Von: mk
Bozen – Der Südtiroler Bauernbund hält am Samstag in Sterzing eine Protestkundgebung gegen den Wolf ab, um auf die Gefahr für den Erhalt der Almwirtschaft hinzuweisen. „Denn immer mehr Landwirte denken ernsthaft darüber nach, ihre Tiere nicht mehr auf die Almen zu bringen. Dadurch ist die traditionelle Berglandwirtschaft in Gefahr, und damit die einmalige Almlandschaft Südtirols“, erklärt der Bauernbund in einer Aussendung.
Die Mitglieder wurden über die verbandseigenen Medien über die Kundgebung informiert und zur zahlreichen Teilnahme aufgerufen, so auch über die Plattform „mein SBB“. Diese im Vorjahr gestartete Plattform ist sowohl eine Service- wie auch eine Kommunikationsplattform. Sie wurde von Beginn an für die Information der Mitglieder zu Verbandsthemen konzipiert und wird in dieser Funktion künftig noch mehr genutzt werden. Was früher umständlich über Brief und Postweg lief, läuft heute schnell und ressourcenschonend über „mein SBB“! „Wer keinerlei Mitteilungen erhalten will, kann diese Funktion im Übrigen deaktivieren“, erklärt der Bauernbund
Damit reagiert der Bauernbund auf die Kritik von Hanno Mayr – selbst Bauernbund-Mitglied –, der sich über die „Vermischung“ von Service und Parteipolitik beschwert hat.
„Weniger als an der Form stört sich Hanno Mayr wohl mehr am Inhalt bzw. an der Tatsache, dass der Bauernbund eine Protestkundgebung gegen den Wolf abhält. Der Anstoß dazu kam von der Basis, also von Bauern und Tierhaltern, die erneut auf die Wolfsproblematik hinweisen und ihre Sorgen verständlich machen wollen. Der Landesbauernrat hat die Abhaltung der Kundgebung einstimmig genehmigt. Anders als Hanno Mayr zeigen sich viele Obst- und Weinbauern mit der Berglandwirtschaft solidarisch“, erklärt Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler.
Es sei eine Illusion zu glauben, Herdenschutz sei die Lösung, damit sich Wölfe frei ausbreiten und gleichzeitig die Weidewirtschaft und Almen so weiterbestehen können wie heute. Der Herdenschutz funktioniere selbst unter weitaus besseren Umständen wie es unsere 1.200 Almen mit Viehhaltung bieten, nicht ausreichend (siehe die extrem steigenden Risszahlen in Deutschland!). „Zudem wird unsere kleinstrukturierte Berglandwirtschaft niemals die erforderlichen Ressourcen für flächendeckenden Herdenschutz aufbringen können, und da reden wir nicht in erster Linie vom Geld. Kein nebenberuflicher Bergbauer, der eine Herde Schafe oder Ziegen hat, wird die Zeit für eine ständige Behirtung aufbringen können“, fährt Tiefenthaler fort. Die Zeiten, als es Knechte auf den Höfen gab, seien auch schon lange vorbei. Professionelle Hirten und Herdenhunde seien in Südtirol schwer zu finden bzw. für die Bauern nicht zu finanzieren.
„Wir sollten alles tun, um die extensive Beweidung der Almen durch kleine Tierherden zu unterstützen und nicht unmöglich zu machen. Wenn, wie selbst Amtsdirektor Spagnolli sagt, Wölfe aufgrund ihres großen Aktionsradius potenziell überall in Südtirol Herden attackieren können, dann kann die Lösung nur darin bestehen, Südtirols beweideten Almflächen unter besonderen Schutz zu stellen und sie wolffrei zu halten. Wir sind überzeugt, auch die Almwirtschaft verdient Schutz, und nicht den geringeren als der Wolf, der schon lange keine bedrohte Tierart mehr ist. Wir müssen die Fähigkeit haben, zehn oder zwanzig Jahre vorauszuschauen! 2010 gab es noch überhaupt keine Wolfrisse, 2015 waren es schon 19 und im Vorjahr bereits 60 gerissene Schafe und Ziegen. Um die weitere Entwicklung abschätzen zu können, muss man kein Hellseher sein. Es geht um die Zukunft der Berglandwirtschaft!“, erklärt Tiefenthaler.
Wenn die Bauern nichts unternehmen können, dann werde Südtirol flächendeckend mit Wolfsrudeln besiedelt sein, und das halte die Almwirtschaft im Land nicht aus. „Ganz zu schweigen von der Bevölkerung im ländlichen Raum, zu der Wölfe immer weniger Abstand halten, weil sie keine Gefahr zu befürchten haben. Insofern ist ein Aufschrei gegen die Gefährdung unserer Alm- und Berglandwirtschaft sowie der Sicherheit im ländlichen Raum mehr als gerechtfertigt!“, betont Tiefenthaler abschließend.