Vor kurzem verstorben

SHB: Zum Tod des Freiheitskämpfers für Südtirol Heinrich Bünger

Sonntag, 04. Dezember 2016 | 15:58 Uhr

Bozen – Am 21. November 2016 starb Dr. Heinrich Bünger im Alter von 81 Jahren. Hierbei handelt es sich um einen im Kölner Südtirolprozess Verurteilten. “Dieses Verfahren wurde von der Kölner Staatsanwaltschaft von 1963 bis 1982 knapp 19 Jahre betrieben und war bei uns kaum oder gar nicht bekannt”, berichtet SHB-Obmann Roland Lang.

“Nach der 1964 in Ost-Berlin durch das Oberste Gericht der DDR erfolgten Schuldspruch gegen Herbert K. wurde zwei Jahre später der Diplom-Chemiker in Leverkusen verhaftet und rund sechseinhalb Monate lang in Köln eingesperrt. 1967 wurde er mit rigorosen Meldeauflagen und Reiseverbot aus der Haft entlassen”, so der Südtiroler Heimatbund.

“Da Stasi-Chef Erich Mielke, SED-Chefpropagandist Albert Norden und das DDR-Regime an der Durchführung eines Südtirolprozesses in Westdeutschland Interesse zeigten, ist heutzutage erstaunlich. Sie wollten deren faschistisch-revanchistischen Geist in der Weltöffentlichkeit kundgeben. Auf diese Weise wurde die Anklage gegen Bünger erst durchführbar. Ende Mai 1980 wurde er zu dreieihalb Jahren Haft verurteilt. Erster Zeuge in der mit 47 Verhandlungstagen von Oktober 1979 bis Mai 1980 vor dem Landgericht Köln dauernden Hauptverhandlung war der 55jährige italienische Geheimdienstler Dr. Silvano Russomanno, der sich vor Gericht als „Mitglied der italienischen Nationalpolizei“ bezeichnete und einige Monate später aber selbst wegen Unterstützung der „Roten Brigaden“ in Rom verhaftet wurde”, so Lang.

“Auf die Revision des Verurteilten hob der Karlsruher Bundesgerichtshof die Verurteilungen 1982 auf. Die Staatsanwaltschaft Bonn stellte das wegen Überlänge menschenrechtswidrige Verfahren ein, weil dessen Geist laut Gesetz die Gefahr eines Nachteils für die Bundesrepublik Deutschland herbeiführen würde. Der Südtiroler Heimatbund möchte mit diesen Zeilen Heinrich Büngers Gattin Brigitte und allen Verwandten und Bekannten ein mit stillen Grüßen verknüpftes aufrichtiges Beileid und auch einen Dank für den Einsatz für Südtirol aussprechen”, so Lang abschließend.

Von: luk