Von: luk
Bozen – Ohne Bienen und andere Bestäuber hätten wir wohl kaum etwas zu essen. An die Bedeutung dieser Insekten, aber auch die Gefährdung ihres Lebensraums erinnert die Verbraucherzentrale Südtirol anlässlich des italienweiten Aktionstages „Stop Pestizide“. Dieser wird jährlich von einer Allianz zahlreicher Umweltschutzorganisationen organisiert, heuer fällt er auf den 24. Mai.
An die 700 Bienenarten gibt es in den Alpen. Nur eine davon produziert Honig: die Europäische Honigbiene (Apis mellifera). Alle anderen Arten in den Alpen, also rund 700 minus eine, sind Wildbienen! Nur wenige Wildbienenarten wie die Hummeln leben in einem „Staat“, die allermeisten leben solitär als Einzelgängerinnen. Sie stellen zwar keinen Honig her, sind aber trotzdem für die Bestäubung von Blüten unersetzbar, so die VZS.
80 Prozent der Wildpflanzen und mehr als 75 Prozent der Kulturpflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen und andere Insekten, darunter auch Käfer und Schmetterlinge, angewiesen. Die Sicherung unserer Ernährung hängt also zu großen Teilen von dieser so genannten Ökosystemdienstleistung ab. Auf rund 22 Milliarden Euro wird der monetäre Wert der Bestäubungsleistung, die Insekten erbringen, für Europa geschätzt.
“So abhängig die Pflanzen von den Insekten sind, so abhängig sind auch die Insekten von den Pflanzen, denn die Blüten der Pflanzen sind ihre Futterquelle oder, anders gesagt, ihre Tankstellen. Viele Wildbienen sind Spezialistinnen: sie sind auf eine ganz bestimmte Pflanzenfamilie bzw. Pflanzengattung, manche sogar auf nur eine bestimmte Pflanzenart spezialisiert und fliegen gezielt nur diese Blüten an, um deren Pollen zu sammeln. Wildbienen sind im Unterschied zu Honigbienen fast das ganze Jahr über aktiv und fliegen auch bei niedrigen Temperaturen bzw. in höheren Lagen. Ohne die Hummeln, die gut an tiefe Temperaturen angepasst sind, blieben viele Obstblüten, die früh im Jahr blühen, unbestäubt. Bestimmte Pflanzen werden fast ausschließlich von Wildbienen angeflogen und bestäubt”, erklärt die VZS.
Jede zweite Wildbienenart in den Alpen ist gefährdet
Trotz ihrer immensen Wichtigkeit gelten 50 Prozent der Wildbienenarten in den Alpen als vom Aussterben bedroht, und die rote Liste der bedrohten Bienenarten wird immer länger. Ursachen dafür sind die intensive Landwirtschaft, Monokulturen auf den Äckern und in den (Fichten-)Wäldern, fehlende Vielfalt in den privaten und öffentlichen Gärten, Bodenversiegelung und ungebremster Bodenverbrauch, der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden und der Klimawandel bzw. dessen Folgen. “Wenn die von ihnen benötigten Futterpflanzen vor der Blüte gemäht werden oder gar nicht mehr wachsen (dürfen), verschwinden die spezialisierten Wildbienen”, so die VZS.
Was hilft Bienen und anderen Bestäubern?
Trockenrasenflächen mit blühenden heimischen Wildblumen, blühende Gärten, blühende Streifen (z.B. an Wegrändern oder entlang von Flüssen und Bächen), „wilde Ecken“ in Gärten und Parks, Hecken mit heimischen Sträuchern, begrünte Dächer, Trockensteinmauern, Totholz, Sand- und Steinhaufen, selteneres Mähen bzw. Mähen erst nach der Blüte, eine Reduktion des Einsatzes von Düngemitteln und ein Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide ermöglichen es den bestäubenden Insekten, zu (über)leben und sowohl Nahrung als auch Brutmöglichkeiten zu finden. Dabei seien sowohl private Gartenbesitzer und -besitzerinnen als auch die öffentliche Hand als auch die Bauern und Bäuerinnen in der Verantwortung, so die VZS.
Für eine bienenfreundliche Landwirtschaft
Die Europäische Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ setzt sich derzeit europaweit für eine bienenfreundliche Landwirtschaft und eine gesunde Umwelt ein. Sie fordert die EU-Kommission dazu auf, eine Landwirtschaft zu unterstützen, welche die Bedürfnisse von Bäuerinnen und Bauern und die Bedürfnisse der Natur in Einklang bringt. Ziel ist es, den Einsatz synthetischer Pestizide bis 2035 schrittweise zu beenden und landwirtschaftliche Betriebe bei der Umstellung zu unterstützen.
Die Bürgerinitiative kann hier unterzeichnet werden: https://www.savebeesandfarmers.eu/deu/