Umfangreiches Tagungsprogramm rund um Beeren und Steinobst

33. Stein- und Beerenobstbautagung

Freitag, 14. Februar 2020 | 18:36 Uhr

Terlan – Am Freitag fand im Raiffeisenhaus in Terlan die 33. Stein- und Beerenobstbautagung statt. Organisiert und abgehalten wurde die Fachtagung vom Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING) in Zusammenarbeit mit Bioland Südtirol, der Egma Vilpian, den Fachschulen der land-, forst- und hauswirtschaftlichen Berufsbildung, dem Südtiroler Bauernbund, dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau, dem Versuchszentrum Laimburg und dem VI.P – Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse.

Versuchszentrum Laimburg

Umfangreiches Tagungsprogramm

Experten aus Südtirol und dem Trentino gaben am Beginn der Tagung einen Überblick über die Produktion von Stein- Beerenobst in den jeweiligen Regionen, über den Stand des Sortiments der einzelnen Kulturen und über für die Zukunft vielversprechenden Sorten, die Potential haben. In Südtirol wird derzeit auf in etwa 160 ha Beerenobst angebaut wobei davon 115 ha auf Erdbeeren entfällt. Im Marillenanbau beträgt die Gesamtfläche ca. 80 ha während südtirolweit auf ca. 90 ha Kirschen erwerbsmäßig angebaut werden. Geschlossene und gepflegte Bestände im Zwetschgenanbau sind auf ca. 8 ha anzutreffen.

BRING

Herausforderung Wanzen

Wanzen sind auch im Stein- und Beerenobstanbau ein ernstzunehmender Schädling. Wanzen sind weltweit verbreitet und haben nahezu alle Lebensräume erfolgreich besiedelt und eine faszinierende Vielfalt an Lebensweisen, Gestalten und Färbungen entwickelt. Stefanie Fischnaller vom Versuchszentrum Laimburg und Igor Schweiggl vom BRING stellten in ihren Vorträgen die Biologie und Artenportraits von Wanzen und die wichtigsten heimischen und invasiven Wanzen im Stein- und Beerenobst vor.

Während unter Südtirols Apfelbauern in erster Linie die marmorierte Baumwanze für Aufregung sorgt, so sind es im Stein- und Beerenobstanbau häufiger einheimische Wanzen, die Probleme bereiten. Bei den einheimischen Schadwanzen wird in erster Linie zwischen Baumwanzen, Randwanzen und Weichwanzen unterschieden. Die Weichwanzenart mit dem größten Schadpotential bei Erdbeeren ist die europäische Wanze. Sie sorgt durch ihre Saugtätigkeit an den Früchten für Deformationen und qualitative Abwertung des Erntegutes.

BRING

Aufgrund ihres Chitinpanzers und ihrer geringen Nahrungsaufnahme sind Wanzen sehr gut vor den zugelassenen Insektiziden geschützt. An Betrieben, welche jährlich durch Wanzenbefall geplagt sind, empfiehlt es sich, zusätzlich ein Kulturschutznetz rund um die Anlage zu errichten. Dadurch wird ein ständiger Zuflug verhindert und der Wirkungsgrad der eingesetzten Pflanzenschutzmittel verbessert.

Die letztjährige Anbausaison war durch ein sehr starkes Wanzenauftreten geprägt. Sowohl verschiedene Baumwanzenarten als auch Weichwanzen konnten sich aufgrund der für sie günstigen Bedingungen gut vermehren. Das ergaben die durchgeführten Beobachtungen und Monitoringprogramme.

Einsatz von Nützlingen forcieren

Über den Einsatz von Nützlingen berichtete Paolo Miorelli von der Edmund-Mach-Stiftung aus San Michele all’Adige. Seine diesbezüglichen Erfahrungen aus dem Trentino zeigen, dass Raubinsekten Schädlinge in Schach halten können. Auch Nematoden und Mikroorganismen können dahingehend eine bedeutende Rolle spielen. Zu beachten gilt dafür aber der ideale Zeitpunkt der Freilassung. Auch muss in weiterer Folge pflanzenschutztechnisch einiges beachtet werden, um die Nützlinge nicht zu bedrohen. Es wurden verschiedene wichtige Schädlinge, wie beispielsweise Spinnmilbe und Blattläuse angeführt, welche mit Hilfe von unterschiedlichen nützlichen Organismen bekämpft werden können. Ein wichtiger Gegenspieler der Spinnmilbe sind beispielsweise verschiedene Raubmilben. Gegenspieler von Blattläusen sind beispielsweise Marienkäfer- und Florfliegenarten.

BRING

Aktuelles aus dem Pflanzenschutz

Für die Landwirte, die Stein- und Beerenobst anbauen, ist es notwendig, über die Änderungen in der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln informiert zu sein, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Urban Spitaler vom Versuchszentrum Laimburg ging in seinem Vortrag auf die Änderungen und Neuzulassungen von Pflanzenschutzmitteln ein und stellte einige Schaderreger im Detail vor.

Zudem referierte er über die Änderungen, welche sich durch den Beschluss der Landesregierung, für zusätzliche Bestimmungen zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln ergeben.

Kirschbäume umveredeln

Der Südtiroler Kirschenanbau nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Die Anbaufläche stieg in den letzten Jahren stetig und beträgt derzeit ca. 90 Hektar, informierte Thomas Zublasing vom Beratungsring für Obst- und Weinbau die Teilnehmer der diesjährigen Tagung.

Die Investitionskosten für die Erstellung einer Kirschenanlage sind sehr hoch und die richtige Sortenwahl ist daher von großer Bedeutung. Oftmals erkennt man nach einigen Jahren, dass die angebaute Sorte für den Standort ungeeignet ist. Eine schnelle und kostengünstige Methode, auf eine andere Sorte zu wechseln ist das Umveredeln, nicht nur, weil man sich dadurch das umständliche Entfernen der Wurzelstöcke erspart. Etwaige Risiken bestehen darin, dass das Edelreis schlecht anwächst und es zu keiner ausreichenden Verzweigung kommt. Vorausgesetzt ist auch, dass es sich um recht junge Bäume handelt und diese keinerlei Anzeichen gefährlicher Virosen aufweisen.

BRING

Eröffnet hat die Tagung BRING-Obmann Daniel Gasser. Er hob insbesondere die gute Zusammenarbeit bei der Organisation der Tagung hervor. Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler weis darauf hin, dass die sogenannten Nischenkulturen für einige Anbauer in Südtirol bereits zur Hauptkultur geworden sind. Die klimatischen Voraussetzungen in Südtirol sind sehr gut, die Herausforderungen im Anbau und Pflanzenschutz nehmen aber dennoch zu. Diesen gilt es professionell zu begegnen, unterstrich der Landesrat, und dazu biete diese Tagung den idealen Raum.

Die Stein- und Beerenobstbautagung bietet die Gelegenheit, sich über die neuesten Entwicklungen und Forschungsergebnisse in diesem Bereich zu informieren. Die Veranstaltung ist der Treffpunkt für alle Anbauer von Stein- und Beerenobst in Südtirol. Zu den Gästen gehören aber auch Anbauer aus den benachbarten Regionen sowie einige Südtiroler Schulklassen.

Von: ka

Bezirk: Bozen