Von: luk
Bozen – Nach den Schätzungen von Prometeia verzeichnete das Bruttoinlandsprodukt der Provinzen Bozen und Trient 2018 eine Zunahme, die mit knapp einem Prozent leicht über dem nationalen Durchschnitt lag. Diese Entwicklung wurde durch den Anstieg des Konsums, der Investitionen und der lokalen öffentlichen Ausgaben (insbesondere auf Kapitalkonto) getragen. Die Auslandsnachfrage wuchs weiter, wenn auch langsamer als im Vorjahr, und stand vor allem in der Provinz Bozen unter dem Einfluss der verringerten Wirtschaftstätigkeit in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte, so die Banca d’Italia in einer Aussendung.
DIE UNTERNEHMEN
In der Provinz Bozen verlangsamte die Industrie 2018 ihren Wachstumsrhythmus im Vergleich zu 2017 als Folge der schwächeren Auslandsnachfrage. Nach den Daten der Handelskammer lag der Saldo zwischen dem Anteil der Unternehmen, die eine Umsatzsteigerung meldeten, und dem der Unternehmen, die einen Umsatzrückgang angaben, mit fast 20 Prozentpunkten im positiven Bereich, war aber geringer als in den letzten drei Jahren.
Der Wert der Exporte blieb praktisch unverändert (0,5 Prozent) und stand nach dem starken Wachstum des Vorjahres (8,3 Prozent) unter dem Einfluss der verringerten Wirtschaftstätigkeit in Deutschland und den rückläufigen Verkäufen in Drittländer.
Die Tätigkeiten im Bauwesen konsolidierten sich weiter und setzten die seit 2015 anhaltende positive Entwicklung fort. Der Wohnungsmarkt blieb im Hinblick auf Anzahl der Transaktionen und Preise im Wesentlichen stabil. Die Quadratmeterpreise liegen in der Provinz um 96,6 Prozent über dem italienischen Durchschnitt.
Auch im Dienstleistungsbereich nahmen die Tätigkeiten zu, gestützt auf die gute Entwicklung im Handel und die weitere Stärkung im Tourismus, einer der dynamischsten und wettbewerbsfähigsten Branchen der Südtiroler Wirtschaft. Die Übernachtungszahlen stiegen weiter, angetrieben von der Zunahme der ausländischen und der Stabilität der italienischen Gäste. In Südtirol zeichnet sich der tertiäre Sektor durch eine deutlich über dem nationalen Durchschnitt liegende Produktivität aus, insbesondere in der Tourismusbranche.
2018 war die Kapitalakkumulation intensiv und auf die einzelnen Sektoren verbreitet, mit Höchstwerten im verarbeitenden Gewerbe und in einigen Dienstleistungsbranchen (Handelskammerdaten). Die Nettoertragskraft der Unternehmen festigte sich und profitierte von der weiteren Verringerung der Finanzierungskosten. Der Anteil der Unternehmen, die eine zufriedenstellende Ertragslage erreichte, stieg erneut leicht an (auf 90,8 Prozent; Handelskammerdaten).
Die Bankkredite an die Südtiroler Wirtschaft nahmen weiter zu (4,6 Prozent), insbesondere im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor. Die Steigerung wurde von den mittleren-großen Unternehmen angetrieben (6,5 Prozent); nach zweijähriger Stagnation zeigte auch die Kreditvergabe an kleine Unternehmen neues Wachstum (1,2 Prozent).
2018 setzte sich der wirtschaftliche Aufschwung auch in der Provinz Trient fort. Der Umsatz der Industrie wuchs weiter und profitierte von der guten Inlands- und Auslandsnachfrage. Die vorher bereits vorhandenen positiven Anzeichen im Dienstleistungssektor bestätigten sich mit einer weiteren bescheidenen Zunahme der touristischen Übernachtungszahlen und mit steigendem Konsum der privaten Haushalte. Im Bauwesen setzte sich der leichte, 2017 begonnene Aufschwung fort. Auf dem Wohnungsmarkt stieg die Anzahl der Transaktionen bei im Wesentlichen unveränderten Preisen. Auch die Trentiner Betriebe verzeichneten eine Verbesserung ihrer Ertragslage und einen Aufschwung der Investitionstätigkeit, vor allem bei den größeren Unternehmen. So nahmen die Ausleihungen an die größeren Trentiner Unternehmen zu, während die Kredite an die kleineren Betriebe weiterhin sanken, wenn auch weniger stark als 2017.
