Tagung

Südtirol 1918 – 2018: Barriere oder Klammer zwischen Österreich und Italien?

Montag, 20. Februar 2017 | 13:24 Uhr

Bozen/Rom – Das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen arbeitet mit dem Österreichischen Historischen Institut Rom zusammen und organisiert eine Studientagung zu den Beziehungen zwischen Italien und Österreich am Beispiel der Südtirolfrage. Die Südtirolthematik wurde in beiden Staaten zu einem konstanten Element nicht nur des bilateralen, sondern auch des innerstaatlichen politischen Diskurses. Ungeachtet zahlreicher Perspektiven- und Paradigmenwechsel blieb das Thema von ungebrochener Bedeutung für die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern.

Ziel der Tagung ist eine Neubewertung des Verhältnisses zwischen Österreich und Italien in den vergangenen 100 Jahren vor dem Hintergrund der Transformation eines ehemals konfliktgeladenen Grenzgebietes zu einem Faktor grenzüberschreitender Kooperation. Ausgehend von der kurzen Nachkriegsphase, als das Land unter die Verwaltung schwacher liberaler Regierungen Italiens kam, über die faschistische Italianisierung und die dennoch privilegierten Beziehungen zwischen Wien und Rom in den Phase zwischen 1934 bis 1938 bis hin zur nationalsozialistischen Besetzung und der politisch schwierigen Wiederaufbauphase auf Basis des Gruber-De Gasperi-Abkommens. Auch die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war gekennzeichnet von mehreren Perspektivenwechseln: Der Staatsvertrag von 1955, der auch für die Südtirolfrage von nachhaltiger Bedeutung war, sowie die darauf folgende lange Phase von Verhandlungen, gekennzeichnet von abwechselnden Verhärtungen und Annäherungen, und schließlich das zweite Autonomiestatut von 1972, das zu einer Entspannungsphase führte. Diese konnte durch den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union noch dynamischer gestaltet werden, weil erst damit eine noch engere Zusammenarbeit bis hin zur Schaffung der Euregio Tirol möglich wurde.

Die im Titel implizierte historische „Grenzüberschreitung“ bis zum Jahr 2018 soll zu Reflexionen über die Perspektiven einer weitgehend konsolidierten Zusammenarbeit und die künftige Positionierung Südtirols als Bindeglied zwischen den beiden Staaten anregen.

Die Tagung findet am Sitz des Österreichischen Historischen Instituts in Rom, Bruno Buozzi-Str. 113 statt. Es sind Vorträge von Andrea Di Michele, Eva Pfanzelter, Jörg Ernesti, Stefan Lechner, Peter Thaler, Federico Scarano, Giulia Caccamo, Thomas Riegler, Joachim Gatterer, Luciano Monzali und Hans Heiss vorgesehen.

 

Von: mk

Bezirk: Bozen