Von: mk
Bozen – Die neue Filmproduktion von Hollywood-Star Brad Pitt trägt auch ein Stück Südtirol in sich. Im Independent-Film „The Last Black Man in San Francisco“ ist ein Song, der vom Südtiroler A-capella-Chor “Choriosum” gesungen und auf YouTube veröffentlicht wurde, Teil des Soundtracks. Dabei handelt sich um eine Interpretation des Liedes „Blue“ der kanadischen Musikerin Joni Mitchell. Dass Brad Pitt und sein Team auf den Song aufmerksam wurden, ist eine große Wertschätzung, wie Chorleiter Hannes Knollseisen im Interview mit Südtirol News erklärt.
Südtirol News: Was ist das Markenzeichen vom Chor „Choriusum“?
Hannes Knollseisen: Der Chor „Choriusum besteht seit 2004 und es gibt es eine Besonderheit: Wir widmen uns 100 Prozent dem A cappella, wobei wir uns auf Pop- und Rocknummern spezialisiert haben. Wir lassen nur unsere Stimmen erklingen. Neben dem Gesang imitieren wir damit E-Gitarre, Schlagzeug und Keyboard. Wir nehmen jährlich ein größeres Projekt in Angriff. Unser letztes großes Projekt war ein Liederabend in den Jahren 2017 und 2018, der Giorgio Moroder gewidmet war.
Was macht den Chor sonst noch speziell?
Wir proben zwar in Bozen, doch unsere Sängerinnen und Sänger kommen aus dem ganzen Land – von Welsberg bis Meran, vom Ritten bis hin ins Überetsch.
Nun ist ihre Interpretation des melancholischen und sehnsuchtsvollen Song „Blue“ von Joni Mitchell für den Soundtrack des Independent-Films „The Last Black Man in San Francisco“ ausgewählt worden. Produzent ist Hollywood-Star Brad Pitt. Wie kam es dazu?
Das ist eigentlich schon länger her. 2018 hat uns ein gewisser Terry Dambrosio vom Produktionsteam eine E-Mail geschrieben. Er hat unsere Interpretation des Liedes von Joni Mitchel auf Youtube entdeckt. Zuerst haben wir diese E-Mail gar nicht beachtet. Wir hielten das Ganze für einen Witz und glaubten, es handelt sich um eine Spam-Nachricht. Doch das Team blieb hartnäckig und hat uns über Wochen hinweg Anfragen geschickt. Schließlich verstanden wir, dass es sich um einen Independent Film handelte. Dann dachten wir uns: Denen wir können wir wohl helfen (lacht).
Wie ging es dann weiter?
Plötzlich wurde alles ganz dringend. Es ging um die Lizenzen und wir mussten der Freigabe zustimmen. Uns wurde ein Vertrag zugeschickt. Der Film ist im Jänner 2019 bereits beim Sundance Filmfestival vorgeführt worden. Zunächst wurde der Film aber nur in Amerika ausgestrahlt und wir durften auch niemandem die Sequenzen zeigen, bei denen unser Stück verwendet wird. Neu ist nun, dass seit 22. Dezember 2022 – also erst seit wenigen Wochen – der Film auch auf Netflix und damit auch in Europa ausgestrahlt wird.
Wann habt ihr gemerkt, dass unter anderem Brad Pitt hinter dem Filmprojekt steckt?
Das war im Sommer 2019. Als der Film auf Netflix gezeigt wurde, haben uns auch Personen darauf aufmerksam gemacht, dass der Name „Choriosum“ im Abspann erwähnt wird.
Warum glauben Sie, dass ausgerechnet ihre Interpretation des Liedes das Filmteam überzeugt hat?
Ich kann nur sagen, dass wir als Chor sehr viel Energie in das Projekt hineingesteckt haben. Wir haben für die Aufnahme viel geprobt. Es war ein extrem schwieriges Arrangement, bei dem wir alle Register gezogen haben. Doch der Chor hat das mitgetragen und es hat uns sehr viel gegeben. Zuletzt wurde der Song im Jahr 2016 für die CD „Choriosum on Air“ in einem Tonstudio professionell auf CD aufgenommen, was auch nicht selbstverständlich ist. Diese Aufnahme haben wir dann dem Filmteam zur Verfügung gestellt.
Der Film „The Last Black Man in San Francisco“ handelt von einem jungen Schwarzen in San Francisco, der versucht, das von seinem Großvater erbaute viktorianisches Elternhaus wieder in den Besitz der Familie zu bringen, und wurde mehrfach ausgezeichnet. Wie fühlt es sich an, ein Teil davon zu sein?
Das ist eine große Anerkennung für den Chor, für seine Sängerinnen und Sänger, die sich einmal in der Woche zur Probe treffen. Es ist eine große Wertschätzung.