In Südtirol

Bioanbaufläche steigt trotz Herausforderungen weiter leicht

Samstag, 23. September 2023 | 07:43 Uhr

Von: luk

Bozen – Der 23. September ist der internationale Tag der biologischen Landwirtschaft. Das Biokonzept des Südtiroler Bauernbundes und der Bioverbände will die Biofläche in Südtirol bis 2025 im Vergleich zu 2015 verdoppeln. Trotz einiger Herausforderungen wächst die Bioanbaufläche weiter leicht, wurde beim jährlichen Treffen der Partner klar.

sbb

Gespannt waren die Teilnehmer des Treffens, zu dem der Südtiroler Bauernbund einmal im Jahr alle Bioverbände, die Vermarktungs- und Beratungsorganisationen, die landwirtschaftlichen Fachschulen, die Landesverwaltung sowie Forschungsorganisationen eingeladen hatte, auf die neuen Biozahlen. „Insgesamt ist ein konstanter Zuwachs festzustellen, der in den einzelnen Sparten aber unterschiedlich ausfällt. Im Obst- und Weinbau kommt man dem Ziel der Verdoppelung der Bioflächen kontinuierlich näher, bei Wiesen treten wir etwas auf der Stelle, allerdings ist ein signifikanter Zuwachs von Bio-Almweideflächen zu verzeichnen“, sagte Sara Gottardi vom Amt für Landmaschinen und biologische Produktion.

“Ein Grund dafür könnten die hohen Kosten für die Biozertifizierung und die Kontrollen der Betriebe sein. Von allem für kleine Mischbetriebe ist die Zertifizierung aufwändig und entsprechend teuer“, erklärte Reinhard Verdorfer, Geschäftsführer von Bioland Südtirol. Er sprach sich deshalb für eine Unterstützung bei den Kontrollkosten aus, so wie im Trentino.

Die anschließenden Kurzberichte aus den verschiedenen Sektoren zeigten ein recht differenziertes Bild. Christian Gamper, Leiter Qualität Bio bei VIP, zeigte sich für den Obstanbau zuversichtlich. Das Mikroklima im Vinschgau sei günstig, die Produzentinnen und Produzenten seien gut ausgebildet und hätten Zugang zu innovativen Sorten. Und nicht zuletzt sei die Südtiroler Apfelvermarktung gut am Markt präsent. Andreas Gschleier, Obmann von Bio Südtirol, wies allerdings darauf hin, dass es sehr große Einkommensunterschiede zwischen den Betrieben gebe. Förderung könnten hier flankierend helfen, es brauche aber die Kraft des gesamten Apfel-Netzwerks und konkrete Lösungsansätze.

Der Direktor des Konsortiums Südtirol Wein, Eduard Bernhard, erklärte, dass beim Wein die Produktionsweise eine untergeordnete Rolle spiele. „Wichtiger sind die Herkunft, das Produkt, der Winzer und seine Philosophie.“

Bei der Milch sind die Mengen leicht rückläufig – bei Biomilch genauso wie bei Milch aus konventioneller Tierhaltung. Während der Absatz in Fachgeschäften sinkt, steigt er in den Supermärkten und Discountern, berichtete Annemarie Kaser, Direktorin des Sennereiverbandes.

Gastreferent Giuseppe Romano, Präsident der AIAB (Associazione Italiana dell‘ Agricoltura biologica) hob die Vorzüge des Bioanbaus hervor. „Die biologische Produktion ist stark kontrolliert und bei Verstößen gegen das Reglement so drastischen Strafen unterworfen wie sonst nirgendwo in der Landwirtschaft. Deshalb können sich die Konsumenten darauf verlassen, dass auch bio drin ist, wo bio draufsteht.“

Ein derzeit heiß diskutiertes Thema ist die neue Gentechnik. Durch Deregulierung soll die Züchtungsarbeit beschleunigt und kostengünstiger werden und dank resistenter Sorten der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden. Bioland steht der neuen Gentechnik trotzdem kritisch gegenüber, wie Carolin Pagel, die agrarpolitische Referentin von Bioland Bayern, unterstrich. „Die Zeit- und Kostenersparnis ist relativ, weil die Pflanzengenetik sehr komplex und die Züchtung entsprechend aufwändig ist. Nicht unterschätzt werden darf die Gefahr der Resistenzdurchbrüche. Zudem sind die Wechselwirkung im Genom und in der Umwelt nicht absehbar und dadurch riskant.“ Der Südtiroler Bauernbund steht der neuen Gentechnik hingegen grundsätzlich vorsichtig positiv gegenüber, kritisch sieht er vor allem das Thema der Patente für Pflanzeneigenschaften.

Aktuelle Themen des Bioanbaus sprachen Markus Kelderer, Leiter der Arbeitsgruppe biologischer Anbau am Versuchszentrum Laimburg, Ulrich Kiem vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau und Irene Holzkmann vom Beratungsring Berglandwirtschaft an. Für einige Probleme habe man inzwischen gute Lösungsansätze gefunden, man arbeite weiter daran. Einen positiven Ausblick wagte auch Walter Steger, der Obmann von Bioland Südtirol.

Dass die Verdoppelung der Bioanbaufläche nicht die einzige wichtige Initiative des Südtiroler Bauernbundes und der Partner im Bereich der Nachhaltigkeit ist, unterstrich SBB-Vizedirektor Ulrich Höllrigl. Er stellte die Fortschritte vor, die bei den Leuchtturmprojekten, wie u. a. den CO2-Fußabdruck, INNONährstoffe oder Artenreiches Südtirol erreicht wurden. „Bei sechs der acht Projekte haben die Arbeiten begonnen, bei fünf sind die Inhalte definiert und bei den meisten ist auch die Finanzierung sichergestellt.“

Bezirk: Bozen