Von: bba
Bozen – Am 11. Juni 2020 wurde im Sparkassensaal im Waltherhaus in Bozen die wichtige Mitgliederversammlung des Südtiroler Blinden- und Sehbehindertenverbandes zur Erneuerung der Verbandsorgane abgehalten. In einem ungewöhnlichen Klima, in dem eine Pandemie immer noch in der Luft liegt, die die gesamte Bevölkerung verunsichert hat, fanden die Wahlen des neuen Vorstandes statt.
Alle Teilnehmer haben gewissenhaft die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten und haben Masken getragen, die Abstände eingehalten und Hände desinfiziert. Freiwillige haben nach jedem Wähler die Wahlkabinen und die verwendeten Stifte desinfiziert. Zum ersten Mal konnte die Versammlung online über die Plattform Zoom verfolgt werden. Über diese Plattform waren auch der Nationalpräsident Dr. Mario Barbuto sowie das Mitglied der
Nationalleitung Dr. Mario Girardi zugeschaltet. Die Versammlung hat Frau Dr. Veronika Joas zur Versammlungsleiterin ernannt und Gabi Bernard zur Vize; die Rechtsanwältin Dr. Cristina Tasser hat als Präsidentin der Wahlkommission mitgearbeitet.
Applaus gab es für den scheidenden Vorstand für die geleistete Arbeit. Diesem gehörten an: Dr. Valter Calò als Vorsitzender (im Bild), Riccardo Tomasini – stellvertretender Vorsitzender, Alfred Unterhofer als bevollmächtigtes Vorstandsmitglied sowie die weiteren Vorstandsmitglieder Cinzia Bancaro, Monica Bancaro Scrinzi, Nikolaus Fischnaller, Franz Gatscher, Enrico Lampis und cav. Josef Stockner.
Die scheidenden Vorstandsmitglieder Cav. Josef Stockner und Alfred Unterhofer haben sich nicht mehr der Wahl gestellt. Ihnen wurde im Namen der Menschen mit Seheinschränkung Südtirols für ihren jahrzehntelangen intensiven Einsatz gedankt: Josef Stockner war seit 1968 Mitglied des Vorstandes des Südtiroler Blinden- und Sehbehindertenverbandes; 47 Jahre lang war er dessen Vorsitzender. Stockner hat sich in den verschiedensten Bereichen zu Gunsten Sehgeschädigter eingesetzt, von der Unterstützung über den Verband, über den Sport bis hin zu kulturell-religiösen Tätigkeiten. Alfred Unterhofer hingegen war seit 2001 als sehender Mitarbeiter immer zur Stelle, wo es ein sehendes Auge gebraucht hat: als Begleiter, als Chauffeur, zur Ausfindigmachung von Wanderungen für die Bergwoche und so weiter.
Die Stimmabgabe durch die Mitglieder, welche unter Berücksichtigung zahlreicher neuer Bestimmungen zum Wahlmodus durchgeführt worden sind, haben als Ergebnis einen neunköpfigen Vorstand eingesetzt, in dem vier neue Mitglieder vertreten sind. Dieser besteht aus Blinden und Sehbehinderten, vier Frauen und fünf Männern, womit die vom Reglement vorgesehenen Vorgaben zur Geschlechtergleichheit berücksichtigt sind. Das jüngste Vorstandsmitglied ist 20 Jahre alt, das älteste 77; somit sind alle Altersstufen und die jeweils verbundenen Problematiken vertreten. Der Vorstand wird demnächst zusammentreten, um die Ämter zu verteilen und die einzelnen Arbeitsgruppen einzusetzen. Dem neugewählten Vorstand gehören an: Monica Bancaro, Dr. Valter Calò, Nikolaus Fischnaller, Franz Gatscher, Magdalena Hofer, Melanie Kohler, Ines Mair, Massimo Ninno und Riccardo
Tomasini.