DER ARBEITSMARKT UND DIE PRIVATEN HAUSHALTE
In der Provinz Bozen verbesserten sich die Arbeitsmarktbedingungen 2018 weiter. Nach der Rilevazione sulle forze di lavoro des Istat stieg die Anzahl der Beschäftigten um 1,5 Prozent (0,9 in der Provinz Trient und 0,8 im nationalen Durchschnitt).
Die Beschäftigungsquote der Bevölkerung in Alter von 15 bis 64 Jahre erreichte 73,5 Prozent (68,2 im Trentino, 58,5 in Italien) und damit den Höchstwert seit 1993
(das erste Jahr, für das diese Daten vorliegen). Die Zunahme der Beschäftigungsquote betraf alle Altersklassen, war aber bei den 15-34-jährigen besonders ausgeprägt; im italienischen Durchschnitt waren hingegen die älteren Arbeitnehmer (55-64-jährige) stärker davon betroffen.
Die Erwerbsquote stieg weiter an (75,7 Prozent; 71,7 im Trentino und 65,6 in Italien). Die Arbeitslosenrate fiel in Südtirol auf den besonders niedrigen Stand vor der Krise zurück (2,9 Prozent), blieb in der Provinz Trient höher, liegt aber auch dort immer noch weit unter dem gesamtitalienischen Durchschnitt (10,6 Prozent).
Die zunehmende Nachfrage am Arbeitsmarkt in Sektoren, die eine geringe berufliche Qualifikation erfordern (wie Landwirtschaft und Tourismus), könnte dazu beitragen, dass die jungen Menschen das tertiäre Bildungsangebot weniger stark in Anspruch nehmen. In Südtirol bleibt die Abwanderung von Hochschulabgängern ins Ausland hoch.
2018 lag das anhaltende Wachstum des verfügbaren Einkommens und des Konsums der privaten Haushalte leicht über dem italienischen Durchschnitt (Prometeia-Daten).
Die Kreditvergabe an private Haushalte in Südtirol wuchs (6,8 Prozent) stärker als im Vorjahr, was in erster Linie auf die beträchtliche Zunahme der Wohnungsbaudarlehen zurückzuführen ist. Im Trentino hingegen verlangsamte die Kreditvergabe an private Haushalte aufgrund des geringeren Wachstums bei den Darlehen für den Erwerb von Wohnungseigentum.
DER KREDITMARKT
2018 wurde die Rationalisierung des Bankenwesens in der Provinz fortgesetzt: Im Dezember waren 67 Banken in Südtirol niedergelassen, das sind zwei weniger als 2017. Die Anzahl der Banken mit Geschäftssitz in der Provinz sank von 51 auf 49 als Folge von Fusionen zwischen Raiffeisenkassen. Die Anzahl der Schalterstellen verringerte sich im Berichtsjahr weiter auf 347 (fünf weniger als 2017).
Die Ausleihungen der Banken an den nichtfinanziellen Privatsektor in Südtirol nahmen zu (4,9 Prozent), was auf die günstige Konjunkturlage und die stärkere Nachfrage nach Finanzierungen seitens der Wirtschaft, insbesondere für Investitionen, zurückzuführen ist.
Die Kreditqualität blieb hoch und verzeichnete erneut eine leichte Verbesserung: Die Bonitätsverschlechterungsrate sank auf 0,6 Prozent der Gesamtausleihungen (1,2 Prozent im Jahr 2017) und der Anteil der notleidenden Kredite verringerte sich um 2,4 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent. Die Bankeinlagen der in Südtirol ansässigen Unternehmen und privaten Haushalte stiegen um fünf Prozent auf Jahresbasis, drei Prozentpunkte weniger als in den zwölf Monaten davor. Die Verlangsamung war bei den Unternehmen
ausgeprägter, auch im Zusammenhang mit der gesteigerten Investitionstätigkeit.
