Von: mk
Gsies/Prags – Eine Reihe ganz besonderer Skitouren wurde in Gsies und Prags unternommen. Die 14 Teilnehmer am Ausbildungslehrgang für Bergführer nahmen, begleitet von ihren Ausbildern, nahmen etwas mehr als 20 Skitouren-Neulinge unter ihre Fittiche. Learning by doing, sozusagen, und zwar für alle Beteiligten.
Zwei Jahre dauert die Ausbildung zum Bergführeranwärter, nach etwas mehr als drei Jahren sind die Teilnehmer auch international als Bergführer anerkannt. Der seit vergangenem Mai laufende Lehrgangszyklus wird von der Landesberufskammer der Südtiroler Berg- und Skiführer durchgeführt. „Nach dem praktischen Ausbildungsblock zum Felsklettern stecken die Teilnehmer nun mitten im zweiten großen Block, jenem für Skitouren“, erklärt der Präsident der Landesberufskammer, Ingo Irsara. In der Ausbildung vermittelt wird nicht nur die alpine, sondern vor allem die Führer-Kompetenz, wozu auch der Umgang mit den Gästen zählt. Mit einer Hürde: „Solange die Lehrgangs-Teilnehmer unter sich sind, ist es schwer, ein Gefühl dafür zu bekommen, was es heißt, mit Gästen zu gehen“, so Irsara.
Diese Hürde hat man mit einem einfachen neuen Modell aus dem Weg geräumt. Schon im Kletter-Modul hatte die Landesberufskammer einen Tag mit Gästen eingeplant, nun wurden etwas mehr als 20 Skitourenneulinge ausfindig gemacht, die Interesse hatten, eine Skitour zu unternehmen. „Die angehenden Bergführer mussten die Teilnehmer kontaktieren, ihnen alle Informationen geben und zudem das skifahrerische Niveau abklären, damit eine gezielte Tourenplanung möglich war“, erklärt der für die Ausbildung verantwortliche Leiter der Technischen Kommission der Landesberufskammer, Erwin Steiner.
In sieben Gruppen aufgeteilt ging es danach auf sorgsam ausgewählte Skitouren in Gsies und Prags. Die Lehrgangsteilnehmer mussten ihre fiktiven Kunden mit der Ausrüstung vertraut machen, eine gute Aufstiegsspur legen, das richtige Tempo wählen und sich bei Aufstieg und Abfahrt um alle Belange kümmern. „So können unsere angehenden Berg-und Skiführeranwärter auch praktische Erfahrung mit Gästen sammeln“, so Steiner.
Mit Erfolg: Das Modell der Lehrgangstour mit Gästen kommt gut an, auf beiden Seiten. „Die Reaktionen sind durchwegs positiv“, so Bergführer-Präsident Irsara, der ergänzt: „Wir sehen, dass sich unser neues Modell bewährt.“ So endet der erste Ausbildungsteil in Sachen Skitour, als zweiter steht jener für Skihochtouren auf dem Programm, also für Touren am Gletscher. Daran knüpft auch der letzte große praktische Ausbildungsblock für die 14 Kandidaten an: jener für Hochtouren, also die Ausbildung in Eis und kombiniertem Gelände.
Neben den praktischen Ausbildungsmodulen gehört auch ein aufwändiger Block Theorie, zur Ausbildung der Südtiroler Berg-und Skiführeranwärter. Im Mittelpunkt stehen dabei Themen wie Orientierung, Erste Hilfe und Geologie, aber auch Geschichte und Landeskunde sind wichtige Bestandteile der Theorieausbildung. Für den Unterricht zur Südtiroler Geschichte hatte die Landesberufskammer der Berg- und Skiführer im Spätherbst keine Geringere als die Historikerin und damals noch amtierende Landesrätin Martha Stocker gewonnen. „Die Kompetenz, aber auch die Art und Weise, mit der die nun ehemalige Landesrätin den Teilnehmern die Geschichte unseres Landes näher gebracht hat, war für die angehenden Berg-und Skiführeranwärter genauso beeindruckend wie für uns Ausbilder“, erinnert sich Steiner. Dass man Stocker überhaupt für den Unterricht im Bergführer-Lehrgang gewinnen habe können sei „ein Zeichen der Wertschätzung und unterstreicht, welche Bedeutung dem Beruf des Berg-und Skiführers in unserem Lande zuerkannt wird“, so der Ausbildungsleiter.