Von: apa
Es ist ein kleines Schatzkästchen, das der große Regisseur Edgar Reitz für sein Alterswerk “Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes” geschaffen hat. Das Kammerspiel ist gleichsam das Gegenstück zur monumentalen “Heimat”-Chronik des Filmemachers, die auf 31 Teile und flankierende Stücke kommt. Der 93-jährige Reitz fokussiert ganz auf ein Atelier, wenige Protagonisten und die philosophischen Grundfragen der Kunst. Ein Gustostück für Edgar Selge. Ab Freitag im Kino.
Das Sujet ist dabei schnell umrissen. Nachdem sich sein Zögling, die preußische Königin Sophie Charlotte (Antonia Bill), ein Porträt ihres alten Lehrmeisters Gottfried Wilhelm Leibniz (Edgar Selge) wünscht, sitzt der Universalgelehrte zunächst dem (fiktiven) Hofmaler Delalandre (Lars Eidinger) Modell. Dieser reist mit weitgehend vorgefertigten Bildern an, in die er nur mehr das Gesicht des Philosophen einfügen möchte. Doch das Hinterfragen durch Leibniz vertreibt den Auftragsmaler alsbald.
Ein philosophisches Pingpongspiel
Dessen Part übernimmt die als Mann auftretende, junge Malerin Aaltje van de Meer (Aenne Schwarz), die dem Genie auf Augenhöhe begegnen kann. Zwischen beiden Denkern entspinnt sich ein Pingpongspiel der philosophischen Reflexion und auf der Leinwand ein Beispiel in angewandter Philosophie. Enthält ein Gemälde im Sinne eines Bildes den gefrorenen Augenblick oder alle Zeit, die bis zu dessen Entstehung vergangen ist? Was ist überhaupt das Abbild? Welches Verhältnis hat der konkrete Körper zum abstrakten Geist?
Reitz und sein Co-Regisseur Anatol Schuster wagen es, einen Diskurs des Geistes als solches auf die Leinwand zu bannen. Der Fokus liegt dabei fast ausschließlich auf dem im Chiaroscuro-Stil ausgeleuchteten Atelier, bei dem Reitz die Farb- und vor allem Lichtgebung des Barocks nachzeichnet. Auch das Bildkader orientiert sich am Porträtformat. In dieser Theatralität gemahnt “Leibniz” an Arbeiten von Peter Greenaway oder Derek Jarman. In nur wenigen Zwischenschnitten aus dem Schlosspark weitet sich der filmische Raum kurzzeitig. Hier soll eben nichts vom Denken ablenken.
(S E R V I C E – www.filmladen.at/film/leibniz-chronik-eines-verschollenen-bildes)




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