Drei von zehn Arbeitnehmern bereit, höher qualifizierte Arbeiten auszuführen

Berufliche Weiterbildung: Viele Arbeitnehmer wollen hoch hinaus

Freitag, 05. November 2021 | 18:20 Uhr

Bozen – Seit einiger Zeit klagen Arbeitgeber über Fachkräftemangel. „Neben dem quantitativen Aspekt ist aber auch der qualitative Aspekt zu bedenken“, betont AFI-Präsident Dieter Mayr. „Laut jüngstem AFI-Barometer ist ein bedeutender Anteil der Arbeitnehmer der Auffassung, höher qualifizierte Arbeiten als bisher durchführen zu können. Die berufliche Weiterbildung ist sicherlich wichtig, man muss den im Betrieb Beschäftigten aber auch die Möglichkeit geben, beruflich zu wachsen“.

In den letzten zwölf Monaten haben in Südtirol sieben von zehn Arbeitnehmer irgendeine Form von Ausbildung genossen. Dies ist nur einer der Aspekte, die aus der letzten Ausgabe des AFI-Barometers Herbst 2021 hervorgegangen sind. Mit Ausbildung sind nicht nur die Teilnahme an einem Kurs oder der Besuch einer Konferenz oder eines Seminars gemeint, sondern auch die Begleitung am Arbeitsplatz durch eine Kollegin/einen Kollegen oder durch den eigenen Vorgesetzten.

Entsprechen die Kompetenzen der bekleideten Funktion?

“Die Anzahl der verfügbaren Arbeitskräfte ist sicher ein wichtiges Thema. Ebenso wichtig ist es jedoch, die Kompetenzen der eigenen Mitarbeiter und der lokalen Arbeitskräfte auszuschöpfen“, erklärt AFI-Forscher Matteo Antulov. 29 Prozent der Lohnabhängigen, die befragt wurden, besitzen nach eigener Aussage Kompetenzen und Fähigkeiten, um komplexere Aufgaben übernehmen zu können, als jene, die sie zum Zeitpunkt der Befragung ausübten. Dies gilt insbesondere für die lohnabhängig Beschäftigten des Baugewerbes (40 Prozent), des Handels (38 Prozent) und des Gastgewerbes (34 Prozent). Überraschenderweise fühlen sich knapp vier von zehn „Arbeitnehmer von morgen“ der Altersklasse 20-29 Jahre unterfordert, was sich natürlich auch auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz negativ auswirkt.

Der Arbeitsmarkt fordert vor allem Schlüsselkompetenzen

In einer Wirtschaft, die in einem ständigen Wandel begriffen ist, verändern sich auch die Berufsbilder: neue entstehen, andere verschwinden und wieder andere werden um neue Kompetenzen erweitert. Wichtig ist es also, sich nicht nur auf den gegenwärtigen Beruf zu konzentrieren, sondern auch die eigenen Schlüsselkompetenzen, d.h. Fähigkeiten, die in jedem Arbeitsumfeld gefragt sind, auszubauen. Für die vom AFI befragten Personen zählen in der heutigen Arbeitswelt vor allem Kompetenzen wie Flexibilität und Anpassungsfähigkeit (die von 39 Prozent der Befragten genannt wurden), die Fähigkeit, im Team zu arbeiten (20 Prozent) und Probleme eigenständig lösen zu können (15 Prozent). Quer durch alle Wirtschaftssektoren wird der Wunsch deutlich, Fremdsprachen zu erlernen (das sagen 26 Prozent der Lohnabhängigen), vor allem Englisch, aber auch Russisch oder Französisch und natürlich Italienisch und Deutsch; Informatikkenntnisse zu erwerben (26 Prozent) und die Kompetenzen im Kommunikationsbereich und Betriebsmanagement auszubauen (18 Prozent).

Was bewegt die Beschäftigten zur beruflichen Weiterbildung?

In den zwölf Monaten vor der Umfrage haben in Südtirol 70 Prozent der Arbeitnehmer/Innen an einem Berufsbildungskurs teilgenommen, der meist vom Arbeitgeber (76 Prozent) bezahlt wurde, oft aber auch vom Beschäftigten selbst (24 Prozent). Der Großteil der Beschäftigten nahm auf Anleitung des Arbeitgebers an gezielten Fachkursen teil; ein bedeutender Anteil besuchte auch externe Veranstaltungen (sprich Tagungen, Konferenzen, Seminaren oder Workshops) oder wurde direkt am Arbeitsplatz eingearbeitet. Es gibt viele Gründe für die Teilnahme an Weiterbildungskursen von lohnabhängigen Beschäftigten. 86 Prozent bildeten sich weiter, um ihre beruflichen Aufgaben besser ausüben zu können; 80 Prozent beteiligten sich auch bzw. vor allem aus Eigeninteresse. Andere wiederum wollten vor allem eine Bescheinigung oder ein Attestat erhalten, ihre Karriereaussichten verbessern, soziale Kontakte knüpfen, die später nützlich sein könnten, oder den eigenen Lebenslauf bereichern, um ihren Arbeitsplatz zu sichern. Die Teilnahme an Weiterbildungen ist vor allem im öffentlichen Sektor und im Bereich der „Privaten Dienstleistungen“ sehr hoch. Es überrascht auch kaum, dass vor allem unbefristet Beschäftigte zur Weiterbildung neigen. Jene, die keine Weiterbildung besucht haben, begründeten dies vor allem mit dem mangelnden Bedarf an Weiterbildung oder weil dies vom Arbeitgeber nicht genehmigt wurde.

 

Von: luk

Bezirk: Bozen