Von: apa
Gut Ding braucht Weile: Vor knapp fünf Jahren gab es die ersten musikalischen Lebenszeichen der Rockband Friedberg. Nach einer EP zwei Jahre später folgt nun das lange erwartete Debüt der Gruppe um Sängerin, Gitarristin und Songwriterin Anna Friedberg. “Ich bin sowieso nicht die Schnellste”, lachte die österreichische Musikerin, “weil ich mir schwer tue mit Entscheidungen.” Das Warten hat sich aber gelohnt.
Mit den zehn Stücken von “Hardcore Workout Queen” setzt Friedberg, die früher als Anna F. bekannt war, ihren bisherigen Weg fort: Entspannte Rocksounds werden mit viel Groove aufgeladen, ein paar elektronische Einsprengsel dürfen nicht fehlen sowie die seit Bandbeginn vorhandenen Kuhglocken. Dass viele Ideen ihren Anfang unter der kalifornischen Sonne hatten, ist bei Stücken wie “100 Times” oder “So Dope” nicht schwer zu erraten.
Seit der treffend “Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah” betitelten EP von 2021 sei sie ständig am Tüfteln gewesen, erzählt Friedberg im APA-Gespräch. “Ich habe immer an Ideen gearbeitet. Hauptsächlich waren jetzt zwei Produzenten dabei, nämlich Daniel Brandt und Matthias Biermann, die auch schon am Anfang involviert waren. Und dann gab es noch Dan Carey, der mir wiederum Oli Bayston empfohlen hat. Er hat nochmal für alle Songs zusätzliche Produktion gemacht und alles gemischt. Er hatte wirklich genau den gleichen Geschmack. Wir haben es nicht mehr aus der Hand gegeben.”
Ihre Bandkolleginnen Emily Linden (Gitarre), Cheryl Pinero (Bass) und Laura Williams (Schlagzeug) kommen dann erst für die Livearrangements hinzu. “Die sind auch wirklich anders als die Aufnahmen”, so Friedberg. “Wir machen dann längere Versionen mit Percussionjams, die auch mehr Energie haben. Alles andere mache ich aber immer noch alleine.” Letztlich sei der kreative Prozess eine Möglichkeit des Loslassens. “Ich bin niemals glücklicher, als wenn ich kreativ etwas schaffe. Da vergisst man einfach alles – ich zumindest.”
Im Titelsong nimmt die Musikerin den allgegenwärtigen “Selbstoptimierungswahn” augenzwinkernd in Angriff. “Oft macht man das ja auch mit. Und wenn nicht, weil man mal ein Packerl Chips isst, dann fühlt man sich schlecht, während die anderen bereits zum dritten Mal ums Haus laufen.” Die Lyrics seien aber trotzdem “liebevoll, immerhin feuert man die, die vorbeilaufen, ja an. Man kann nur selber gerade nicht mitlaufen.”
Dass die Synthies diesmal etwas dominanter als auf den bisherigen Veröffentlichungen sind, sei ein bewusster Schritt gewesen. “Ich finde den Kontrast von Gitarren und Synthesizern cool. Oder einfach ein geiler Groove mit Percussion, Synthies und E-Gitarren.” So würden die Songs auch über das Alternative-Rock-Segment hinausreichen. Gerade über die Songlängen, die gerne Richtung sechs Minuten tendieren, könne man “reinkippen”, nickte Friedberg. “Es beginnt klein und wird dann immer größer und größer.”
Damit stellt sich die Musikerin auch gegen gängige Trends der Welten TikTok oder Spotify, wo mittlerweile ein Track ja quasi mit dem Refrain beginnen müsse und kaum die Zwei-Minuten-Marke überschreitet. “Ich finde das total schrecklich, weil man keinen Bezug mehr zur Musik hat. Es gibt einfach nur diese Playlists, und du weißt gar nicht genau, welche Künstlerin oder welcher Künstler das ist.” Eine Überlänge fürs Radio zu kürzen, sei schon in Ordnung, “aber der Song muss immer noch passen. Wenn dann nichts mehr übrig bleibt, gefällt das ja niemandem mehr.”
Gleichzeitig würden die diversen Social-Media-Kanäle auch zeigen, wie viel Druck heutzutage auf Künstlern laste. “Ich finde es schrecklich, dass man heute alles selber macht, sogar die Promotion. Einfach alles! Die Zeit, die ich mit Musik verbringe, ist so klein im Vergleich zu allem anderen”, gab Friedberg zu bedenken. “Ich glaube schon, dass das mal anders war. Andererseits bin ich auch ein Kontrollfreak”, lachte sie. “Ich kann Sachen nur schwer abgeben.” Immerhin live können sich wohl alle fallen lassen: Im Dezember geht die Band auf Österreichtournee.
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E – Friedberg auf Tour: 10.12. Rockhouse Salzburg, 11.12. Conrad Sohm Dornbirn, 12.12. Posthof Linz, 13.12. PPC Graz und 14.12. Flex Wien; https://friedbergmusic.com)
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