Von: ka
Bozen – Insgesamt 17.422 Tage haben Freiwillige in diesem Jahr auf Südtiroler Bergbauernhöfen geholfen. Der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze (VFA) hat sich dafür heute (30. September) bei ihnen bedankt und im Bürgerhaus von Sarnthein mit Helferinnen, Helfern und Förderern Erntedank gefeiert.
Auf vielen Südtiroler Bergbauernhöfen sind freiwillige Helferinnen und Helfer nicht mehr wegzudenken. So haben in diesem Jahr 259 Bauernhöfe beim Verein Freiwillige Arbeitseinsätze um Hilfe angesucht, die meisten liegen im Vinschgau (37,9 %), im Burggrafenamt (25 %) und im Pustertal (21,9 %).
Die Freiwilligen greifen den heimischen Bergbauernfamilien überall dort unter die Arme, wo sie Unterstützung brauchen: Auf den Wiesen und Feldern, im Wald, im Stall, in Haushalt und Garten, beim Betreuen der Kinder oder in der Pflege älterer Menschen und solcher mit Beeinträchtigung – und bekommen dafür nur Kost und Logis. „Dafür möchten wir mit dieser Feier danke sagen, denn es ist alles andere als selbstverständlich“, unterstrich der Obmann des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze, Georg Mayr, beim traditionellen Erntedank-Fest im Bürgerhaus von Sarnthein.
Monika Thaler, Koordinatorin des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze, ließ mit einer Fotosequenz das Einsatzjahr Revue passieren: Insgesamt wurden in diesem Jahr 17.422 Einsatztage auf den Höfen abgeleistet. Dabei habe man versucht, alle Anfragen zu berücksichtigen und allen Antragstellern zu helfen. Der Großteil der Freiwilligen kommt nach wie vor aus Deutschland (rund 76 Prozent), jeder zehnte kommt aus Südtirol. Der Großteil der Südtiroler Freiwilligen stammt aus Bozen und Umgebung (26,3 %) sowie dem Pustertal (23 %), gefolgt von Unterlandler (20,2 %) und Eisacktaler Freiwilligen (15.5 %), die 2023 einen freiwilligen Arbeitseinsatz geleistet haben. Die meisten Freiwilligen sind zwischen 40 und 60 Jahre alt.
Ein freiwilliger Arbeitseinsatz sei immer auch eine wertvolle Erfahrung, für Freiwillige wie Bauern gleichermaßen. „Es tut beiden Seiten gut, neue Kontakte zu knüpfen, die vom eigenen Alltag ablenken“, sagte Georg Mayr. Inzwischen halten sich männliche und weibliche Helfer die Waage. War der Anteil an Helferinnen im Jahr 2005 noch bei 39 Prozent, so sind es inzwischen 49,7 Prozent, also ziemlich genau die Hälfte.
Mit einem Arbeitseinsatz würden Freiwillige nicht nur den Bergbäuerinnen und Bergbauern unterstützen, sondern ihr Leben mit neuen Impulsen bereichern, meinte Mayr.
„Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand seine Freizeit für einen freiwilligen Arbeitseinsatz opfert, dafür müsse man sich aus seiner Komfortzone herausbewegen und den Mut fassen, sich auf etwas Neues einzulassen“, erklärte Monika Thaler. „Viele schätzen bei einem freiwilligen Arbeitseinsatz aber, für eine kurze Zeit nahe an der Natur und im Rhythmus der Tiere und landwirtschaftlichen Arbeiten zu leben.“ Trotz der vielen positiven Erfahrungen, die Freiwillige bei der Mitarbeit auf einem Bergbauernhof sammeln können, sei diese Art der Freiwilligenarbeit aber von unschätzbarem Wert. „Auch in diesem Jahr haben wir viele Geschichten erlebt, die für Helferinnen/Helfer und Bauernfamilien unvergesslich bleiben. Dann verlas sie den Bericht einer Freiwilligen, der auf amüsante Weise schilderte, wie sie bei ihrem Arbeitseinsatz gleich Teil der Bergbauernfamilie wurde und trotz der Strapazen der schweren Arbeit Geborgenheit und Glück hat erleben dürfen.
Über 100 Freiwillige waren zum Erntedank-Fest ins Sarntal gekommen. „Natürlich ist es nicht allen Freiwilligen aus dem Ausland möglich, an der Feier teilzunehmen, da sie arbeiten müssen oder die Anfahrt für einen halben Tag einfach zu aufwändig wäre. Dennoch bin ich immer wieder überrascht, wie viele sich doch auf den Weg machen und die Feier mit einem Kurzurlaub verbinden“, freut sich Georg Mayr. Er dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Büro des Veriens, allen voran Koordinatorin Monika Thaler, und den Trägerorganisationen Caritas, Lebenshilfe, Jugendring und Südtiroler Bauernbund.
Viel Lob gab es von den Ehrengästen: Landeshauptmann Arno Kompatscher dankte den Freiwilligen für ihren großen Einsatz und dem Verein Freiwillige Arbeitseinsätze für seine Vermittlerrolle. „Ich hoffe aber, dass diese Arbeitseinsätze für Sie als Helferinnen und Helfer auch wertvoll sind und dass sie viel daraus schöpfen“, unterstrich er.
Sarntals Bürgermeister Christian Reichsigl unterstrich den Wert der freiwilligen Helferinnen und Helfer und seine Freude darüber, dass das Erntedankfest bereits seit 16 Jahren im Bürgersaal von Sarnthein stattfindet.
Landesbäuerin Antonia Egger dankte dafür, dass die Freiwilligen den Südtiroler Bäuerinnen und Bauern unter die Arme greifen und darüber hinaus auch menschlich eine Unterstützung für die Bergbauern im Land darstellen.
Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer meinte: „Was wäre Südtirol ohne Euch?“ Dieser Frage müsse man sich stellen. Einen Teil der Landschaft dieses Landes sei so wie sie ist, auch weil es freiwillige Helferinnen und Helfer gibt, die sie mitprägen.
Für Schmunzeln sorgte der Bericht von Maria Lanthaler vom Untertappeinhof im Vinschgau. Die Arbeit am Hof sei immer viel, erzählte die Bäuerin. Ein Zufall habe es gewollt, dass die Bauernfamilie vom Verein Freiwillige Arbeitseinsätze erfuhr, sie meldeten sich und bald kam der erste Helfer auf den Hof. Inzwischen sind sie zu einer festen Größe am Hof geworden. „Wir können viel voneinander lernen“, meinte die Bäuerin. „Wir Bauern sind so in unseren Alltag eingebunden, dass wir oft die Schönheit rund um uns herum nicht mehr wahrnehmen. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer könnten einem oft die Augen öffnen. Auf jeden Fall seien sie eine Bereicherung für den Hof: „Wenn wir schon nicht in die Welt hinauskommen, so kommt durch die Freiwilligen die Welt eben zu uns“, sagte sie.
Stellvertretend für die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer erhielten einige von ihnen ein kleines Geschenk. Auch für sie gab es viel Applaus. Den Wortgottesdienst beim Erntedank-Fest gestaltete der Dekan von Sarntal, Pater Basilius Schlögel. Musikalisch umrahmt wurde er von Birgits Singgruppe.