Von: ka
Bozen – Dass die Bereitschaft, Praktikumsstunden großzügig zu entgelten, Wirkung zeigt, beweisen die 92 Einschreibungen für den Ausbildungslehrgang “Krankenpflege”. Nicht umsonst ist die Führungsspitze der “Claudiana” sehr zufrieden. Schade nur, dass die angehenden Krankenpfleger und die anderen noch auszubildenden Fachkräfte der Gesundheitsberufe auf viele lange Gesichter treffen werden, wenn sie in den Abteilungen ihre Praktika absolvieren.
Von jenen, die in den Krankenhäusern bereits fest im Berufsleben stehen, müssen sie nämlich erfahren, dass sich “ihr Land” wenig großzügig zeigt. Obwohl auch in Südtirol ein erheblicher Mangel an Gesundheitspersonal, insbesondere an Krankenpflegern, herrscht, sich viele eine Kündigung überlegen, etliche diesen Schritt bereits hinter sich haben und es in vielen Fachbereichen an Nachwuchs fehlt, sind die “Verantwortlichen in Bozen” nicht einmal gewillt, den Fachkräften des Gesundheitswesens die Anpassung der Gehälter an die Inflation zu gewähren.
Es ist ein Teufelskreis. Während zu viel Verantwortung und Arbeitsdruck, gepaart mit zu wenig Lohn, immer mehr junge Südtiroler davor zurückschrecken lässt, einen Gesundheitsberuf zu ergreifen, sorgen die hohe Hürde der Zweisprachigkeit vereint mit den hohen Lebenshaltungskosten dafür, dass Südtirol für Mitarbeiter, die von auswärts kommen, wenig attraktiv ist. Beim “Land” versteht man offensichtlich nicht, dass Südtirol zumindest mit dem gesamten deutschen Sprachraum, wenn nicht gar mit dem Rest Europas im Wettbewerb um die international begehrten Gesundheitsfachkräfte steht.
In Bozen wird jedoch immer noch so getan, als ob die Berufsanfänger vor den Krankenhäusern Schlange stehen und sich um einen Arbeitsplatz im heimischen Gesundheitswesen reißen würden. Dies ist aber nicht der Fall. Die Realität ist, dass das Durchschnittsalter der Berufstätigen ständig steigt, sich Kündigungen häufen und Frust und Enttäuschung groß sind. Die Tatsache, dass für Führungskräfte und andere Berufsgruppen genügend Mittel vorhanden sind, trägt sicher nicht dazu bei, den Ärger des Gesundheitspersonals zu mindern.
Werden die gerechtfertigten Forderungen der Gewerkschaften weiterhin abgewiesen, riskiert das öffentliche Gesundheitswesen weit mehr als “nur” einen Arbeitskampf. Die bereits jetzt sichtbare Ausdünnung des Gesundheitspersonals, die lange Wartezeiten verursacht und den Betrieb zu Zusammenlegungen von Diensten und zur teilweisen Schließung von Abteilungen zwingt, wird sich wohl weiter verschärfen.
Besonders bedenklich ist jedoch, dass angesichts dieser Bedingungen viele angehende Gesundheitsfachkräfte, die die “Claudiana” mit viel Aufwand ausbildet, direkt ins Ausland abwandern könnten. Die Entscheidung, ob diese “Abstimmung mit den Füßen” und das “personelle Ausbluten” des öffentlichen Gesundheitswesens verhindert werden soll, liegt beim Land. Das Sanitätspersonal ist vom Land tief enttäuscht. Mittlerweile geht es um nichts weniger als um die Zukunft des heimischen öffentlichen Gesundheitswesens.
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