Von: luk
Bozen – Ein solches Frühjahr hat es auf den Südtiroler Pässen schon lange nicht mehr gegeben. Corona-bedingt war auf und im Gebiet rund um die Passstraßen plötzlich Stille zu hören. Nun aber zeichnet sich für den Sommer eine Rückkehr zu alten Mustern ab, weiterhin ohne entsprechende Maßnahmen. Nordtirol ist uns auch in diesem Punkt wieder einmal einen Schritt voraus. Das schreibt der Dachverband für Natur- und Umweltschutz in einer Aussendung.
“Die rigorosen Regelungen und Ausgangsbeschränkungen im coronabedingten Lockdown sowie die bis vor kurzem gesperrten Grenzen zu unseren nördlichen Nachbarn haben auf vielen Passstraßen Südtirols zu einem deutlichen Verkehrsrückgang geführt. Anstatt der mittlerweile schon gewohnten Blechlawinen, die vom Lärm aufjaulend beschleunigender Motorräder begleitet werden, hörte man bis vor kurzem auf und rund um die Passstraßen tatsächlich nicht viel mehr als Stille. Diese ungewohnte Erfahrung bleibt aber sehr wahrscheinlich nicht von langer Dauer, denn mit der Öffnung der Grenzen und dem Rückfall in alte Muster und Rollen werden auch 2020 die Südtiroler Pässe wiederum den motorisierten Individualverkehr anlocken. Dabei sollte doch auch der ‘Restart’ im Tourismus völlig neu gedacht werden, damit Südtirol dann auch in der Realität endlich dem claim ‘des begehrtesten Lebensraumes in Europa’ entspricht”, so der Dachverband.
“Auch für heuer zeichnen sich keine spezifischen Maßnahmen auf den Pässen an, um Verkehr und Lärm zu dosieren. Corona und seine Folgen sind zumindest für die Nordtiroler Politik kein Anlass für Ausreden. Ende Mai hat das Land Tirol beliebte Bergstraßen im Außerfern kurzerhand für Motorräder gesperrt, die laut Zulassung einen Nahfeldpegel von über 95 Dezibel aufweisen. Die Grundgesetzänderung trat am 10. Juni in Kraft und bleibt vorerst bis Ende Oktober aufrecht. Begründet werden diese auch Österreich erstmals auf Lärm basierenden Fahrverbote mit einer spürbaren Entlastung für Mensch und Natur. Bemerkenswert ist auch die Geschwindigkeit von Ausarbeitung und der Umsetzung dieser Nordtiroler Maßnahme. Im Jahr 2018 wurden Lärmmessungen gemacht, im Jahr 2019 die Studie ausgearbeitet, im Jahr 2020 der gesetzliche Rahmen für die Fahrverbote erlassen. In Südtirol hingegen wird seit Jahren diskutiert, probiert, gemessen und Daten aktualisiert. Nur konkret passieren tut nichts, verkehrsberuhigende Maßnahmen werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch heuer wiederum keine erlassen”, so die Umweltschützer.