Von: Ivd
Habt ihr auch schon mal Werbung für genau den Wanderschuh bekommen, über den ihr euch vor fünf Minuten noch unterhalten habt? Falls ja, seid ihr damit nicht allein. Viele vermuten daher, dass ihre Gespräche über das Smartphone abgehört werden und ihn auf dieser Grundlage Werbung angezeigt wird. Ob euer Smartphone wirklich heimlich mithört, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Viele Verbraucher berichten von Situationen, in denen sie über ein bestimmtes Thema oder ein konkretes Produkt gesprochen haben und kurz Zeit später zufällig die passende Werbeanzeige auf ihren Endgeräten erhalten haben. Der Verdacht liegt nahe, dass Unternehmen das Smartphone abhören und die Gespräche zu Werbezwecken missbrauchen. Einige Verschwörungstheorien sehen sogar die Regierung in der Verantwortung, doch die Erklärung ist tatsächlich viel einfacher und weniger mysteriös.
Was wirklich hinter dem Phänomen steckt
Obwohl der Verdacht naheliegt, haben Ermittlungen immer wieder ergeben, dass kein Abhörskandal hinter der zielgerichteten Werbung steckt. Der tatsächliche Grund ist aber nur unwesentlich weniger besorgniserregend: Bei dem Phänomen handelt es sich nämlich um eine Ansammlung von Nutzerdaten, aufgrund derer Firmen sogenanntes Hyper-Targeting, also extrem präzisierte Werbung betreiben können. Beispielsweise sammeln Unternehmen die Daten aus Suchverläufen, Standort-Daten und Online-Aktivitäten, um Nutzerprofile zu erstellen, denen dann bestimmte Werbung basierend auf ihren Interessen angezeigt werden kann. Die Einwilligung dafür geben die meisten Nutzer selbst, um die Internetseiten und Apps nutzen zu können.
Ein weiterer Effekt ist die sogenannte Bestätigungsverzerrung. Ein Mensch ist je nach seinem Lebensstil täglich durchschnittlich Hunderten oder sogar Tausenden Werbeanzeigen ausgesetzt. Den allergrößten Teil davon nimmt das Gehirn überhaupt nicht war. Ist in diese Flut an Informationen mehr oder weniger zufällig exakt das Produkt dabei, über das eben noch geredet wurde, erkennt das Gehirn das Produkt wieder und man wird darauf aufmerksam. Man spricht in diesem Fall von der sogenannten Bestätigungsverzerrung.
Schutzmaßnahmen: So behaltet ihr die Kontrolle
Auch wenn das Smartphone nicht heimlich mithört, ist es wichtig, eure Daten möglichst gut zu schützen. Deaktiviert daher das Mikrofon, die Kamera und eure Standortdienste für Apps, die den Zugriff nicht unbedingt benötigen und entzieht die Berechtigungen im Zweifelsfall wieder. Viele Apps bieten auch Optionen, die Datenerfassung einzuschränken. Nutzt außerdem einen Browser mit integriertem Tracking-Schutz oder installiert eine Datenschutz-Erweiterung, um personalisierte Werbung einzuschränken.
Falls ihr dennoch Angst habt, angehört zu werden, solltet ihr Sprachassistenten wie Siri oder Google Assistant auf allen Geräten deaktivieren. Außerdem gibt es abhörsichere Handyhüllen, in das ihr euer Smartphone tun könnt, wenn ihr es nicht benutzt. Wem das noch nicht genug Schutz ist, sollte sich ein Cryptophone anschaffen. Zwar gibt es immer wieder Operationen der Polizei, denen es gelingt, die Endgeräte zu entschlüsseln, sie gelten aber dennoch als abhörsicher und nicht überwachbar.
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