Von: mk
Bozen – Wenn am heutigen Montag an der Landesfachhochschule für Gesundheit, „Claudiana“ das akademische Jahr beginnt, werden erstmals 160 Studienplätze statt der bisherigen 120 für Krankenpfleger zur Verfügung stehen. Doch sie werden kaum reichen, um die nahende Pensionierungswelle aufzufangen, berichtet das Tagblatt Dolomiten.
In den nächsten fünf Jahren gehen nämlich 400 Krankenpfleger in Pension. Dies wurde von der Pflegedirektorin des Sanitätsbetriebs, Marianne Siller, bestätigt.
Im Sanitätsbetrieb sind derzeit rund 3.700 Krankenpfleger beschäftigt. 400 anstehende Pensionierungen seien eine große Herausforderung. „Und die Anzahl junger Leute, die nachkommen, ist eben nicht mehr so hoch wie bei den Babyboomer-Jahrgängen“, betont Siller gegenüber den „Dolomiten“.
Abgesehen von den Pensionierungen gelte es zudem, pro Jahr für 80 bis 100 Krankenpflegerinnen einen Mutterschaftsersatz zu finden. „Und in der Zeit danach kommen viele nur mehr in Teilzeit zurück. Überhaupt liegt die Teilzeit-Quote unter Krankenpflegerinnen bei 40 Prozent. Aber die Vereinbarkeit von Familie und Beruf macht auch einen Teil der Attraktivität des Arbeitgebers Sanitätsbetrieb aus“, betont Siller.
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Oberhofer: „Pensionierungswelle ist nicht das einzige Problem bei Pflegern“
Nicht nur die Pensionierungswelle der nächsten fünf Jahre stellt die Sanität vor großen personellen Herausforderungen. Es gibt eine Reihe weiterer Hindernisse, die hinsichtlich eines garantierten Pflegedienstes durch die Aufstockung von Pflegepersonal und dessen vorausgehender Anwerbung überwunden werden müssen. Dies erklären zumindest die Freiheitlichen. „Unbefristete Stellen müssen schneller ausgeschrieben werden, Wettbewerbsprüfungen bei Pflegehelfern müssen überdacht werden und die Muttersprache des Patienten muss gewährleistet werden“, fordert die Landtagsabgeordnete Tamara Oberhofer.
„Fakt ist, dass viele Pfleger zu lange über befristete Stellen eingestellt werden, weil Stammrollen zu sporadisch ausgeschrieben werden. Dies führt dazu, dass viele Pfleger Stellen im Ausland annehmen und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb verloren gehen. In einigen Nachbarländern werden bereits nach einem Monat Probezeit fixe Stellen vergeben. Insbesondere denjenigen, die sich mit dem Thema Familienplanung auseinandersetzen und sesshaft werden wollen, ist ein sicheres und stabiles Arbeitsverhältnis wichtig. Aus diesem Grund müssen Stammrollen im Südtiroler Sanitätsbetrieb in Zukunft schneller und häufiger ausgeschrieben werden. Nur so wird man junge Pfleger und Pflegehelfer in Südtirol halten können und der Bevölkerung einen guten Dienst sichern können“, erklärt Oberhofer.
„Aus dem zunehmenden Mangel an Pflegehelfern haben sich in den vergangenen Jahren weitere Probleme herauskristallisiert. Der Bedarf wurde letzthin vermehrt durch ausländisches Personal abgedeckt, dessen Fachkompetenz grundsätzlich nicht angezweifelt werden darf. Große Schwierigkeiten ergeben sich jedoch im Zusammenhang mit der Sprachkompetenz, weil es keine Kontrollen gibt“, stellt die freiheitliche Landtagsabgeordnete Tamara Oberhofer fest.
„Für das Vertrauensverhältnis zwischen Pflegehelfer und Patient ist eine reibungslose Kommunikation essentiell. Sprechen beide unterschiedliche Sprachen, dann erschwert dies das Verhältnis, weil keine richtige Kommunikation stattfinden kann. In Vergangenheit wurde bei der Vergabe der Pflegehelferstellen die Muttersprache des Personals zu wenig berücksichtigt. Kontrollen, ob der Bewerber de facto die Sprache spricht, für dessen Sprachgruppe die Stelle ausgeschrieben worden ist und somit die Voraussetzungen für die Gewährleistung eines guten Dienstes erfüllt, gibt es nicht. Der Grund: Aufgrund der Datenschutzbestimmungen darf angeblich nicht geprüft werden, ob die eigene Muttersprache mit der Sprachgruppenerklärung übereinstimmt. Eine fatale Bestimmung für Südtirols Proporzregelung, weil grundsätzlich jeder an jedem Wettbewerb teilnehmen kann. Daher muss in Zukunft bei den Wettbewerben ein besonderes Augenmerk auf den Sprachgebrauch gelegt werden und Prüfungen müssen in der Sprache abgehalten werden, für die die Stelle vorgesehen ist. Derzeit ist es nämlich möglich, unabhängig von der für die Sprachgruppe vorgesehene Wettbewerbsstelle, die Prüfung in deutscher oder italienischer Sprache abzulegen. Diese Möglichkeit schwächt den Proporz, die jeweilige Sprachgruppe und bietet Freiräume für Falscherklärungen. Künftig muss sichergestellt werden, dass der Bewerber für eine öffentliche Stelle, welche für eine Sprachgruppe vorgesehen ist, auch der entsprechenden Sprache auf hohem Niveau mächtig ist“, fordert Oberhofer.