Von: mk
Bozen – Ausgehend von der gegenwärtigen Lage veröffentlicht das Landesinstitut für Statistik ASTAT die aktualisierten Schätzungen und Prognosen der möglichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf das Südtiroler Bruttoinlandsprodukt für 2020, 2021 und 2022 sowie auf die Konsumausgaben der privaten Haushalte für 2020 und 2021 in Südtirol.
Sowohl das Wirtschaftsszenario in Südtirol als auch jenes allgemein in den EU-Ländern ist sehr ungewiss und hängt zu einem großen Teil sowohl auf lokaler als auch auf gesamtstaatlicher Ebene von der Entwicklung der Pandemie in den nächsten Monaten sowie von der Impfkampagne ab.
Die Schätzungen für das Jahr 2021 umfassen zwei Szenarien: Im ersten, günstigeren Fall würden, wie vom Impfplan der Regierung vorgesehen, 80 Prozent der Bevölkerung Italiens innerhalb September geimpft werden. In diesem Szenario würde der Tourismusstrom ab Juni wieder die volle Stärke erreichen. Auch der Großteil der Wirtschaftstätigkeiten würde sich in den ersten Sommermonaten normalisieren, mit einer schrittweisen Rückkehr zu Öffnungszeiten und Kundenströmen wie vor COVID zwischen Frühlingsende und Sommerbeginn.
Das zweite, vorsichtigere Szenario geht von einer verlangsamten Entwicklung der Impfkampagne aus. In diesem Fall könnten weitere Schließungen nötig sein, und der überregionale bzw. internationale Reiseverkehr könnte weiterhin verboten sein. Eine vollständige Erholung würde erst im Herbst erfolgen.
Laut Nationalinstitut für Statistik (ISTAT) beträgt der Rückgang 2020 auf gesamtstaatlicher Ebene 8,9 Prozent mit einer teilweisen Erholung von 4,0 Prozent im Jahr 2021. Die Europäische Kommission schätzt hingegen für Italien eine Veränderung von 3,4 Prozent im Jahr 2021 und von 3,5 Prozent im Jahr 2022, womit das BIP auf das Niveau zwischen 2016 und 2017 zurückfallen würde.
Die beiden Institutionen unterstreichen die Unsicherheit der Lage und dass mehr oder weniger große Schwankungen in Bezug auf die gemeldeten Daten von der Entwicklung der Pandemie und der Impfkampagne abhängen.
Auch auf lokaler Ebene dürfte die Erholung langsamer verlaufen. Die Südtiroler Wirtschaft wird maßgebend vom Tourismus beeinflusst und ihre Erholung ist mit diesem verbunden. Einer vorläufigen Schätzung zufolge würde das BIP nach einem Rückgang von 11,3 Prozent für 2020 im Jahr 2021 eine positive Veränderung zwischen 2,7 und 5,6 Prozent erfahren.
Im positiven Szenario würde eine wesentliche Verbesserung der Pandemie die Wiederaufnahme der Wirtschaftstätigkeiten und des Tourismus in vollem Ausmaß ermöglichen, was die Konsumausgaben ankurbeln würde. In diesem Fall könnte 2021 das Südtiroler BIP bis zu 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen. Sollte sich die Impfkampagne jedoch verzögern, könnten unregelmäßige Wiederaufnahmen der Wirtschaftstätigkeiten und vor allem die Einschränkungen der Tourismusströme die Erholung des BIP auf 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr einbremsen.
Im Jahr 2022 gäbe es bei einem Szenario ohne Einschränkungen aufgrund der Pandemie ein Wachstum zwischen 3,8 und 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der geringere Touristenstrom hat zusammen mit den Einschränkungen der Wirtschaftstätigkeiten und der deutlichen Verschlechterung des Arbeitsmarktes zu einem starken Rückgang des realen Konsums der privaten Haushalte auf gesamtstaatlicher Ebene geführt, der -11,7 Prozent betrug.
Auf lokaler Ebene hätten vor allem der fehlende Tourismus und die Restriktionen einen noch größeren Einfluss auf die Konsumausgaben gehabt, mit einem geschätzten Rückgang von 15,7 Prozent im Jahr 2020.
Für das Jahr 2021 ist die Erholung sehr unsicher und hängt wesentlich von der Entwicklung des Tourismus ab: Im positiven Szenario könnte eine positive Veränderung von 6,6 Prozent erreicht werden, falls die Impfkampagne so verläuft, wie von der Regierung geplant, und somit der Tourismus bereits in den ersten zehn Tagen des Monats Mai wieder voll aufgenommen werden kann. Sollte andererseits die Pandemie in den Monaten April und Mai keine deutlichen Anzeichen einer Abschwächung zeigen und daher die Reisebeschränkungen zwischen den Regionen und anderen Ländern erhalten bleiben, wenn auch mit einer allmählichen Lockerung, würde dies eine Einschränkung der Übernachtungen in den Monaten Juni, Juli und August bedeuten, welche 2019 mehr als 40 Prozent der Gesamtübernachtungen dieses Jahres ausmachten. In diesem Fall wäre das Wachstum der Konsumausgaben der privaten Haushalte nahezu null (+0,1 Prozent).