Von: Ivd
Wien – Auch eine gut gemeinte Haltung kann der Katze schaden, wenn ihre zentralen Bedürfnisse unbeachtet bleiben. Katzenexperte Alfred Kofler vom Österreichischen Tierschutzverein verrät fünf Voraussetzungen für mehr Katzenglück und räumt mit verbreiteten Irrtümern auf.
Millionen YouTube-Videos zeigen Katzen, meist total verschmust und etwas verrückt. Ihre Haltung erscheint eigentlich völlig unkompliziert. Doch ist das wirklich so? „Wer seine Katze wirklich glücklich machen möchte, muss ihre natürlichen Bedürfnisse kennen und darauf eingehen“, sagt Alfred Kofler, Leiter der Tierpflege am Assisi-Hof in Stockerau.
Oft wissen Halter nicht, was Katzen wirklich brauchen
„Dafür braucht es ein Grundverständnis darüber, wie Katzen ticken und was sie brauchen, um sich wohlzufühlen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Trotz der vielen Infos im Internet fehlt dieses Wissen oft noch. Doch Beschäftigung, Sozialkontakt, ein sauberes Klo, hochwertiges Futter und eine stressarme Umgebung sind keine Extras, sondern Grundlagen artgerechter Haltung. Und diese ist ein wichtiger Teil des gelebten Tierschutzes.“
Die fünf häufigsten Irrtümer, die Katzen unglücklich machen können.
Erstens: Katzen brauchen keine Beschäftigung
Katzen schlafen zwar rund 16 Stunden am Tag, in der übrigen Zeit wollen sie jedoch etwas erleben. Tierexperte Kofler: „Selbst die gemütlichste Wohnungskatze langweilt sich schnell, wenn sie keine Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten hat. Das kann zu Frustration und Verhaltensauffälligkeiten wie Aggression und Unsauberkeit führen.“ Sogar physische Erkrankungen wie Depressionen sind möglich. „Wer täglich mit seiner Katze spielt, trägt zu ihrer körperlichen und psychischen Gesundheit bei“, weiß Kofler. „Für Wohnungskatzen ist Paarhaltung artgerechter – Ausnahmen sind Einzelgänger, die lange allein leben und keine Umgewöhnung mehr tolerieren.”
Zweitens: Katzen brauchen keine Sozialkontakte
Freigängerkatzen können ihre Bedürfnisse nach sozialer Interaktion meist in ihrer Nachbarschaft stillen – durch Kontakte mit anderen Katzen und Menschen. Wohnungskatzen sind hingegen auf ihre Partnerkatze(n) und ihren Halter angewiesen. „Wer nur eine Katze halten kann, sollte ihr daher bewusst viel Zeit und Gesellschaft schenken. Damit vermeiden sie Rückzug, Frustration und Verhaltensstörungen bei ihrem Liebling“, empfiehlt Tierpfleger Kofler. „Für Wohnungskatzen ist Paarhaltung artgerechter – außer sie sind Einzelgänger und tolerieren keine Umgewöhnung mehr. Eine spätere Vergesellschaftung klappt leider nicht immer.“
Drittens: Katzen brauchen kein eigenes stilles Örtchen
Was für uns selbstverständlich ist, wird Katzen oft verwehrt: eine saubere Toilette an einem ruhigen Ort. „Katzen sind reinliche Tiere“, weiß Kofler. „Sie leiden sehr, wenn ihr stilles Örtchen schmutzig ist oder schlecht platziert wurde.“ Die Faustregel lautet: ein Katzenklo pro Tier plus ein weiteres. Diese sollte stets weit weg vom Futterplatz stehen. „Wird das ignoriert, fühlt sich die Katze unwohl und gestresst. Mögliche Folgen sind Unsauberkeit und andere Verhaltensauffälligkeiten.“
Viertens: Hochwertiges Futter ist unnötiger Luxus
Katzen sind Fleischfresser. Ein hochwertiges Nassfutter enthält Feuchtigkeit und alle notwendigen Nährstoffe wie tierisches Eiweiß, Taurin und Aminosäuren in der richtigen Dosierung. „Hochwertiges Futter ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Ein Mangel, etwa an Taurin, kann zu ernsten gesundheitlichen Problemen wie Herzkrankheiten oder Augenschäden führen“, weiß Kofler. Katzen trinken von Natur aus wenig. Daher reicht es nicht nur Trockenfutter zu geben, das es nur bis zu 10 Prozent Feuchtigkeit enthält. Nicht alles, was Katzen schmeckt, ist als Futter geeignet. Experte Kofler: „Das gilt für Leckerlis, aber vor allem für Essensreste vom Mittagstisch. Ungeeignetes Futter erhöht das Risiko für Übergewicht, Diabetes und Nierenschäden.“
Fünftens: Katzen kennen keinen Stress
Hauskatzen mögen eine vertraute Umgebung und schätzen Rituale in ihrem Alltag. Die sensiblen Tiere reagieren oft schon auf kleinste Veränderungen mit Anzeichen von Stress. Dazu können beispielsweise Besuch von fremden Personen, plötzlicher Krach oder die Verlagerung des Katzenklos an einen anderen Ort gehören. Experte Kofler erklärt: „Oft genug unterschätzen Halter dieses Problem und sind überrascht, warum ihr Liebling sich zum Beispiel zurückzieht, nicht mehr zuverlässig die Katzentoilette nutzt oder sogar aggressiv wird.“
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