Caritas Männerberatung schreibt 2023 Besucher- und Beratungsrekord

Deutlich mehr Männer in Krise

Montag, 18. März 2024 | 17:01 Uhr

Bozen – Noch nie haben so viele Männer wie 2023 bei der Caritas Männerberatung angeklopft: 366 Männer, vorwiegend im Alter von 40 bis 60 Jahren, haben den Dienst in Anspruch genommen, das sind 101 mehr als im Jahr davor. Beziehungsprobleme, Überforderung und Lebenskrisen machen ihnen am meisten zu schaffen. „Oft hat es auch mit dem Thema Vatersein zu tun“, berichtete Guido Osthoff, der Leiter der Caritas Männerberatung, heute im Rahmen einer Pressekonferenz in Hinblick auf den morgigen Vatertag.

„Im ersten Moment mag es vielleicht besorgniserregend klingen, dass zunehmend mehr Männer in Krise geraten. Zuversichtlich stimmt, dass sie nicht mehr alles in sich hineinschlucken, sondern Rat und Hilfe suchen, wenn es ihnen zu viel wird, und sich über ihre Gefühle, Sorgen und Probleme mit anderen Männern austauschen. Eben das war ja der Grundgedanke, als die Caritas Männerberatung vor 23 Jahren ins Leben gerufen wurde: das Gespräch von Mann zu Mann“, sagt Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer

Dieses suchen offensichtlich zunehmend mehr Männer im Alter zwischen 40 und 49 Jahren. „Die Altersgrenze ist damit deutlich gesunken: Vorher waren die 50- bis 59-Jährigen unsere Hauptklientel, sie sind nun an zweiter Stelle. Rund um die biologische Lebensmitte kommen oft Zweifel auf, ob der eingeschlagene Weg schon passt; es können sich hier aber auch Schwierigkeiten krisenhaft zuspitzen“, sagt Guido Osthoff, Leiter der Caritas-Männerberatung. Hier haben sich die Männergruppen bewährt, die es sowohl in deutscher als auch in italienischer Sprache gibt. „Da können sich Männer untereinander austauschen, echte und ehrliche Kommunikation über die eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Herausforderungen und Überforderungen üben. Diese Gruppen sind gewissermaßen ein angeleitetes Lernfeld für echte Männerfreundschaften“, sagt Gabriele Munarini, der eine der Männergruppen leitet.

In den Gruppen, aber auch in den Einzelgesprächen komme oft auch die Rolle der Männer als Väter zur Sprache: „Alle Väter, die zu uns in die Männerberatung kommen, möchten gute Väter sein, sind aber oft überfordert. Vor allem Väter, die mit der Kindesmutter in Konflikt sind und von ihr getrennt leben, tun sich schwer damit, in einer guten Beziehung zu ihren Kindern zu sein“, berichtet Osthoff.

Deutlich angestiegen ist aber auch die Zahl der Männer, die sich weder in einer festen Beziehung befinden, noch Kinder haben, das heißt alleinlebend sind. „Das waren knapp die Hälfte unserer Klienten. Viele dieser Männer haben schon eine oder mehrere gescheiterte Beziehungen hinter sich und zweifeln an der eigenen Beziehungsfähigkeit“, meint der Leiter der Caritas Männerberatung.

Das, was viele der Klienten gemeinsam haben, ist nicht gelernte Kommunikation. „Männer sind oft sehr praktisch orientiert und gehen Probleme eher technisch an. Gefühle werden meist verdrängt und als störend erlebt. Immer nur alles in sich hinein zu schlucken, erzeugt Frustration und kann auch zu impulsiven Ausbrüchen führen“, benennt Osthoff eine der negativsten Folgen dieses Verhaltens: die Gewalt. „Diese können Männer gegen sich selbst richten oder gegen andere. Nicht von ungefähr gibt es bei Männern deutlich mehr Suizide als bei Frauen, und auch bei Gewaltfällen im Kontext von Partnerschaft und Familie sind meist Männer die Täter.“

Auch um letztere kümmert sich die Caritas Männerberatung, speziell mit ihrem Anti-Gewalttraining: 100 Männer hatten diesbezüglich im vergangenen Jahr Kontakt mit der Männerberatung, das sind 42 mehr als 2022. „Ein Grund dafür sind sicher die strengeren gesetzlichen Auflagen, welche gewaltbereite Männer zu diesem Training verpflichten“, sagt Osthoff. Wer nach dem Gesetz „Codice Rosso“ wegen Gewalttätigkeit verurteilt wird, muss für die Teilnahme bezahlen. Für alle anderen sind die Angebote der Männerberatung kostenlos. Dafür stehen zehn Psychologen und Psychotherapeuten für die Einzelberatung, 2 Teams (je ein Mann und eine Frau) für das Antigewalttraining und zwei Mitarbeiter als Gruppenleiter für die Männergruppen zur Verfügung. Dazu kommen noch 2 Mitarbeiter für Präventionsarbeit und 1 Mitarbeiterin für den Kontakt mit den Partnerinnen, der beim Antigewalttraining vorgesehen ist.

