Von: mk
Bozen – Der Vorsitzende des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), Tony Tschenett, geht mit dem Präsidenten des Handels- und Dienstleistungsverbandes Südtirol (hds), Philipp Moser, hart ins Gericht. Grund ist dessen Kritik am Beschluss der Landesregierung einen dreiwöchigen Lockdown zu verhängen.
Herr Moser, so Tschenett, hätte anlässlich der Videokonferenz mit den Sozialpartnern vom 3. Februar genügend Möglichkeiten gehabt, Kritik an einem damals schon im Raum stehenden Lockdown zu üben. Damals war er aber der Meinung, wir müssten wennschon jetzt zusperren, um dann danach, wenn an Ostern die Saison wieder startet, arbeiten zu können. Diese 180-Grad-Wende sei nicht nachvollziehbar und erinnere stark an die Posse mit den Weihnachtsmärkten am vergangenen Oktober, so Tschenett.
„Ich schätze immer Geradlinigkeit, aber die Sprunghaftigkeit des hds in dieser schwierigen Zeit ist das Gegenteil davon. Zuerst Pro, dann Contra – das kann es nicht sein. Vor allem, weil ein Verband mit einer großen Reichweite auch die Verantwortung trägt, nicht noch mehr Verunsicherung in der Bevölkerung zu schüren. Die Covid-19-Pandemie ist ein lokales, sektorenübergreifendes Problem, das Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen betrifft. Wir sitzen also im Endeffekt alle im selben Boot. Und ich kann die Sorgen jedes Einzelnen, genauso wie die Wut vieler Betroffener nachvollziehen. Ein Lockdown muss immer die Ultima Ratio sein – es gibt derzeit aber keine Alternative“, so der ASGB-Chef.
Vor allem die besorgniserregende Situation in den Spitälern – nicht nur in den Covid-19-Abteilungen, sondern auch in den Standardabteilungen – sei ernst zu nehmen. Auch das Renommee Südtirols stehe laut Tschenett auf dem Spiel: „Wenn wir die Inzidenzzahlen nicht drücken, bleibt Südtirol tiefrote Zone. Damit würde uns auch der Sommertourismus vermutlich wegbrechen. Dies hätte nicht nur fatale Auswirkungen auf den Tourismussektor, sondern ebenso für den Handel und das Handwerk und letzten Endes für den gesamten lokalen Wirtschaftskreislauf.“
Das Land, so Tschenett, sei aber auch in die Pflicht zu nehmen: „Einerseits müssen Betriebe und deren Angestellte, die direkt von den Auswirkungen des Lockdowns betroffen sind, angemessene und vor allem zeitnahe Unterstützungsleistungen erhalten, andererseits muss auch rigider kontrolliert und gestraft werden, um fahrlässiges Verhalten einzuschränken und eine Abschreckwirkung zu erzielen. Und nicht zuletzt sollte sich das Land, wie bereits von Handelskammerpräsident Michl Ebner vorgeschlagen, bemühen, die Anzahl der zur Verfügung stehenden Impfstoffe zu erhöhen.“