Von: mk
Bozen – Im Hinblick auf die aktuelle Energiekrise und die Europäischen Dekarbonisierungsziele ist es heute wichtiger denn je, den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen. Grüner, also nicht-fossiler Wasserstoff hat großes Potenzial, um ein wichtiger Akteur in der Energiewende zu werden: Er lässt sich umweltfreundlich mit erneuerbarem Strom erzeugen und kann vielseitig eingesetzt werden. Gleichzeitig wird Wasserstoff eine immer wichtigere Rolle im Aufbau von Speicherkapazitäten spielen, eine Grundvoraussetzung für den weiteren Ausbau der volatilen erneuerbaren Energien.
Auf der Anwendungsseite ist Wasserstoff vor allem dort interessant, wo die Elektrifizierung keine Option darstellt. Großes Dekarbonisierungspotenzial entfaltet Wasserstoff z.B. bei der Stahlerzeugung, in der chemischen Industrie und im Transportsektor, hier vor allem beim Güterverkehr und auf Langstrecken.
Vor diesem Hintergrund fand am 22. Juni im NOI Techpark in Bozen der Runde Tisch “Wasserstoff in Südtirol” statt, bei dem namhafte Experten aus den Bereichen Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Forschung zusammenkamen, um die Bedeutung von Wasserstoff als Energieträger sowie dessen Anwendungsmöglichkeiten in Südtirol zu erörtern. Die Veranstaltung zog eine breite Palette von Interessengruppen an und förderte den Austausch von Wissen und Erfahrungen.
Giuliano Vettorato, Landesrat für Energie, betonte in seinen Grußworten die Bedeutung von Wasserstoff als Energiespeicher der Zukunft. Der Landesrat für Mobilität und Infrastrukturen, Daniel Alfreider, hob die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit hervor und wies unter anderem auf die Rolle des „Brenner Digital Green Corridor“ für Italien und Europa hin. Er betonte die Notwendigkeit einer breiten und technologieoffenen Aufstellung Südtirols, um für zukünftige Entwicklungen gerüstet zu sein, und sprach über die Herausforderungen und Potenziale von Wasserstoffanwendung in Südtirols öffentlicher Mobilität.
Im Verlauf der Veranstaltung legten Experten ihre Projekte und Erfahrungen dar. Magdalena Lindl, Clustermanagerin bei Hydrogen Austria, präsentierte das Konzept der “Hydrogen Valleys” in Österreich und Best-Practice-Projekte aus dem Bundesland Tirol. Martin Vallazza, Ressortdirektor für Mobilität und Infrastrukturen, präsentierte den Mobilitätsplan des Landes und seine Ziele für die Wasserstoffproduktion und -nutzung. Unter anderem unterstrich er, dass das Land Südtirol in den kommenden Jahren sowohl die Elektromobilität als auch die Wasserstoffmobilität sukzessiv und kombiniert miteinander ausbauen wird.
Der Runde Tisch bot auch die Gelegenheit für einen Austausch mit Experten aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verwaltung. Es diskutierten Walter Huber (Hydrocell), Dieter Theiner (Alperia), Gottfried Rier (GKN Hydrogen), Edmund Gasteiger (Wasserstoffzentrum IIT), Wolfram Sparber (Institut für erneuerbare Energie, EURAC Research), Andreas Muigg (Prinoth) und Martin Vallazza (Ressort für Mobilität und Infrastrukturen der Autonomen Provinz Bozen). Ulrich Santa, Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus, moderierte die Runde.
Die Experten des Runden Tisches stellten konkrete Anwendungen vor, debattierten über Chancen und Herausforderungen sowie über technische und normative Voraussetzungen für erfolgreiche Wasserstoffprojekte. Im Hinblick auf die Marktreife und Wettbewerbsfähigkeit bestätigten die Experten die Bedeutung öffentlicher Anschubfinanzierungen und die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für lokale Wasserstoff-Ökosysteme. Einig war man sich auch über die Wichtigkeit des Austausches und der verstärkten Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Alpine Space Projekts AMETHyST statt, das die Anwendung von grünem Wasserstoff in den Regionen des Alpenraums begünstigen soll. Es zielt darauf ab, die Entwicklung lokaler grüner Wasserstoff-Ökosysteme in den Projektpartnerregionen in Italien, Frankreich, Österreich, Deutschland, der Schweiz und Slowenien zu unterstützen.