 

Daten und Fakten zur Caritas Männerberatung

–          Im Jahr 2023 wurden 366 Männer beraten, das sind 101 mehr als im Vorjahr

–          266 davon sind neue Klienten

–          Insgesamt wurden 2.438 Beratungsgespräche geführt (2022 waren es 1.722), darin enthalten sich auch Gruppentreffen und Anti-Gewalttrainings

–          100 Klienten beim Anti-Gewalttraining (69 neu bzw. zum ersten Mal dabei)

Die Idee für eine eigene Männerberatung ging 2001 von der Projektgruppe „Männer für Männer“ aus, welche sich aus Vertretern verschiedener Einrichtungen wie der Katholischen Männerbewegung, dem Katholischen Familienverband, der Ehe- und Erziehungsberatung, dem Verband der Getrennten und Geschiedenen (ASDI) und der Caritas zusammengesetzt hat. Unter der Leitung des damaligen Vorsitzenden der Katholischen Männerbewegung, Peter Plattner, und der finanziellen Unterstützung des Amtes für Frau, Familie und Jugend der Autonomen Provinz Bozen hat diese Projektgruppe damals Neuland betreten: Sie war die erste Beratungsstelle nur für Männer in Italien. Schon bald erwies sich die Beratungsstelle als Erfolgsmodell: Männer aus den verschiedensten Landesteilen nehmen seitdem das Angebot dankbar an, mit Beratenden oder in der Gruppe über ihre Probleme, Sorgen und Nöte zu reden. Finanziert wird die Caritas Männerberatung im Wesentlichen über Beiträge der Familienagentur und für das Antigewalttraining vom Amt für Kinder- und Jugendschutz und Inklusion sowie über Spenden.

Kontakt:

Die Caritas Männerberatung findet sich in Bozen unter den Bozner Lauben Nr. 9 (Zugang auch vom Gumerplatz 6 aus) und ist unter Tel. 0471 324 649 sowie über E-Mail an mb@caritas.bz.it zu erreichen. Auf Anfrage sind Beratungen auch in Meran und Brixen möglich. Nähere Infos zu den begleiteten Männer-Gruppen und dem Anti-Gewalttraining gibt es unter https://caritas.bz.it/hilfe-beratung/seelische-not.html .

Von: luk

Bezirk: Bozen

Kommentare

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10 Kommentare auf "Deutlich mehr Männer in Krise"


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Hut
Hut
Tratscher
1 Monat 15 Tage

Die meisten werden von den ex Frauen bis bettelarm ausgenommen,kein Wunder 😳

magg
magg
Superredner
1 Monat 15 Tage

Vieles ist schon die maskuline Erziehung schuld, da die Männer nicht lernen mit ihren Gefühlen umzugehen!
Die Scheidung in sich ist nicht schuld an der ganzen Misere, da die Zahlung nach dem Einkommen berechnet wird, sondern das es in Südtirol als ein Einzel-Verdiener, der Unterhalt zahlen muss, schlichtweg unmöglich ist seinen vorigen Lebensstandard aufrecht zu erhalten.

Trina1
Trina1
Kinig
1 Monat 15 Tage

Wenn ich mein Umfeld anschaue, gibt es super Frauen welche an das Wohl der gemeinsamen Kinder denken! Auf der anderen Seite auch gehässige welche den Mann und Vater der Kinder komplett ruinieren! Achtung habe ich von solche Frauen keine . Schlechte Mütter sind sie nach meiner Meinung auch. Ein Kind braucht beide Eltern .

Savonarola
1 Monat 15 Tage

jetzt werden sicher wieder Unterberger, Oberhammer, Morandini und Genossinnen kommen und sagen, der Mann ist allein an allem selber schuld.

Corones
Corones
Neuling
1 Monat 15 Tage

Es gibt kein Gleichberechtigung. Männer dürfen zahlen, müssen Ihr Haus verlassen, sind Maximal noch Wochenende Vater. Und dann haben Sie noch Glück, sonst folgt noch zu Unrecht eine Codice Rosso. Oberhammer und Co. müssen mal verstehen das Gleichberechtigung nicht nur für Frauen ist

user6
user6
Tratscher
1 Monat 15 Tage

wem wunderts no

elvira
elvira
Universalgelehrter
1 Monat 15 Tage

des zoag wia wichtig so a einrichtung isch und i finds super dass olleweil mear männer sich hilfe holn wenns braucht. wiso a nit??

Savonarola
1 Monat 15 Tage

Sogar zum Vatertag wissen die Frauen und die Weichgespülten alles besser.

neidhassmissgunst
neidhassmissgunst
Universalgelehrter
1 Monat 15 Tage

Das größte Problem sehe ich heute in der Dauerberieselung durch das Internet was man 24 Stunden am Tag um die Ohren hat. Und der ununterbrochene Dauerkontakt Telefon und Socialmedia auch wieder 24 Stunden am Tag. 
Damit verbunden ist das Problem das wir ZUVIEL negative Informationen erhalten die unser Leben nur schlechter machen und unsere Stimmung niederdrücken. Ich brauch nicht zu wissen dass irgendwo wieder 20 Leute abgeknallt wurden, diese Information sollte man nicht verbreiten. 

Walter Kofler
Walter Kofler
Grünschnabel
1 Monat 15 Tage

Es gibt auch Gewalt an Männer, nicht nur Gewalt an Frauen.
Das wird viel zu selten angesprochen.
Der Mann wird immer als Täter hingestellt. Die Frau als Opfer.
Diese eingleisige Schiene mit all ihren Folgen für den Mann ist total absurd.

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