Im Jahre 2019 durchgeführte Tätigkeiten
Anlässlich der Generalversammlung wurde den Mitgliedern der Tätigkeitsbericht 2019 zur Genehmigung vorgelegt. Hier eine Kurzfassung genannten Berichtes: Von der Landesgruppe Südtirol des Italienischen Blinden und Sehbehindertenverbandes ONLUS/APS werden etwa 1.370 Sehgeschädigte, und zwar rund 250 Vollblinde, 520 Teilblinde und 600 Sehbehinderte erfasst und betreut; etwa 730 davon sind effektive Mitglieder. Rund 60 sehende Personen sind als unterstützende Mitglieder eingeschrieben, die den Verband entweder durch ihre ehrenamtliche Mitarbeit oder durch einen finanziellen Beitrag unterstützen. Wichtigstes Ziel der Arbeit des Verbandes war es, als Bezugspunkt für die sehgeschädigten Menschen aller Altersstufen in ganz Südtirol zu fungieren sowie deren tägliches Leben zu erleichtern und zu verbessern. Die Kontaktpflege und der Austausch untereinander werden gefördert. Auf guten persönlichen Kontakt zwischen Funktionären und Mitarbeitern mit den Betreuten wird besonderer Wert gelegt, um die Verbindung der Sehgeschädigten zum Verband zu bestärken.
Ein grundlegender Aufgabenbereich des Verbandes liegt in der Interessensvertretung Sehgeschädigter. Dies geschieht zum einen durch die Unterstützung einzelner Betroffener bei Ansuchen um die Anerkennung der Zivilblindheit oder -invalidität, um Blindenrenten und -zulagen, um Lieferung von Hilfsmitteln sowie bei der Abwicklung anderer sozialrechtlicher Verfahren oder der Lösung verschiedenster Schwierigkeiten. Weiters werden die Interessen dadurch vertreten, die Öffentlichkeit sowie die Behörden auf Bedürfnisse und Anliegen blinder und sehbehinderter Menschen aufmerksam zu machen. Hierfür wurde in den verschiedensten Arbeitsgruppen und Kommissionen mitgearbeitet. Es wurde jede Gelegenheit genutzt, in den Medien präsent zu sein. Anlass hierfür waren die Sensibilisierungsinitiativen, darunter zwei Konzerte im Dunkeln, die in Zusammenarbeit mit dem
Jugendzentrum Brixen beziehungsweise dem Kleinkunsttheater Carambolage in Bozen organisiert worden sind, weiters die Teilnahme am Dorffest in Plaus mit der Möglichkeit zur Verkostung von Weinen und der Schulung des Geruchsinnes im Dunkeln. Diese Initiativen dienen, die Auswirkungen einer Seheinschränkung erfahrbar zu machen.
Weiterhin sind die Berufsausbildung von Sehgeschädigten, die Arbeitseingliederung und die korrekte Anwendung der gesetzlichen Maßnahmen zur Arbeitsausübung wichtige Aufgabenbereiche des Verbandes, denen besonderer Einsatz gilt. Bei einem Seminar über Behinderung und Arbeit der Gemeinde Bozen wurde mitgearbeitet. Der Landesvorsitzende setzt sich auf gesamtstaatlicher Ebene als Koordinator der Arbeitsgruppe NAL „Nuove Attività
Lavorative“ für das Ausfindigmachen neuer Berufsmöglichkeiten ein. Hier werden verschiedene Projekte verfolgt, etwa für den Einsatz sehgeschädigter Menschen bei Telefonabhörungen. Mit der Beratungstätigkeit für Familie und Schule beschäftigt sich der Verband nicht direkt, verfolgt und unterstützt aber die Arbeit der Frühförderung und Schulberatung für Sehgeschädigte.
