Die Zukunft der Mobilität auf dem Prüfstand

Autonomes Fahren im Test

Dienstag, 11. November 2025 | 09:40 Uhr

Von: idr

Wien – Gemeinsam mit dem deutschen Partnerclub ADAC hat der ÖAMTC aktuelle Systeme zum assistierten und automatisierten Fahren getestet. Im Vergleich standen der BMW Highway Assistant (Level zwei plus) und der Mercedes Drive Pilot (Level drei).

Ziel war es, den tatsächlichen Alltagsnutzen und die Grenzen beider Technologien zu bewerten. “Der Vergleich zeigt deutlich, dass beide Systeme ähnliche Vorzüge haben, aber mit dem Sprung auf vollautomatisierte Level drei-Unterstützung der Ablauf der Übergabe komplexer wird und jede Auffälligkeit vom Fahrzeug empfindlicher interpretiert wird”, erklärt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl.

“L2-Systeme sind bereits weit verbreitet und unterstützen Fahrer stark, welche allerdings in der Pflicht bleiben, das System permanent überwachen zu müssen und jederzeit eingriffsbereit zu sein.

L3-Systeme hingegen bieten die Möglichkeit, unter bestimmten Bedingungen die Kontrolle vollständig an das Fahrzeug zu übergeben. Einschlafen ist aber dennoch nicht drin – das Fahrzeug hält im Zweifel an.”

Assistiert oder automatisiert – wo liegt der Unterschied?

Während der BMW auf Level zwei plus basiert und damit freihändiges Fahren bis 130 km/h erlaubt, bleibt die Verantwortung stets bei dem Fahrer. Das System unterstützt aktiv bei Spurhalten und Abstand, verlangt jedoch permanente Aufmerksamkeit.

Der Mercedes Drive Pilot geht einen Schritt weiter: Als Level-drei-System übernimmt er die komplette Fahrsteuerung bis 95 km/h – allerdings nur auf ausgewählten, digital kartierten Autobahnabschnitten und unter klar definierten Bedingungen, was aktuell teils in Deutschland, aber nicht in Österreich möglich ist. In dieser Phase darf sich der Fahrer rechtlich abgesichert vom Verkehrsgeschehen abwenden, etwa um Videos zu schauen oder zu arbeiten.

Die Verantwortung liegt dann beim Hersteller – ein Meilenstein auf dem Weg zur echten Automatisierung. “Im Vergleich zu Level-drei-Systemen ist beim autonomen Fahren gar kein Lenker mehr notwendig – das Fahrzeug fährt alle Szenarien eigenständig”, erklärt der ÖAMTC-Experte.

Testergebnisse: Alltagstauglichkeit mit Einschränkungen

Im Praxistest zeigte sich: Der BMW Highway Assistant punktet mit größerem Einsatzbereich und stabiler Leistung auch bei Regen oder Dunkelheit. Der Mercedes Drive Pilot bietet dagegen die höhere Entlastung – ist aber durch enge Einsatzgrenzen wie Witterung, Streckenabschnitte oder Verkehrsdichte derzeit noch limitiert.

“Level-drei-Systeme wie der Drive Pilot markieren den nächsten Technologiesprung. Sie ermöglichen erstmals echte Entlastung und steigern die Sicherheit, weil der Mensch in komplexen Situationen weniger gefordert ist”, so Kerbl. “Trotzdem steht automatisiertes Fahren erst am Anfang – in Österreich ist es noch nicht zugelassen, in Deutschland nur auf bestimmten Autobahnstrecken.”

Blick nach vorn: Potenzial und Herausforderungen

Der Systemvergleich zeigt das große Zukunftspotenzial dieser Technologie – vor allem in Hinblick auf Sicherheit, Komfort und Effizienz. Damit automatisiertes Fahren diesen Nutzen voll entfalten kann, müssen Hersteller die technischen Einsatzgrenzen weiterentwickeln und der Gesetzgeber klare Rahmenbedingungen schaffen.

Bis dahin werden sich vor allem hochentwickelte Assistenzsysteme (Level zwei plus) rasch verbreiten. “Für Autofahrer gilt: Assistenzsysteme unterstützen – aber auch bei modernsten Systemen ist volle Aufmerksamkeit gefordert. Wichtig ist, die Angaben der Hersteller zu Einsatzgrenzen und rechtlichen Vorgaben genau zu beachten und die eigene Erwartungshaltung realistisch zu halten.

Langfristig bieten höhere Automatisierungsstufen große Chancen – etwa durch mehr Verkehrssicherheit und Entlastung im Alltag. Bis dahin bleibt entscheidend, dass Technik, Infrastruktur und rechtlicher Rahmen Schritt für Schritt zusammenwachsen”, so Kerbl abschließend.

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