Risiko für Unterholzner „zu groß“

Ceterum übernimmt Autotest AG vollständig

Dienstag, 20. September 2016 | 15:46 Uhr

Völlan – Die Ceterum-Holding GmbH hat im August 2016 100 Prozent der Anteile der Autotest-Gruppe mit Sitz in Südtirol übernommen. Die Autotest AG ist durch mehrere Unternehmenskäufe in Deutschland und der Slowakei in den letzten Jahren schnell gewachsen, hatte allerdings seit einiger Zeit Probleme, die damit entstandenen Veränderungen zu bewältigen.

Die Autotest AG wurde von Josef Unterholzner im Jahre 1983, in Völlan, Südtirol, gegründet und ist seitdem in einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte zu ihrer heutigen Bedeutung gewachsen. Heute beschäftigt die Autotest Gruppe über 550 Mitarbeiter in ihren fünf Werken. Autotest entwickelt und fertigt hochwertige Kunststoff- und Metallteile schwerpunktmäßig im Luxus- und Premiumsegment der Automobilindustrie. Die Ceterum-Holding erwirbt und betreibt High-Tech-Firmen. Sie investiert vorrangig in kleine und mittlere Unternehmen der Branchen Elektromotorik, Automotive und Medizintechnik. Zur Ceterum Familie gehören aktuell elf Unternehmen mit rund 750 Mitarbeitern und einem aggregierten Umsatz von 130 Millionen Euro.

Konkreter Auslöser für den Südtiroler Unternehmensgründer und Geschäftsführer Josef Unterholzner, das Unternehmen abzustoßen, war wohl auch der Arbeitsunfall im Dezember 2012. Dabei verletzte sich ein Autotest-Mitarbeiter im Werk in Lana an der Hand. Die Folge war gerichtliches Verfahren für Unterholzner, wobei sich Zivil- und Strafverfahren über drei Jahre hinzogen. Am Ende musste er 179 Stunden Sozialdienst in der Gemeinde Lana abbüßen und er wurde zu einer bedingten Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. Nach 35 Jahren als Unternehmer werde er wie ein Schwerverbrecher behandelt, erklärte Unterholzner im Dolomiten-Interview. Er wolle dieses Risiko nicht mehr eingehen.

Bereits in den vergangenen zwei Jahren hatte Unterholzner 64 Prozent der Firmenanteile an die deutsche Gesellschaft Ceterum-Holding GmbH verkauft. Damals erklärte er, er wolle eine Botschaft bis nach Brüssel und Rom senden. Er wolle „einmal radikal aufzeigen, in welchem Land wir leben“, erklärte Unterholzner laut einem Bericht von stol.it.

Durch die sukzessiv steigende Kapitalbeteiligung der Ceterum konnten nun die Weichen für eine nachhaltige Reorganisation der Gruppe gestellt werden. In diesem Zuge wurde der aus fünf Personen bestehende Vorstand auf drei Personen reduziert. Dabei wurden zwei neue Manager in den Vorstand berufen, die nun zusammen mit Vertriebsvorstand Markus Telch die Unternehmensgruppe führen. Die neuen Vorstände haben langjährige Führungserfahrung in der Automobilzulieferindustrie, heißt es in einer Aussendung der Ceterum GmbH.

Clemens Aulich, Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Ceterum Holding und selbst Topmanager mit langjährigem Automotive-Hintergrund sagt: „Ich bin sehr froh, dass wir Ingo Katz für den Vorstandsbereich Technik und Oliver Leibfarth für die Finanzen der Autotest AG gewinnen konnten. Beide sind uns seit vielen Jahren in leitenden Funktionen der Branche bekannt und verfügen genau über die Kompetenzen, die die Autotest-Gruppe in der jetzigen Situation benötigt.“ Durch die vollständige Übernahme der Anteile sieht sich die Ceterum nun in der Lage, das Unternehmen neu auszurichten. Dazu Finanzvorstand Oliver Leibfarth: „Autotest hat in den letzten Jahren finanziell sehr gelitten. Mit frischem Kapital der Ceterum und der konstruktiven Unterstützung unserer Bankenpartner haben wir zukünftig größeren Handlungsspielraum. Die Rahmenbedingungen sind optimal, um Autotest nachhaltig profitabel aufzustellen.“

Gemeinsam wollen die Führungsmannschaft der Autotest AG und die Ceterum den eingeschlagenen Weg weiter beschreiten und die Autotest als führenden Zulieferer für vorwiegend Kleinserienbauteile im Kunststoffspritzguss etablieren. Dazu wird in allen Werken der Autotest AG eine einheitliche Prozesswelt geschaffen, um den steigenden Qualitäts- und Effizienzanforderungen der Automobilindustrie gerecht zu werden. In diesem Zuge wird eine effiziente Fertigungsstrategie für die Standorte der Gruppe erarbeitet und umgesetzt. So sieht sich die Autotest AG gewappnet, den Trend zur zunehmenden Variantenvielfalt und damit immer kleineren Stückzahlen in der Automobilindustrie aktiv mitzugestalten.

Ingo Katz, Vorstand Technik der Autotest AG: „Unsere Werke und unsere Technologie sind bestens dafür ausgerüstet, die zunehmende Zahl der Kleinserien unserer Premiumkunden zu bedienen. Unsere Kunden schätzen unsere Flexibilität und unseren Umgang mit den oft zeitkritischen Projekten. Wir freuen uns, die Erfolgsgeschichte der Autotest AG in den nächsten Jahren fortschreiben zu können.“

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt