Neue Unterstützungsangebote für Spielsüchtige

Mehr Online-Glücksspiel in Coronazeiten

Dienstag, 26. Januar 2021 | 17:49 Uhr

Bozen – Vertreterinnen und Vertreter des Netzwerks Spielsucht haben heute auf einer Pressekonferenz über die Auswirkungen des Glücksspiel in Zeiten von Corona berichtet und die neue Website, die neue Broschüre und neue Erklärvideos für Betroffene und Angehörige vorgestellt.

Paolo Belletati, Psychologe beim Verein Hands erklärt, dass Glücksspiel besonders in Krisenzeiten Konjunktur hat; der Traum vom schnellen Gewinn ist mit der Hoffnung verbunden, die eigene Situation finanziell zu verbessern und etwas Glück und Ablenkung in diesen schwierigen Zeiten zu finden. Der Lockdown hat aber die Spielmöglichkeiten stärker eingeschränkt. 90 Prozent der klassischen Glücksspielerinnen und -spieler haben während des Lockdowns weniger gespielt oder aufgehört zu spielen und sind nicht auf Onlineangebote umgestiegen. Trotzdem ist das Glücksspiel im Coronjahr 2020 um 40 Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem Spielende, die bereits digitale Plattformen genutzt haben, haben mehr gespielt und mehr Geld ausgegeben. Die Ausgaben sind in Südtirol nach wie vor hoch. Im Jahr gibt der Südtiroler im Schnitt 1.350 Euro für Glücksspiele aus.

Das Forum Prävention begleitet die präventiven Maßnahmen des Netzwerkes und stellt die neue Broschüre, die neugestaltete Website samt Erklärvideos und die Live Talks vor. Sie richten sich an betroffene Spieler und Angehörige und sollen Mut machen, sich professionelle Hilfe zu holen. Die Website www.aktion-spielsucht.it wurde neugestaltet und die Informationen sind den Bedürfnissen der Betroffenen angepasst worden. Mehrere Videos erklären, welche Beratungs- und Therapieangebote es in Südtirol gibt und wie Spielsucht begleitet und unterstützt werden kann. Ziel der neuen Maßnahmen und Aktionen des Netzwerks Spielsucht ist es, die Hemmschwelle sich Hilfe zu holen, zu senken.

Es finden zwei Live-Talks auf dem Facebook – Profil des Forum Prävention statt:

„Auf der Suche nach dem Glück – Über Glücksspiel, Sucht und Wege in die Unabhängigkeit“ findet am 28.01.2021 um 20.00 Uhr (Manuel Oberkalmsteiner führt ein Gespräch mit Peter Plank, ein abstinenter Spielsüchtiger, und Martin Fronthaler, Psychologe und Direktor des Therapiezentrums Bad Bachgart)

„Azzardo? Parliamo di rischi, debiti e possibile aiuto per giocatori e famigliari” am 4.02.2021 um 20.00 Uhr (Giuditta Sereni führt ein Gespräch mit Paolo Belletati, Psychologe beim Verein Hands, und Petra Priller von der Schuldnerberatung bei der Caritas)

Es gibt in Südtirol viele Beratungs- und Therapieangebote. Der Verein Hands, der Dienst für Abhängigkeitserkrankungen, die psychosoziale Beratung der Caritas Schlanders und die Schuldnerberatung der Caritas bieten Beratung für gefährdete Spielende und für Angehörige an. Es gibt Gesprächstherapie und Gruppenprogramme. „Eine stationäre Therapie wie im Therapiezentrum Bad Bachgart“, erklärt der Direktor Martin Fronthaler, „empfiehlt sich, wenn die Spielsucht bereits sehr stark ausgeprägt ist, wenn Betroffene die Kontrolle über das Spielen verloren haben und aus eigener Kraft nicht mehr aufhören können. Vielen Betroffenen fällt es im stationären Ambiente leichter, auf das Glücksspiel zu verzichten.“

Das pathologische Glücksspiel geht oft mit anderen Erkrankungen, wie affektiven Störungen, Persönlichkeitsstörungen oder anderen Abhängigkeiten einher. Die Therapieangebote werden deshalb an die Patienten angepasst. Als besonders wertvoll in der Therapie erachten diese den Austausch mit anderen Glücksspielern. Dies hilft beim Verstehen der eigenen Schwierigkeiten und beim Einleiten von Verhaltensänderungen.

Auf der Website www.aktion-spielsucht.it sind alle Netzwerkpartner und Kontaktmöglichkeiten aufgelistet. Über die kostenlose grüne Nummer 800 720 762 wird ein informeller Erstkontakt für Spieler und Angehörige angeboten.

Das Netzwerk besteht aus: Forum Prävention, Verein Hands, Therapiezentrum Bad Bachgart, den Diensten für Abhängigkeitserkrankungen, Psyochosoziale Beratung Schlanders und Schuldnerberatung der Caritas. Unterstützt wird es vom Ressort für Gesundheit, Breitband und Genossenschaften.

Von: mk

Bezirk: Bozen