Von: mk
Bozen – Anlässlich des Internationalen Tags der Jugend am 12. August stellte der Südtiroler Jugendring (SJR) im Rahmen einer Pressekonferenz seine Umfrage zu den Sichtweisen von jungen Menschen in Bezug auf Corona und die damit einhergehenden Herausforderungen in Südtirol vor.
„Wir haben die Umfrage durchgeführt, um jungen Menschen eine Stimme zu verleihen, um ihre Sicht auf die Coronakrise aufzuzeigen. Sie ist natürlich auch eine gute Basis, um feststellen zu können, was junge Menschen brauchen, wo Handlungsbedarf besteht“ erklärte Tanja Rainer, SJR-Vorsitzende, die Beweggründe.
3.435 Jugendliche im Alter von zwölf bis 25 Jahren haben an der SJR-Umfrage teilgenommen, der Großteil derselben aus ländlichen Gemeinden (79,2 Prozent) und der deutschen Sprachgruppe zugehörig (90,5 Prozent).
Michael Kaun, Stellvertretender SJR-Vorsitzender, ging anfangs auf das Thema ein, wie genau sich die Jugendlichen an Sicherheitsbestimmungen halten. „Es hat sich gezeigt, dass sich die Mehrheit sehr wohl an die Corona-Regeln hält. Dieses macht wieder einmal deutlich, dass der nicht so selten gehörte Vorwurf, dass sich gerade die jungen Menschen nicht an die gesetzlichen Vorgaben halten würden, nicht zustimmend ist“, so Kaun zu den entsprechenden Ergebnissen der SJR-Umfrage.
Kaun erläuterte zudem die Zufriedenheit der Zwölf- bis 25-Jährigen mit der Art und Weise, wie sie ihre Zeit verbringen. Hierbei wurde deutlich, dass die Zufriedenheit in der Coronazeit gesunken ist. In Bezug auf die Zufriedenheit im eigenen Zuhause gaben aber ca. 80 Prozent an, dass sie eine gute Zeit in ihrem Zuhause haben (ca. zehn Prozent stimmten dem einigermaßen zu und etwa sieben Prozent sahen das nicht so).
Katharina van Rossem, SJR-Vorstandsmitglied, ging auf das Freizeitverhalten der jungen Menschen ein. „In der Coronazeit wurden weniger oft Freundinnen und Freunde getroffen. Auch der Aufenthalt im Freien und die sportlichen Betätigungen wurden weniger. Zugenommen dagegen haben die Zeit, die mit der Familie verbracht wird, die Langeweile und das Mithelfen im Haushalt wie auch das Lernen und Hausaufgaben machen“, so van Rossem.
In Bezug auf die Sorgen der jungen Menschen stellte sich heraus, dass vor allem das weltweite Geschehen den Jugendlichen Kopfzerbrechen bereitet. Als Informationsquellen in Bezug auf die Pandemie wurden primär das Elternhaus und die Nachrichtendienste genannt, während die Politik und andere Institutionen deutlich weniger ins Gewicht fielen.
Interessant ist zudem, dass ca. 35 Prozent den Eindruck haben, dass ihre Sorgen nicht gehört werden. „Auf die Frage, wen die Jugendlichen in der aktuellen Situation bei Sorgen oder Problemen ansprechen würden, wird am häufigsten die Mutter, am zweithäufigsten gute Freund/innen und am dritthäufigsten der Vater angegeben“, so Philipp Tarfusser, SJR-Vorstandsmitglied.
Aufhorchen lassen zudem einzelne Statements, die die jungen Menschen im Zuge der SJR-Umfrage vorbringen konnten. „Diese Aussagen sind zwar nicht repräsentativ, bringen aber die Stimmung und Ansichten der Jugendlichen gut auf den Punkt“ erklärte Alex Niedermayr, SJR-Vorstandsmitglied. So wurde z.B. vorgebracht, dass die Kinder/Jugendlichen vom System vergessen worden seien oder dass es ein bisschen schade sei, dass die Jungen ihre Jugend nicht ausleben dürfen. Genannt wurde auch, dass die Sorge bestehe, dass zwischen den Ländern oder Staaten Streitigkeiten entstehen könnten und zudem wurde der Fernunterricht oft thematisiert.
Ausgehend davon sieht der Südtiroler Jugendring Handlungsbedarf vor allem in vier Bereichen. „Erstens braucht es eine Überprüfung von Gesetzesvorhaben in Zusammenhang mit Corona auf deren mittelbare und unmittelbare Auswirkung auf Kinder und Jugendliche. Zu berücksichtigen sind hierbei insbesondere die möglichen psychischen Folgen etwaiger Maßnahmen für junge Menschen“ so Tanja Rainer. Zweitens fordert der SJR die Gewährleistung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit aller Maßnahmen, die aufgrund von Krisen getroffen werden, im Sinne der Generationengerechtigkeit. Drittens benötige es Anreize und Unterstützungsmaßnahmen, um einem Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Als vierten Punkt fordert der SJR die Einsetzung einer Expertengruppe, die interdisziplinär zusammengesetzt ist und Vorschläge ausarbeitet, um den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden.
„Wir haben diese Punkte auch in Form einer Resolution gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen beschlossen und den politischen Entscheidungsträger/innen übermittelt – in der Hoffnung, dass sie möglichst rasch Berücksichtigung finden“, so Tanja Rainer abschließend.