Von: lup
Bozen – Die letzte Festivalwoche wird am Montag, den 24. Juli im Stadttheater von den jungen Tänzerinnen und Tänzern der französischen Groupe Grenade unter Leitung von Josette Baïz eröffnet, die seit mehr als dreißig Jahren zusammen mit Kindern und Jugendlichen die Poetik der Bewegung erkundet. Die Aufführung mit dem vielsagenden Titel Demain, c’est loin! (Morgen ist weit!) reflektiert in drei Choreografien, in denen sich die überschäumende Energie und der Geist der Rebellion mit der bravourösen Körperbeherrschung der mehr als dreißig jugendlichen Interpreten zu einem explosiven Gemisch verbinden, über das Ob und Wie einer lebenswerte Zukunft für die jungen Menschen von heute.
„Zwischen Klimawandel, den Grenzen und der Zukunft des Planeten stehen die jungen Leute ratlos vor der Frage, welche Zukunft sie erwartet, und viele haben den Glauben an die Planbarkeit der Zukunft verloren.“ So erklärt Josette Baïz, Gründerin der Groupe Grenade, den Titel des facettenreichen Programms, das anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Kompanie entstand.
Josette Baïz arbeitet fast ausschließlich mit jungen Menschen, seit ihr das Französische Kulturministerium 1989 eine einjährige Residenz in einer Grundschule im Norden von Marseille anbot. Die Begegnung mit Jugendlichen aus unterschiedlichen Kulturen, mit den Tanzstilen Breakdance und Smurf, mit orientalischen, indischen und afrikanischen Tänzen sowie den Volkstänzen der Sinti und Roma bewirkten, dass sie ihren kreativen Schaffensprozess neu überdachte. In der Folge entstand 1992 die Groupe Grenade mit gut 30 jugendlichen Tänzerinnen und Tänzern. 1998 beschloss sie, ihren mit Groupe Grenade eingeschlagenen Weg der Interkulturalität dauerhaft zu beschreiten und gründete die Compagnie Grenade mit anfangs fünf in der Groupe herangereiften Tänzer:innen. Heute zählt Grenade insgesamt mehr als 60 Mitgliedern, verteilt auf die Groupe (ungefähr 50 im Alter von 7 bis 18 Jahren) und die Compagnie (ein Dutzend Profitänzer). Zum Repertoire des Ensembles gehören Werke der bedeutendsten Autoren unserer Tage.
In Demain, c’est loin! teilen sich drei zeitgenössische Stücke die Bühne, die alle der Frage nachgehen, wie sich die junge Generation in der Welt von morgen behaupten kann. Die ergreifende Arbeit von Lucy Guerin How can we live together? sucht, wie schon der Titel sagt, nach Lösungen, um eine Welt im Niedergang neu aufzubauen, und ist gewissermaßen eine Antwort auf den rebellisch-wütenden, atemberaubenden Tanz von Room with a view von (La)Horde.
Die Neuinszenierung von 25e parallèle für fünf Mädchen, einem frühen Werk von Josette Baïz, mit dem sie vor vierzig Jahren den namhaften Concours de Bagnolet gewann, vervollständigt dieses beeindruckende Triptychon über das Zusammenleben und die absolute Notwendigkeit des Tanzes in der Zukunft.
(Stadttheater, 24. Juli, 21 Uhr, Einzelticket 22 €; ermäßigt 20 €/8 €/3 €)
Im Anschluss an die Aufführung findet ein Gespräch mit Josette Baïz im Foyer im 1. Stock des Stadttheater statt.