Von: bba
Terlan – Mit dem Schweizer Bio-Forscher Urs Niggli und der Präsidentin von FederBio, Maria Grazia Mammuccini eröffnete der Bioland Verband Südtirol die Fachtage 2020 im Kongresszentrum MEC Meeting&Service Center in Bozen Süd. Die Biolandwirtschaft bringe zwar weniger Erträge, sei aber die ökologischere, so Niggli. Und er forderte mehr Forschungsengagement für Bio.
Um Klischees und gängige Zuschreibungen in der konventionellen wie biologischen Landwirtschaft ging es in der Rede von Urs Niggli, dem Direktor des Schweizer Forschungsinstituts FiBL; wie künstlich oder naturnah ist die eine wie die andere, wie nachhaltig und klimafreundlich ebenfalls?
Milde provozierend stellte Niggli Fragen wie diese an das zahlreich erschienene Publikum aus LandwirtInnen, PolitikerInnen und Interessierten. Um die Erdbevölkerung im Jahr 2050 zu ernähren, müsse die Landwirtschaft insgesamt ökologischer werden, und die Biolandwirtschaft in Sachen Forschung aufholen: Die Biodiversität müsse zur Ertragsstabilisierung und Pflanzengesundheit besser genutzt werden, die Rückbindung von CO2 in Ackerböden und das Kreislaufdenken in der organischen Düngung verbessert werden. Wenn die besten Wissenschaftler mit den besten Bauern zusammenarbeiten, bringe angewandte Forschung auch wirkliche Fortschritte, so Niggli.
„Alle müssen lernen: Der Ökolandbau unterschätzt die Potentiale der technologischen Innovation, die konventionelle Landwirtschaft vernachlässigt die soziale und ökologische innovation“, so Urs Niggli.
Maria Grazia Mammuccini, Präsidentin des italienischen Bioverbands FederBio, berichtete von der Situation in Italien mit den EU-weit strengsten Regelungen bei Rückständen auf Bioprodukten; auch ihr gehe es darum, Forschung, Information und Praxis besser miteinander zu vernetzen.
„Bio trifft das Thema der Zeit“, zeigte sich Bioland Südtirol Obmann Toni Riegler überzeugt; die Klimadebatte habe gesellschaftlich sensibilisiert und so auch die Bioanbauweise einmal mehr in den Fokus gerückt. Die Konsumenten müssten jedoch mitziehen, und Bioprodukte auch kaufen. Die Diskrepanz zwischen Wunschdenken beziehungsweise den Forderungen der Gesellschaft an die landwirtschaftlichen Produzenten und dem realen Konsumverhalten sei jedoch deutlich zu spüren, so Landesrat Arnold Schuler. Der gesamtgesellschaftliche Wandel beginne bei jedem Einzelnen, beginne beim Dialog.
Schuler bedankte sich bei Bioland Südtirol für die sehr gute Zusammenarbeit, nur so könne eine vielteilige und kleinstrukturierte Landwirtschaft wie es sie in Südtirol gibt, gemeinsam wachsen.
EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann erläuterte die neuen GAP-Richtlinien, die Gesamteuropäische Agrarpolitik; weg vom Gießkannenprinzip der Direktförderungen hin zu einem breiten Konzept der nachhaltigen Entwicklung für den ländlichen Raum, das seien die Ziele. Der Trend gehe in Richtung Ökologisierung, Dorfmann appellierte an die integrierte Landwirtschaft diesen Schritt mit mehr Courage zu tun.
Mit mehr als 30 Vorträgen, Diskussionen und Erfahrungsberichten richteten sich die Bioland Fachtage am Freitag, 31. Jänner und Samstag, 1. Februar 2020 an alle in der Landwirtschaft Tätigen, um Wissen und Austausch zu befördern, um Brücken zu bauen.