Hauprolle. Sie spielt Claudia, die letzte kämpferische Bewohnerin eines zum Abriss bestimmten Gebäudes, das einem Luxuswolkenkratzer Platz machen soll. Beginn des italienischsprachigen Films ist um 20.30 Uhr.