Vollversammlung des Unternehmerverbandes

Alexander Rieper: “Leistung zu fördern, um die Zukunft zu sichern”

Mittwoch, 04. Juni 2025 | 19:17 Uhr

Von: mk

Bozen – Bei der Vollversammlung des Südtiroler Unternehmerverbandes in Bozen hat Neo-Präsident Alexander Rieper die Kernpunkte seiner Amtszeit und die Herausforderungen für die Südtiroler Wirtschaft dargelegt. Rieper folgt auf Heiner Oberrauch und wird dem Verband die kommenden vier Jahre vorstehen. Unter dem Motto “Wettbewerbsfähigkeit garantieren – Wohlstand und Wohlfahrt sichern” betonte Rieper die Notwendigkeit, Leistung zu fördern und so die Zukunft der Gesellschaft zu sichern.

Rieper, der sich für das Vertrauen der Unternehmerkollegen bedankte, sieht seine Amtszeit als Verpflichtung, die hervorragende Arbeit seiner Vorgänger fortzuführen und die Beziehungen zu Sozialpartnern, Politik und anderen Südtiroler Verbänden zu pflegen, wie er in seiner Rede erklärte. Er hob hervor, dass die Wirtschaft sich in bewegten Zeiten befinde und es gelte, Herausforderungen gemeinsam zu meistern und den Wandel aktiv mitzugestalten, um erfolgreiche Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen. Rieper zählte zentrale Herausforderungen und Lösungsansätze auf.

Fach- und Arbeitskräftemangel

Als gravierendes Problem nannte er den Fach- und Arbeitskräftemangel: Dies stelle Unternehmen und die Gesellschaft vor ernste Schwierigkeiten. Bis 2035 werden durch den demografischen Wandel über 32.000 Arbeitskräfte verloren gehen. Rieper forderte Maßnahmen, um junge Menschen im Land zu halten, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten und qualifizierte Zuwanderung aus der EU und Drittländern zu fördern. Ein weiterer wichtiger Faktor sei bezahlbarer Wohnraum, der sowohl für Einheimische als auch für Zuwanderer schwer zu finden sei.

Aus- und Weiterbildung

Notwendig seien gute Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche, Mitarbeiter und Zuwanderer. Südtirol verfüge über gute Schulen in allen Landessprachen, duale Ausbildung und eine junge Universität, die die Zusammenarbeit mit Unternehmen suche. Das Schulsystem müsse angepasst, Digitalisierung und KI in den Unterricht integriert, und in die Ausbildung des Lehrpersonals sowie den Sprachunterricht investiert werden.

Digitalisierung und KI

Digitalisierung und KI böten eine große Chance, Komplexität und Bürokratie abzubauen. Sie müssten richtig eingesetzt werden, indem Prozesse und Abläufe grundlegend neu aufgesetzt werden. Rieper betonte, dass KI und Digitalisierung keine Jobs wegnehmen, sondern dringend benötigt würden, um alle Aufgaben zu bewältigen.

Dekarbonisierung und Klimawende

Die Klimawende sei eine große Herausforderung. Unternehmen würden täglich Verantwortung übernehmen, und es brauche technologieoffene Lösungen und ein Zusammenspiel vieler Maßnahmen. Klimaschutz müsse sozial verträglich und wirtschaftlich tragbar sein, und die Auswirkungen müssten offen diskutiert werden, um die Gesellschaft mitzunehmen und niemanden zurückzulassen.

Erreichbarkeit

Die Erreichbarkeit Südtirols für Personen und Güter sei essenziell für Unternehmen und Tourismus, die maßgeblich zum Wohlstand beitragen. Es bedürfe Lösungen auf Basis von Daten, Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen, gemeinsam mit den Nachbarregionen.

Leistungsfähigkeit der Südtiroler Unternehmen

Rieper hob die Bedeutung der Kommunikation der Leistungen des Unternehmerverbandes hervor. Die fast 500 Mitgliedsunternehmen beschäftigen über 55.000 Menschen, davon mehr als 42.000 in Südtirol. Die Personalkosten pro Mitarbeiter liegen mit 70.533 Euro 40 Prozent über dem Südtiroler Durchschnitt, und die Produktivität von über 130.000 Euro pro Mitarbeiter sei vergleichbar mit den wettbewerbsfähigsten Regionen Europas. Im Jahr 2024 trugen die Unternehmen 1.231 Millionen Euro zum Steueraufkommen bei, was 25 Prozent des Südtiroler BIP ausmacht.

Bürokratieabbau und Investitionen

Der Präsident forderte eine effiziente und schlanke Verwaltung sowie den Abbau von Bürokratie und Komplexität. Er zeigte sich besorgt über die sinkenden Mittel im Landeshaushalt für Investitionen. Obwohl die verfügbaren Mittel des Landeshaushaltes in zehn Jahren um 50 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro gewachsen seien, sei der Spielraum für Investitionen im gleichen Zeitraum um etwa 50 Prozent auf knapp über 17 Prozent geschrumpft. Rieper betonte die Notwendigkeit, mutige Investitionen zu tätigen, zu gestalten statt zu verwalten, und proaktiv zu agieren.

Rieper stellte sein vielseitiges Vizepräsidententeam vor, bestehend aus Frauen und Männern beider Sprachgruppen, die eine Mischung aus Kontinuität und Erneuerung gewährleisten sollen. Er schloss seine Rede mit dem Aufruf, Leistung zu fördern, um die Zukunft zu sichern.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 5 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen