Von: mk
Bozen – Alte Bauernhäuser zu sanieren anstatt sie abzureißen, ist das Ziel der Initiative „Bauern[h]auszeichnung“. Mit den beiden Wettbewerben „Ideenwerkstatt PLANEN“ und „ITAS-Preis“ sollen Bauherren wie Planer ermutigt werden, wertvolle Bauernhäuser zu erhalten. Heute wurden vier bäuerliche Familien sowie die entsprechenden Architekten und Planer für ganz besondere Projekte ausgezeichnet.
Historische Bauernhöfe prägen die heimische Kulturlandschaft. „Sie vor dem Abriss zu retten bedeutet nicht nur, ein Stück Geschichte zu bewahren, sondern auch die einmalige Kulturlandschaft Südtirols zu erhalten. Gleichzeitig geht es darum, in den alten Gemäuern ein zeitgemäßes Wohnen für die Bauernfamilie zu ermöglichen“, erklärte Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. Einen wichtigen Anreiz zur Sanierung alter, wertvoller Bauernhöfe will die Initiative „Bauern[h]auszeichnung“ mit der „Ideenwerkstatt PLANEN“ und dem „ITAS-Preis“ geben, die der Südtiroler Bauernbund, die Architekturstiftung Südtirol, ITAS-Versicherungsverein, IDM Südtirol, die Landesabteilungen für Denkmalpflege sowie Natur, Landschaft und Raumentwicklung und die Stiftung Südtiroler Sparkasse ins Leben gerufen haben. Für Reinhold Marsoner von der Stiftung Südtiroler Sparkasse bedeutet die Sanierung historischer Höfe, einen wichtigen Teil der Vergangenheit und gleichzeitig der Zukunft zu erhalten. Hansi Pichler, Präsident von IDM Südtirol, hob die große Bedeutung der bäuerlichen Architektur für lebenswerte ländliche Räume hervor. Nicht nur die Südtirolerinnen und Südtiroler, sondern auch die Gäste würden die besondere Kulturlandschaft schätzen. Und dazu gehörten auch die alten Bauernhäuser. Der Präsident der Architekturstiftung Carlo Calderan hob die wichtige Aufgabe der Architekten bei der Bewahrung der wertvollen historischen Bausubstanz hervor. Wichtig sei es, Altes mit Neuem ideal zu kombinieren.
„Ideenwerkstatt PLANEN“: Architekten Schatzer und Ellecosta sind die Sieger
Zwei Initiativen unter dem Dach der „Bauern[h]auszeichnung“ sollen dazu beitragen, alte Höfe zu erhalten. „Bei der ‚Ideenwerkstatt PLANEN‘ werden Architekten für den besten Ideenentwurf für die zukünftige Sanierung typischer Südtiroler Bauernhöfe ausgezeichnet. Einen Schritt weiter gehen die Partner beim ‚ITAS-Preis‘, mit dem bäuerliche Familien prämiert werden, die ihren Bauernhof bereits vorbildlich energetisch saniert haben“, so Tiefenthaler.
Für die „Ideenwerkstatt PLANEN“ wurden zwei besonders wertvolle und damit schützenswerte Bauernhäuser unter allen für den Wettbewerb gemeldeten Gebäuden ausgewählt. Voraussetzung war, dass die Bauernhäuser mindestens 100 Jahre alt sind und zu einem Hof gehören, der bewirtschaftet wird. Zudem muss das Gebäude in ein bäuerliches Ensemble bzw. in einen stimmigen landschaftlichen und historischen Kontext eingebettet sein.
Die Wahl der Jury fiel auf den Kellermannhof der Familie Georg, Ingrid und Josef Schrott aus Bozen und den Taberhof der Familie Birgit und Maria Luise Oberkofler aus Jenesien/Flaas. Jeweils knapp 15 Architekten haben die Höfe besucht, 13 Ideenentwürfe für eine zeitgemäße und maßgeschneiderte Sanierung der Höfe wurden am Ende eingereicht.
Der beste Ideenentwurf für die Sanierung des Kellermannhofes stammt von Architektin Elisabeth Schatzer. „Bei den Eingriffen in die Grundrisse bestechen die Schlichtheit und die Qualität. Für neu hinzugefügte Elemente wurden subtile feine Lösungen gefunden. Insgesamt gesehen hat dieser Entwurf das größte Potenzial für eine Weiterentwicklung gemeinsam mit den Bauherren“, erklärte Margot Wittig von der Architekturstiftung Südtirol den Entscheid der Jury.
Beim Taberhof hat der Entwurf des Architekten Daniel Ellecosta die Jury am meisten überzeugt, weil das Projekt schlüssig ist, die Umsetzung funktioniert und ausgewogen ist. „Zudem sind die Ideen für die Eingriffe an den Fassaden interessant, das große Panoramafenster im Theatersaal im Obergeschoss sitzt wie selbstverständlich in der Fassade.
„ITAS-Preis“ für Familie Oberberger
Als eine mit Südtirol sehr eng verbundene Versicherungsgesellschaft unterstützt auch ITAS-Versicherungsverein den Erhalt wertvoller bäuerlicher Bausubstanz, sagte ITAS-Vizepräsident Gerhart Gostner. Der „ITAS-Preis“ für die beste Sanierung eines wertvollen Bauernhauses ging heuer an die Familie von Philipp Oberberger und Elisabeth Tschöll vom Oberbergerhof in Montan. Die Planung stammt vom Architekten David Stuflesser. „Für die Jury entsprach die Sanierung des Oberbergerhofes in Montan der Zielsetzung des Preises, eine vorbildhafte Sanierung eines bäuerlichen historischen Wohngebäudes in Südtirol auszuzeichnen. Sie beweist einmal mehr, dass in historischer Bausubstanz die Umsetzung heutiger Wohnansprüche möglich ist und bei guter Planung sowie sensiblem und kompetentem Umgang eine gegenseitige Qualifizierung und Steigerung von Alt und Neu möglich ist“, lobte Gerhart Gostner.
Außerdem vergaben die ITAS-Agenten wieder den Anerkennungspreis der Jury. Er wurde an die Familie Markus Oberrauch und Leonore Schmid vom Hof Platzbon in St. Andrä oberhalb von Brixen verliehen. „Die Eigentümerfamilie hat durch großen Einsatz und kreative Eigenleistung gezeigt, dass die Sanierung eines in das späte Mittelalter zurückreichenden Wohnhauses möglich ist, auch wenn es bereits als abbruchreif galt“, erklärte ITAS-Agent Walter Pichler. Projektant war Thomas Graus.
Die Initiative „Bauern[h]auszeichnung“ geht auch im nächsten Jahr weiter. Bäuerinnen und Bauern, die an einer Sanierung interessiert sind, können sich bis 28. Februar 2018 mit ihrem Bauernhof bewerben. Der Endtermin für die Teilnahme am „ITAS-Preis“ ist hingegen der 30. März 2018. Mehr Informationen über beide Initiativen, die heurigen Ideenentwürfe und die Wettbewerbe 2018 finden Interessierte unter www.bauernhauszeichnung.it.