Von: luk
Bozen – Den eigenen Benziner zum Elektroauto umbauen, dieses mit hauseigenen Solarpaneelen laden und unterwegs an einer intelligenten Ladestation „tanken“: Was nach Zukunftsmusik klingt, ist kurz davor, Teil unseres Alltags zu werden. Maßgeblich daran beteiligt ist das Technologieunternehmen Driwe, das seit Kurzem im IDM-Gründerzentrum arbeitet.
Die Mobilität der Zukunft ist im Kommen, immer mehr Verbraucher interessieren sich auch in Südtirol für Elektroautos. Zum Kauf entschließen sich aber nur die Wenigsten: zu hoch die Anschaffungskosten, zu aufwendig die Stromversorgung und zu gering das Angebot an Ladesäulen. An diesem Punkt setzt das Technologieunternehmen Driwe an. Sein Ziel: Elektromobilität allen zugänglich zu machen. „Unsere Arbeit ist stark von ethischen Grundsätzen geleitet, wir möchten beweisen, dass Elektromobilität nicht ein Privileg weniger Reicher ist oder dass die Technologie noch Jahre entfernt ist. Im Gegenteil: Sie funktioniert schon heute“, so Alessandro Marsilio, Präsident von Driwe. Das Unternehmen, 2013 von Marsilio zusammen mit Luca Secco ins Leben gerufen, bietet als erste europäische Firma ein Rundum-Paket zur Energieerzeugung und für das Energiemanagement, das allen Interessierten den Einstieg in die Elektromobilität erleichtern soll.
Mit Driwe Car hat sich das Unternehmen auf das Umrüsten alter Fahrzeuge in Elektroautos spezialisiert. Beim Umbau wird der traditionelle Verbrennungsmotor mit einem weitaus effizienteren Elektromotor ersetzt, außerdem baut Driwe einen neuen Tank mit Lithiumbatterien ein. „Dabei konzentrieren wir uns auf Autos, die maximal 100 Kilometer am Tag zurücklegen, und arbeiten ausschließlich mit Kleinwagen wie dem Fiat Panda oder dem Smart“, erklärt Alessandro Marsilio. Der Grund: Dank kleinerer Batterie sind die Kosten hier deutlich geringer, einen herkömmlichen Kleinwagen kann man mit 12.000 Euro in ein E-Auto umrüsten, während man für ein fabrikneues E-Auto sehr viel tiefer in die Tasche greifen muss.
Das Netzwerk wächst
Zweiter Schwerpunkt des Unternehmens ist es, ein zusammenhängendes Netzwerk von Elektroladesäulen zu schaffen. Die intelligenten Ladestationen Driwe Charge haben den Vorteil, dass sie für E-Autos aller Hersteller nutzbar sind und auf Kundenkarten, wie sie bei herkömmlichen Ladestationen üblich sind, verzichten. „Wer eine Driwe-Ladesäule installiert, kann sie anderen Elektroauto-Fahrern zur Verfügung stellen und so dazu beitragen, alle Nutzer in einem großen Netzwerk zu verbinden“, erläutert Marsilio die Idee. Die Stationen lassen sich per Driwe App ausfindig machen und wenn nötig reservieren, auch bezahlt wird über die App. Je nach Art des Anschlusses sind die E-Autos in weniger als einer Stunde „vollgetankt“.
Neben den Ladestationen installiert die Firma mit Driwe Sun auch die benötigte Fotovoltaikanlage. Mit 20 Quadratmetern Solarpaneelen kann ein E-Auto mehr als 15.000 Kilometer im Jahr zurücklegen. Neben dem Auto lassen sich natürlich auch andere elektrische Geräte in Privathäusern, Firmengebäuden und Hotels mit dem erzeugten Solarstrom betreiben. Das Energiemanagement erledigt ein von Driwe entwickeltes intelligentes Kontrollsystem: Es aktiviert Elektrogeräte automatisch dann, wenn die Fotovoltaikanlage am meisten Solarstrom produziert – oder schaltet sie bei ungenügender Energieproduktion erst dann ein, wenn der Stromtarif am günstigsten ist.
„Wir möchten die Elektromobilität in das ganz alltägliche Leben einfließen lassen“, betont Alessandro Marsilio. In diesem Sinne arbeitet Driwe derzeit in ganz Italien an Projekten, die die Nutzung von Solarstrom und Elektrofahrzeugen vereinfachen sollen. Beispielsweise installierte das Unternehmen kürzlich am Hauptsitz der größten Bio-Supermarktkette Italiens Natura Sì in Verona Fotovoltaikplatten mit einer Gesamtleistung von 20 kWp und errichtete zwei Ladestationen: eine für E-Autos, eine für E-Bikes und Scooter. Weitere Driwe-Ladestationen entstanden kürzlich in Vicenza und Padua. So soll das Netzwerk italienweit wachsen – bis man mit dem Elektroauto lückenlos freie Fahrt hat.
Driwe ist seit August 2016 im IDM-Gründerzentrum in Bozen beheimatet. Neben Dienstleistungen für Start-ups bietet IDM auch Services für hochtechnologische, besonders innovative Unternehmen. Diese können sich mit einem Innovationsprojekt während der gesamten Projektdauer im Gründerzentrum ansiedeln, wo sie mit einem maßgeschneiderten Servicepaket unterstützt werden. IDM fungiert dabei als Schnittstelle zwischen Unternehmen, öffentlicher Verwaltung und Investoren sowie als Netzwerker und Kontaktvermittler.