Von: APA/dpa
Es ist eine der ikonischen Szenen der deutschen Filmgeschichte: Eine junge Frau mit wehenden blonden Locken fährt auf einem viel zu hohen Fahrradsattel mit ihrem neuen Rennrad – und hat dabei ihren ersten Orgasmus. Jetzt gibt es von dieser Szene und dem zugehörigen Film ein Remake: “Mädchen Mädchen” für die Generation TikTok kommt am Donnerstag in die österreichischen Kinos.
“Der Film hat unsere Jugend mitgeprägt”, sagt Regisseurin Martina Plura bei der Premiere in München. Sie habe den Film damals zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Monika Plura im Kino gesehen – und die ist nun Kamerafrau bei der neuen Version. “Wir wollten nicht voyeuristisch draufhalten”, sagt sie. “Und es war uns wichtig, dass niemand das Gefühl hat, irgendwie ausgestellt zu sein.”
“Sehr viel Frauenpower”
Dem von einem männlichen Regisseur verfilmten Original habe dieser weibliche Blick etwas gefehlt, meinen die Schwestern, die das Ganze nun nach eigenen Angaben mit “sehr viel Frauenpower” angegangen sind. Das sei zum Beispiel daran zu erkennen, dass in einer Szene des Originalfilms sekundenlang und ohne großen Erkenntnisgewinn die nackten Brüste der damaligen Hauptdarstellerin zu sehen waren. Für die intimen Szenen in der neuen Version gab es eine eigene Intimitätskoordinatorin, die es den drei Hauptdarstellerinnen leichter machen sollte.
Und auch ansonsten merkt man dem Film an, dass die Zeiten heute andere sind. Die Macherinnen sind wahnsinnig bemüht, alles richtig zu machen, so feministisch und divers wie möglich zu sein. Und das alles – da macht der Hang zur Diversität kurz Pause – in einer glattgebügelten, bunten Instagram-Welt, in der es fast nur perfekt geformte Körper gibt. Das geht – im Vergleich zum Original mit Diana Amft, Felicitas Woll und Karoline Herfurth in den Hauptrollen – leider ein wenig zulasten der Authentizität der Figuren.
Abhandlung über das Patriarchat
Das Ganze gipfelt darin, dass die drei Siebzehnjährigen Inken (Kya-Celina Barucki), Lena (Nhung Hong) und Vicky (Julia Novohradsky) kurz nach einer überstandenen Freundschaftskrise noch einmal analysierend und fast in einer Art Abhandlung oder Referat zusammenfassen, welche patriarchalen Strukturen ihr Teenagerleben und den Blick auf den weiblichen Orgasmus auch im Jahr 2025 noch bestimmen.
Das ist ein bisschen schade, weil es diese Holzhammer-Methode – ebenso wie den bedauerlich stereotypen Blick auf die Männer in diesem Film – eigentlich gar nicht gebraucht hätte, um die weitgehend universelle Geschichte über Freundschaft und das Erwachsenwerden leicht und modern zu erzählen. Denn wie Regisseurin Plura sagt: “Themen wie Freundschaft und die Entdeckung der eigenen Sexualität sind Themen, die in jeder Generation eine Relevanz haben.”
(Von Britta Schultejans/dpa)
(S E R V I C E – www.constantinfilm.at/kino/maedchen-maedchen)
Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen