Von: idr
Mikroplastik ist nicht mehr nur ein Problem verschmutzter Ozeane. Es findet sich längst im menschlichen Körper und stellt eine der größten Bedrohungen für die Gesundheit dar. Studien weisen die winzigen Partikel in Blut, Lunge und Organen wie Herz und Leber nach. Das Gewicht einer Kreditkarte konsumiert jeder Mensch durchschnittlich pro Woche. Aktuell ist Vorbeugung die beste Therapie, doch einige Ansätze schaffen Hoffnung.
Fachleute warnen vor möglichen Gesundheitsrisiken: Die Partikel könnten Entzündungen auslösen und Schadstoffe wie Bisphenol A (BPA) oder Phthalate transportieren, die im Verdacht stehen, das Hormonsystem und die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Eine im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichte Studie fand Mikroplastik in rund 80 Prozent der analysierten Blutgerinnsel. Eine vollständige Entfernung aus dem Körper ist derzeit nicht möglich, doch die persönliche Belastung lässt sich durchaus senken.
Plastikflaschen und Synthetik-Fasern
Abgefülltes Wasser aus Plastikflaschen enthält Untersuchungen zufolge oft bis zu hundertmal mehr Mikroplastik als Leitungswasser. Wer auf gefiltertes Leitungswasser umsteigt, reduziert die Aufnahme weiterhin erheblich. Auch beim Aufbewahren und Erhitzen von Lebensmitteln empfehlen Experten, Plastikbehälter durch Glas oder Edelstahl zu ersetzen. Auch die Wahl der Kleidung hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie viel Mikroplastik wir aufnehmen. Kleinste Fasern lösen sich von Kleidung und landen in unserem System. Natürliche Materialien wie Baumwolle führen daher zu einer reduzierten Aufnahme von Mikroplastik.
Fischstäbchen und Fertig-Schnitzel
Neuere Studien zeigen, dass besonders stark verarbeitete Produkte häufig mit Mikroplastik belastet sind. Dazu zählen Fischstäbchen, paniertes Fleisch, Käse und Milchprodukte, aber auch Reis und Teebeutel aus Kunststoff. Selbst Obst und Gemüse können durch Bewässerung und Verpackung Partikel aufnehmen. Experten raten daher dazu, unverarbeitete, regional erzeugte Lebensmittel zu bevorzugen und Reis sowie Gemüse gründlich zu waschen.
Ballaststoffe und Schwitzen als natürliche Helfer
Viele Partikel verlassen den Körper auf natürlichem Weg über den Stuhl. Ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Hafer, Leinsamen oder Hülsenfrüchte können diesen Prozess unterstützen. Antioxidantien aus Beeren, Zitrusfrüchten oder Brokkoli helfen zusätzlich, oxidativen Stress zu mindern. Einige Studien deuten zudem darauf hin, dass beim Schwitzen, etwa durch Sport oder in der Sauna, bestimmte Chemikalien wie die Kunststoffverbindung BPA ausgeschieden werden können.
Experimentelle Ansätze in der Forschung
Forscher untersuchen derzeit auch weitergehende Methoden: In einer Pilotstudie wurde erstmals versucht, Mikroplastik mittels therapeutischer Apherese – einer Art Blutreinigung – aus dem Plasma zu filtern. Ob dieses Verfahren sicher und wirksam ist, bleibt jedoch unklar. Weitere Ansätze erforschen, ob Probiotika die Darmflora so stärken können, dass toxische Effekte von Mikroplastik gemildert werden, oder ob Bindemittel wie Aktivkohle im Verdauungstrakt helfen könnten. Klinische Studien mit aussagekräftigen Ergebnissen fehlen allerdings noch weitgehend.
Gesundheitsexperten raten zu einem schrittweisen Umdenken statt zu Panik: Glasbehälter statt Plastikdosen, HEPA-Luftfilter gegen Mikrofasern im Staub oder eine wiederverwendbare Edelstahlflasche. Solange keine wirksame Lösung gefunden wurde, bleibt Prävention die beste Medizin. Wer sich an diese Tipps hält, reduziert also aktiv die Gefahren dieser noch weitgehend undefinierten Gefahr.
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