Regionale Kreisläufe nachhaltig optimieren

Düngerkreisläufen zwischen Viehwirtschaft sowie Obst- und Weinbau

Dienstag, 19. August 2025 | 09:32 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Zweieinhalb Jahre lang haben verschiedene Partner intensiv an den Düngerkreisläufen zwischen Viehwirtschaft sowie Obst- und Weinbau in Südtirol gearbeitet. Nun ist das ELER-geförderte Projekt INNONährstoffe der Abteilung Innovation & Energie im Südtiroler Bauernbund abgeschlossen – laut des Bauernbundes mit vielversprechenden Ergebnissen, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit.

Das Projekt INNONährstoffe, laut Bauernbund eines der Leuchtturmprojekte für eine nachhaltige Landwirtschaft, hatte das Ziel, die Düngerkreisläufe zwischen Grünlandwirtschaft und Obst- sowie Weinbau zu analysieren und Optimierungspotenziale aufzuzeigen. Gemeinsam mit dem Beratungsring für Berglandwirtschaft BRING, dem Beratungsring für Obst- und Weinbau, dem Versuchszentrum Laimburg, der Freien Universität Bozen und vier engagierten Landwirten konnte der Südtiroler Bauernbund in den vergangenen zweieinhalb Jahren wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Diese sollen nun direkt in die landwirtschaftliche Praxis einfließen.

Herausforderungen für Südtirols Düngerkreisläufe

Zur Erfassung des Ist-Zustands und des Potenzials von Wirtschaftsdünger aus der Viehwirtschaft für den Obst- und Weinbau wurden Flächen- und Viehbesatzdaten mit Zahlen zum Stickstoffdüngereinsatz verglichen. Zusätzlich wurde die aktuelle Praxis sowie die Meinung der Südtiroler Landwirtinnen und Landwirte erhoben. Die Auswertung zeigt: Ein Teil der Nährstoffkreisläufe könnte theoretisch geschlossen werden. Die geografische Verteilung der Betriebstypen stellt jedoch eine große logistische Herausforderung dar. Während die größten Mengen an Stickstoff im Wipptal und Pustertal verfügbar sind, konzentriert sich der Obst- und Weinbau auf die westlichen und südlichen Landesteile. Der Transport ist aufwendig, und auch die begrenzten Düngezeiträume im Obstbau – vor der Blüte im März und nach der Ernte im November – erschweren die Umsetzung. Wirtschaftsdünger muss in diesen kurzen Zeitfenstern vor Ort verfügbar sein. „Diese Herausforderungen wurden auch von den Landwirten selbst als Hürde für eine überbetriebliche Zusammenarbeit genannt“, berichtet Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser. Zudem fehle oft das Wissen über die Verfügbarkeit von Wirtschaftsdünger, und die Vergütung beschränke sich meist auf die Transportkosten. „Trotz einiger Hürden begrüßen die meisten Befragten einen verstärkten Austausch und möchten selbst mehr Wirtschaftsdünger einsetzen bzw. abgeben“, so Gasser.

Biogasanlagen als Drehscheibe

Für eine effiziente Schließung regionaler Düngerkreisläufe braucht es Lösungen für Lagerung und Logistik. Eine zentrale Rolle könnten dabei die Biogasanlagen übernehmen. Sie dienen bereits als Sammelstellen für Wirtschaftsdünger und koordinieren Transport, Lagerung und Verwertung. Berechnungen am Beispiel der Biogasanlage Schluderns zeigen, dass auch Gärsubstrate aus der Obstwirtschaft zur Verbesserung der Auslastung beitragen und regionale Kreisläufe stärken können.

Auch neuere Mikrobiogasanlagen bieten Potenzial: Neben der Schließung von Düngerkreisläufen tragen sie zur Emissions- und Geruchsminderung bei, da frischer Wirtschaftsdünger schnell verwertet und Ausgasungen bei der Lagerung reduziert werden.

Wirtschaftsdüngerbörse als Zukunftschance

Neben regionalen Lösungen setzt das Projekt auch auf verbesserte Austauschmöglichkeiten zwischen Betrieben. Deshalb wird auch nach Projektabschluss weiter an der Umsetzung einer Wirtschaftsdüngerbörse gearbeitet. „Auf dieser Online-Plattform können Betriebe Inserate schalten, wenn sie Wirtschaftsdünger abgeben oder für ihre Flächen suchen. Über eine Schnittstelle mit dem Maschinenring Südtirol werden zudem Transport- und Ausbringungsmöglichkeiten aufgezeigt“, erklärt Gasser. Ab Ende 2025 soll die Plattform für alle Bauern zugänglich sein.

Weitere Projektergebnisse

Im Rahmen des Projekts wurden in ganz Südtirol Bodenproben entnommen und analysiert. Der Vergleich mit Daten aus den 2000er-Jahren zeigt, dass der Humusgehalt der Südtiroler Obstwiesen stabil geblieben ist, was laut Bauernbund als Zeichen für nachhaltige und ausgewogene Bewirtschaftung zu verstehen ist.

Zudem wurde ein Tool zur Berechnung der Stickstoffbilanz entwickelt, das Beratungen in der Viehwirtschaft erleichtert. Damit können alle relevanten Faktoren am Hof analysiert und dokumentiert werden.

Ausblick

Auch wenn das Projekt offiziell abgeschlossen ist, bleibt das Thema Düngerkreisläufe aktuell. Die Abteilung Innovation & Energie wird gemeinsam mit den Projektpartnern weiterhin daran arbeiten, die Nutzung von Wirtschaftsdünger zu fördern und dessen Wert zu steigern. Mit vielfältigen Ansätzen sollen Lagerungs- und Logistikprobleme gemeistert und die Kreisläufe in Südtirol nachhaltig optimiert werden. Denn nur wenn alle an einem Strang ziehen, kann die beste Lösung für Umwelt, Landwirtschaft und Gesellschaft gefunden werden.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen