Warum vor allem Männer unter der Dating-App leiden

Tinder zerstört das männliche Ego

Mittwoch, 02. November 2016 | 08:13 Uhr

Dass die mobile Dating-App Tinder oberflächlich ist, wissen eigentlich alle. Dass vor allem Männer darunter leiden, ist neu. Ihr Ego wird dabei auf ganz ungewohnte Weise gekränkt.

Tinder funktioniert im Prinzip ganz simpel: Dem Benutzer werden jeweils die Profilfotos, den Vornamen und das Alter einer anderen Person, die zuletzt in einem zuvor gewählten Umkreis um dieselbe Funkzelle war, präsentiert. Anhand dieser Informationen entscheidet der Benutzer, ob ihn eine Konversation mit der anderen Person interessieren würde. Wenn beide Benutzer sich gegenseitig als interessant einstufen, erfahren sie dies und können eine Unterhaltung starten.

Tinder-Konten lassen sich ausschließlich mit einem Facebook-Profil erstellen. Tinder, dessen kommerzielle Zielgruppe Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren sind, wird weltweit laut Schätzungen von 50 Millionen Menschen auf der Suche nach neuen Bekanntschaften und Partnerschaften genutzt. Die App gibt es mittlerweile in rund 30 Sprachen.

Entscheidend bei Tinder  – wie könnte es anders sein – ist das äußere Erscheinungsbild. Auf der Internet-Plattform Reddit lassen abgewiesene Männer nun ihrem Frust freien Lauf und gewähren dadurch einen bitteren Einblick, was in ihnen abläuft.

Die absolute und ständige Abweisung mit der man als Typ zu kämpfen hat, mache sie fertig. Von den tausend Mädels, die er attraktiv fand, habe keine einzige auch ihn attraktiv gefunden. Während Frauen am Tag oft mehr als 40 Rückmeldungen erhalten, tun sich Männer wesentlich schwerer.

Unzählige Jungs fragen: „Habt ihr auch so ein mieses Selbstwertgefühl, seit ihr bei Tinder seid?“ Vielen ist nicht bewusst, dass Tinder von 62 Prozent Männern und von 38 Prozent Frauen genutzt wird. Warum Frauen mehr Treffer landen, hat deshalb auch mit reiner Mathematik zu tun.

Doch wer dauerhaft nur auf Oberfläche setzt, merkt bald, dass das unangenehme Gefühle in einem auslösen kann. Wer sich der eigenen Attraktivität nur noch aufgrund von Matches bei Tinder bewusst ist, wird gekränkt, wenn die Anerkennung ausbleibt. Für das Selbstwertgefühl ist das verheerend. Genau das merken gerade Männer nun besonders stark.

Bislang wurden in unserer Gesellschaft vor allem Frauen auf ihr Äußeres reduziert, bereits in der Erziehung werden Mädchen oft dazu angehalten, “hübsch” zu sein. Medien und Werbung machen seit jeher Frauen zum Objekt für männlichen Blick. Während bei Dates Männer bislang auf andere Qualitäten setzen konnten, zählt bei Frauen vor allem die äußere Attraktivität.

Bei Tinder erfahren Männer und Frauen nun dieselbe Objektivierung. Ob man sich die Gleichberechtigung der Geschlechter so vorgestellt hat, bleibt allerdings fraglich.

Von: mk