Der Verband bemühte sich, für Sehgeschädigte Verbesserungen in der Selbständigkeit und Mobilität zu erreichen. Hierfür wurden Lokalaugenscheine und Treffen mit Kommissionen und mit Planern durchgeführt. Der Begleitdienst für Sehgeschädigte in den Zonen von Meran und Brixen, durchgeführt von zwei Freiwilligen des Landessozialdienstes, konnte bis April 2020 verlängert werden.
Auch im Jahre 2019 wurden für die Mitglieder die traditionellen und sehr beliebten, gemeinschaftsbildenden Freizeitinitiativen angeboten, nämlich ein 13tägiger Meeraufenthalt im Ferienzentrum für Blinde in Tirrenia, Provinz Pisa, eine Bergwanderwoche im Fassatal sowie eine Fahrt zu einer Opernaufführung in der Arena von Verona. Diese Initiativen fördern das Kennenlernen zwischen den Betroffenen, aber auch den Erfahrungs- und Informationsaustausch untereinander. Die Feier des Gesamtstaatlichen Tages des Blinden und für uns auch
vorweihnachtliche Feier war ebenfalls ein wichtiger Moment der Begegnung, an dem gut 150 Personen teilgenommen haben. Ein Einführungskurs in die antike Massagekunst Shiatsu wurde organisiert.
Das ganze Jahr hindurch gab es eine rege Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, und zwar mit den anderen Landessektionen und mit den nationalen Gremien des Italienischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, mit ausländischen Blindenverbänden besonders mit jenem von Nordtirol, mit dem Dachverband für Soziales und Gesundheit und mit anderen lokalen Behindertenorganisationen. Besonders eng war natürlich die Zusammenarbeit mit den lokalen Blindenorganisationen, darunter vor allem mit den Rehadiensten des Blindenzentrums St. Raphael und der Blinden- und Sehbehinderten-Amateursportgruppe. Weiters wurden Kontakte zu den örtlichen Körperschaften wie Autonome Provinz, Gemeinden, Sanitätsbetrieb, mit der SASA,
der Trenitalia und so weiter gepflegt. Die vielfältige Tätigkeit der Landesgruppe wurde vom neunköpfigen Vorstand und von den drei Angestellten geplant und durchgeführt. Unbezahlbar ist der Beitrag der vielen Freiwilligen, die sich als sehende Begleitpersonen oder Helfer ins Verbandsleben einbringen.
In der Abwicklung der vielseitigen Tätigkeit wird der Blinden- und Sehbehindertenverband stets von öffentlichen Körperschaften und vor allem vom Landesamt für Menschen mit Behinderungen sowie der Gemeinde Bozen und anderen Gemeinden des Landes unterstützt. Erwähnt seien auch die Beiträge und großzügigen Spenden der Mitglieder sowie Privater, welche wegen der geringer werdenden Mittel seitens der öffentlichen Hand laufend an Bedeutung gewinnen. Wichtig ist weiters der Erlös aus der Verteilung des „Südtiroler Hauskalenders“.
Der Anteil von 25 Prozent eines alten Hauses, der dem Verband seitens eines Mitgliedes testamentarisch hinterlassen worden ist, wurde verkauft und der Erlös für die Sanierung von verbandseigenen Immobilien oder für den Ankauf einer noch ausfindig zu machenden Liegenschaft zweckbestimmt.
Eine weitere Finanzierungsquelle ist die Zuweisung von fünf Promille der Einkommenssteuer IRPEF an den Italienischen Blinden- und Sehbehindertenverband ONLUS/APS – Landesgruppe Südtirol, bei der die Bevölkerung durch Angabe der Steuernummer 80015390216 die Tätigkeit des Verbandes in konkreter Weise unterstützen konnte.
Für eine Beratung oder Informationen sind Interessierte eingeladen, das Verbandsbüro mit Sitz in Bozen, Garibaldistr. 6 zu kontaktieren, Tel. 0471-971117, Webseite: www.blindenverband.bz.it Um sich persönlich ins Verbandsbüro zu begeben ist derzeit eine Terminvereinbarung notwendig.