In der Provinz Trient stiegen, ohne Berücksichtigung der Auswirkungen einer begrenzten Anzahl relevanter Kreditrückzahlungen, die Ausleihungen der Banken an den nichtfinanziellen Privatsektor um 1,2 Prozent, mit einer Verlangsamung im Vergleich zu Dezember 2017. Diese Entwicklung spiegelt die rückläufige Nachfrage der Unternehmen im zweiten Halbjahr und die geschwächte Nachfrage der privaten Haushalte nach neuen Finanzierungen wider. Die Kreditqualität verbesserte sich erneut; die Höhe der notleidenden Kredite, die sich in den Vorjahren angehäuft hatten, sank weiter.
DIE VERÄNDERUNGEN AUF DEM KREDITMARKT VON 2013 BIS 2017
Seit 2013 gab es im regionalen Kreditwesen wichtige Veränderungen. Die Banken mit Geschäftssitz außerhalb der Region gewannen Marktanteile vor allem in den Kundensegmenten der privaten Haushalte und der größeren Unternehmen. In Südtirol verloren die Lokalbanken insgesamt nur wenig an Gewicht, was insbesondere der positiven Entwicklung der Raiffeisenkassen zu verdanken war, die dem Südtiroler Bankenwesen unverändert starken Lokalcharakter verleihen. Im Trentino hingegen verminderte sich die Relevanz der Lokalbanken deutlich. Dieser Rückgang betraf sowohl die Genossenschaftsbanken, als auch die anderen Banken mit Geschäftssitz in der Region.
Die Struktur des Bankenwesens. – Von 2013 bis 2017 bewirkte der Konsolidierungsprozess im Südtiroler Bankenwesen einen leichten Schwund der Anzahl der Raiffeisenkassen (um vier Einheiten auf 43), während der Rückgang bei den anderen Regionalbanken aufgrund verschiedener Fusionen mit nationalen Banken deutlicher ausfiel. Im besagten Zeitraum verzeichnete der Markanteil der Raiffeisenkassen (einschließlich Raiffeisen Landesbank) bei den Ausleihungen an den nichtfinanziellen Privatsektor eine leichte Steigerung (auf 44,0 Prozent), während bei den anderen Regionalbanken die rückläufige Entwicklung (- sechs Prozentpunkte circa) anhielt, die bereits im letzten Jahrzehnt zu beobachten war. Das Gewicht der Banken mit Geschäftssitz außerhalb der Region stieg um etwa fünf Prozentpunkte (auf 22,8 Prozent).
Das Kreditrisiko. – Von 2013 bis 2017 blieb die Kreditqualität bei den Raiffeisenkassen praktisch stabil und verschlechterte sich nur leicht bei den anderen
Banken. Im Zeitraum vor der Krise zeichneten sich die Lokalbanken der Provinz Bozen durch einen höheren Anteil von Ausleihungen an risikoreiche Unternehmen als die
anderen Banken mit Geschäftssitz außerhalb der Region aus. Im Durchschnitt des Zeitraumes 2013-17 ebnete sich dieses Ungleichgewicht ein und der Anteil von Ausleihungen an diese Art von Kunden lag bei knapp 20 Prozent. Der Anteil sank damit bei den Raiffeisenkassen und den anderen Regionalbanken, er stieg bei den anderen Banken.
DAS DEZENTRALISIERTE ÖFFENTLICHE FINANZWESEN
2018 verzeichneten die Primärausgaben der Lokalkörperschaften der Provinz Bozen eine deutlich Erhöhung (7,1 Prozent), angetrieben durch den Zuwachs bei den Ausgaben auf Kapitalkonto (31,0 Prozent), die in den Vorjahren einen beträchtlichen Rückgang registriert hatten und nun vom Wegfall der Einschränkungen des Stabilitätspaktes profitierten. Die Einnahmen stiegen um 2,4 Prozent.
Anfang 2018 verzeichnete keine lokale Verwaltungsbehörde in Südtirol ein Haushaltsdefizit; die Verschuldung der Lokalkörperschaften sank im Berichtsjahr um 12,2 Prozent.