Von: apa
Seit fünf Jahren lebt Spaniens ehemaliger König Juan Carlos I. nun schon im nicht ganz freiwilligen Exil in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Anscheinend möchte der 87-jährige nun endlich wieder ins Reine kommen – mit seiner Heimat, mit seiner Familie, mit dem spanischen Finanzamt und der Justiz. Doch sorgte er weiter für Unruhe, etwa mit einer Autobiografie, die im Herbst erscheinen soll.
Mit dem Fiskus hat es sich Juan Carlos offenbar schon gerichtet. Anfang 2021 beendete er mit einer freiwilligen Zahlung von 4,4 Millionen Euro das Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung. Das Geld, das ihm damals befreundete Unternehmer leihen mussten, hat er angeblich vor kurzem mit den Einkünften aus dem Verkauf seiner Rechte an Dokumentarfilmen über sein Leben sowie aus der Vermittlung von Handelsgeschäften für die Vereinigten Arabischen Emirate zurückgezahlt.
Mit dem Ende seiner Steuerschulden erhoffte sich der emeritierte Monarch damals schon, endlich wieder in seine Heimat zurückkehren zu können, dem er über 40 Jahre lang als Staatsoberhaupt vorstand. Doch nun habe er sich damit abgefunden, wohl in seinem Exil in Abu Dhabi sterben zu müssen, zitiert die spanische Tageszeitung El Mundo einen engen Freund von Juan Carlos.
Ruf des Skandalkönigs immer noch am Boden
Denn tatsächlich wollen ihn in Spanien nur die wenigsten wiedersehen. Auch sein Sohn Felipe VI. und seine Ehefrau Sofía haben sich inoffiziellen Quellen zufolge schon längst von ihm getrennt. Der Ruf des ehemaligen Skandalkönigs ist immer noch am Boden. Die Strafermittlungen wegen Steuerhinterziehung, Korruption, Geldwäsche und Offshore-Konten wurden nur aus Mangel an Beweisen, wegen Verjährung und der millionenschweren Nachzahlung fallengelassen.
Es soll um über 100 Millionen Dollar gegangen sein. Selbst Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez kritisierte den ehemaligen Monarchen, der lange als Retter der spanischen Demokratie gefeiert wurde, weil er 1981 Einen Putschversuch franquistischer Militärs verhinderte. Er empfinde die “gleich Ablehnung wie die Mehrheit der spanischen Bürger”, sagte Sánchez mit Blick auf die Finanzskandale des ehemaligen Königs.
Seine Probleme mit dem Fiskus und der Justiz waren damals der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und der Grund, warum sein seit 2014 herrschender Sohn König Felipe ihn ins Exil schickte. Doch schon 2012 verlor er für seine Untertanen und seine Familie den letzten Funken Anstand, als er mitten in der Wirtschaftskrise und den schweren sozialen Folgen auf eine Luxus-Elefantensafari nach Botswana flog und das auch noch mit seiner Geliebten Corinna zu Sayn-Wittgenstein.
“Felipe zwang seinen Vater, Spanien zu verlassen”
“Zwar heißt die öffentliche Version, Juan Carlos sei 2020 freiwillig ins Exil gegangen, damit seine Skandale nicht die Regierung seines Sohns überschatten. Doch es war Felipe, der seinen Vater zwang, Spanien zu verlassen”, versichert die spanische Königshausexpertin Pilar Eyre der APA.
In einer Nacht-und-Nebel Aktion flog Juan Carlos am 3. August 2020 zunächst nach Lissabon und von dort nach Abu Dhabi, wo ihm das befreundete Königshaus ein Exil im vollen Luxus bietet. Eigentlich ging er davon aus, nur ein Jahr dort zu bleiben, bis sich die Wogen in der Heimat glätten. Doch mittlerweile sind es fünf Jahre geworden.
Um den notwendigen Neustart für Spaniens Monarchie hinzubekommen, brach Felipe mit seinem Vater. Symbolisch verzichtete er sogar auf sein Erbe und strich seinem Vater sein Jahresgehalt von fast 195.000 Euro, das ihm als Emeritus aus dem Haushalt des Königshauses eigentlich zustanden.
In den vergangenen zwei Jahren und nach der Einstellung der Steuerbetrugsermittlungen besuchte Juan Carlos gelegentlich Freunde im nordspanischen Galicien, um dort an Segelregatten teilzunehmen. Doch die reinen “Privatbesuche” sorgten für ordentlichen Medienrummel. Zu Treffen mit seinem Sohn kam es nicht. Die Gerüchteküche brodelte. Das Königshaus war sichtlich erleichtert, wenn er wieder nach Abu Dhabi zurückflog.
Dort wurde es in letzter Zeit ziemlich ruhig um Juan Carlos. Auch die Besuche seiner Freunde werden weniger. Doch eine seiner treuen Besucherinnen bringt nun Spaniens Königshaus wieder in Aufruhe – Laurence Debray. Die französische Journalistin bringt im November Juan Carlos Autobiografie “Versöhnung” heraus, wie der spanische Verlag Planeta bekanntgab.
“Ein aufrichtiges und ehrliches Buch”
“Es ist ein aufrichtiges und ehrliches Buch”, erklärte die Autorin gegenüber der spanischen Klatschzeitschrift “Hola”. In der Autobiografie gebe Juan Carlos “alles von sich preis. Er gibt seine Fehler zu. Aber er spricht auch von seinen Erfolgen”. Um dieses Projekt zu verwirklichen, zog Laurence Debray mit ihrer Familie in die Vereinigten Arabischen Emirate und lebte zwei Jahre lang in Abu Dhabi, um dem ehemaligen Monarchen nahe zu sein.
In der Pressemitteilung des Planeta-Verlags wird ein Zitat von König Juan Carlos wiedergegeben, in dem er sich selber darüber wundert, dieses Buch überhaupt zu veröffentlichen: “Mein Vater hat mir immer geraten, nicht meine Memoiren zu schreiben”, gibt Juan Carlos zu. “Könige beichten nicht und schon gar nicht öffentlich. Ihre Geheimnisse bleiben in den Schatten der Paläste verborgen. Warum gehorche ich ihr heute nicht? Warum habe ich meine Meinung geändert? Weil ich das Gefühl habe, dass man mir meine Geschichte stiehlt”. Das spanische Staatsfernsehen TVE bezeichnet das Buch als die “letzte Beichte ” eines Monarchen.
(Von Manuel Meyer/APA)
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