Von: mk
Bozen/Trient – Weil die Wirtschaft wieder anzieht, rollt auch deutlich mehr Schwerverkehr über die Brennerautobahn: In den ersten neun Monaten im heurigen sind um über fünf Prozent mehr Lkw – Vierachser und Fünfachser – über die A22 gedonnert als 2015. Dies berichtet das Tagblatt Dolomiten.
Wenn mehr Waren transportiert werden, dann steigt damit auch die Zahl der großen Lkw auf der A22, wie Brennerautobahn-Geschäftsführer Walter Pardatscher erklärt. Während der Wirtschaftskrise war vor allem bei der Zahl der großen Lkw ein Einbruch festgestellt worden, während der Rückgang bei den kleineren Lkw nicht so deutlich ausfiel. Laut Pardatscher bedeuten große Lkw vor allem Transitverkehr, allerdings sei ein sehr großer Anteil am Schwerverkehr auch hausgemacht. Das bedeutet, dass die schweren Laster innerhalb der Region verkehren.
Wie WIFO-Chef Georg Lun erklärt, hängen beispielsweise die Ein- und Ausfahrten auf der Brennerautobahn bei Sterzing stark von der konjunkturellen Entwicklung in Südtirol ab. Dieser Verkehr sei angestiegen. Südtirol befinde sich zurzeit „in einer sehr guten wirtschaftskonjunkturellen Lage. Auch in anderen italienischen Regionen steigt die Konjunktur an. Insgesamt ist die Konjunktur in Italien aber noch verhalten“, meint Lun gegenüber den „Dolomiten“.
Die Kehrseite des Verkehrs sind Lärm und Schadstoffe. Um den Schadstoffausstoß auf der Brennerautobahn zu reduzieren, waren im Jänner Geschwindigkeitsreduzierungen ins Auge gefasst worden – auch in Südtirol. „Im Rahmen eines EU-Projekts sollen verschiedene Maßnahmen wie Geschwindigkeitsreduzierungen auf ihre Wirksamkeit hin geprüft werden“, betont Pardatscher laut „Dolomiten“.
Überprüft werden soll demnach, ob der positive Einfluss der Reduzierung ausreicht, um so eine Maßnahme auch wirklich umzusetzen. Geschwindigkeitsbegrenzungen sollen bei unterschiedlichen meteorologischen Bedingungen und in verschiedenen Jahreszeiten getestet werden.
„An ein paar Tagen wird die Geschwindigkeit reduziert, und parallel dazu werden genaue Messungen durchgeführt, wie sich die Schadstoffe dadurch verändern“, erklärt der A22-Geschäftsführer laut „Dolomiten“. Vorhandene Studien, die vor einigen Jahren dazu gemacht wurden, gelten bereits als veraltet, da damals noch andere Motoren im Umlauf waren. Außerdem die Bedingungen im Ausland sind nicht immer vergleichbar mit jenen in der Region. „Bei uns sind zum Beispiel die Täler schmal“, erklärt Pardatscher laut „Dolomiten“. Zudem müsse man bedenken: „Auf der Inntalautobahn wurde die Höchstgeschwindigkeit von 130 auf 100 km/h gesenkt. Bei uns gilt aber schon ab Bozen Nord ein Limit von 110 km/h.“ Eine Senkung des Tempolimits um 30 km/h ist in Südtirol deshalb kein Thema. Die Rede ist stattdessen von zehn oder 20 km/h. Deshalb dürften sich auch positive Folgen für die Umwelt in Grenzen halten.
Für Martin Ausserdorfer, den Direktor der BBT-Beobachtungsstelle, sind die neuen Zahlen der Brennerautobahn AG unter dessen eine Bestätigung. „All jene, die gesagt haben, der Verkehr geht zurück, und wir brauchen deshalb in Zukunft keinen Brennerbasistunnel mehr, sind damit widerlegt. Diese Zahlen unterstreichen die Wichtigkeit des Brennerbasistunnels und von verkehrspolitischen Begleitmaßnahmen. Das Ziel ist: Der Verkehr soll von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Die Schiene ist neu und damit effizient, weil leistungsfähig, und geräuschlos. Der Megatrend geht in Richtung Schiene – europaweit, weil die Schiene das umweltfreundlichste Transportmittel auf dem Festland ist. Auch die Frächter sind dafür, denn sie sind nicht Lkw-Unternehmer, sondern Logistiker. Lange Strecken ab 300 Kilometer sind prädestiniert für die Schiene“, erklärt Ausserdorfer gegenüber den „Dolomiten“.