Südtirol ist bereit

EU stellt Wasserstoffstrategie als zentralen Punkt des Green Deals vor

Dienstag, 21. Juli 2020 | 15:35 Uhr

Bozen/Brüssel – Der 8. Juli 2020 stand in Brüssel ganz im Zeichen des Wasserstoffs: Neben mehreren Initiativen zum „European Green Deal“ wurde als wichtiges Element auch die Wasserstoffstrategie der Europäischen Kommission vorgestellt. Der Zeitpunkt ist dabei nicht zufällig: Für die EU ist die Coronakrise Anlass, einen grundsätzlichen Wandel zu einer nachhaltigeren Zukunft in Angriff zu nehmen und der Wirtschaft neue Impulse und Chancen hierfür anzubieten.

Wasserstoff als Energieträger soll es im Rahmen des Europäischen Green Deals ermöglichen, bis 2050 einen Großteil des europäischen Energiesystems auf erneuerbare Energien umzustellen, und auch den CO2- Fußabdruck in jenen Sektoren deutlich zu reduzieren, wo dies mit Strom nur schwer möglich ist, beispielsweise in der Industrie.

“Als Speicher trägt Wasserstoff auch das Potential, in großem Maßstab sowohl tageszeitliche als auch saisonale Schwankungen im Energiedargebot der erneuerbaren Energien auszugleichen und am Strommarkt zu agieren. Im Verkehrssektor kann Wasserstoff als Energieträger in Brennstoffzellenfahrzeugen aller Größenordnungen eingesetzt werden und spielt seine Stärken besonders bei schweren Fahrzeugen und großen Reichweiten aus. Südtirol hat diese Entwicklung – auch dank exzellenter Kontakte nach Brüssel – erwartet und ist bereit, seinen Beitrag zu leisten”, so das Institut für Innovative Technologien Bozen.

Viele Übereinstimmungen: Südtirol nimmt europäische Entwicklung vorweg

Es gibt verschiedene Methoden der Wasserstoffproduktion, aber um eine nachhaltige, möglichst emissionsfreie Entwicklung zu garantieren, braucht es sog. grünen Wasserstoff – und dieser steht im Fokus der europäischen Strategie. Und gerade in diesem Bereich könne Südtirol einen reichen Erfahrungsschatz vorweisen: In Bozen produziert das Institut für Innovative Technologien (IIT) am Zentrum für Wasserstoff und Elektromobilität dank zertifiziertem grünen Strom genau diesen 100 Prozent emissionsfreien Wasserstoff, der nun seit mehr als fünf Jahren an leise und emissionsfreie Busse und Autos vertankt wird. „Gerade bekommen wir besonders viele Anfragen für Beratung und Know-how Transfer aus dem In- und Ausland“, unterstreicht Dieter Theiner, Präsident des Verwaltungsrates des IIT. „Das IIT ist europaweit als Vorreiter, unser Zentrum als Vorzeigeprojekt bekannt. Damit trägt IIT wesentlich zum Image Südtirols als innovatives, grünes und nachhaltiges Land bei.“

Auch in einem weiteren Bereich decken sich die europäische Wasserstoffstrategie und die Südtiroler Erfahrungen und Pläne: So soll dieser emissionsfreie Treibstoff u.a. im Warentransport, bei Stadtbussen und in kommerziellen Flotten (z.B. Taxis) eingesetzt werden. Seit 2013 verkehren in Bozen fünf elektrische Wasserstoffbusse, zu denen sich ab Ende des Jahres die zwölf Busse des Projektes JIVE (finanziert von der EU durch die FCH JU und der Landesregierung) gesellen. Zudem arbeitet das 2019 gestartete Projekt LIFEalps – eine Kooperation zwischen IIT, SASA, Brennerautobahn, Alperia, Eurac, STA, Stadtwerke Bruneck und Vinschgauer Energiekonsortium – an der Einführung von Null-Emissions-Dienstleistungen für die Südtiroler Wirtschaft, den Warenverkehr und den Tourismus. Dieses Projekt wird von der EU über das LIFE-Programm und der Landesregierung co-finanziert.

Ein weiterer Punkt von großer Wichtigkeit für die schadstoffgeplagte Bevölkerung entlang des Brennerkorridors ist die Förderung von wasserstoffbetriebenen Lkw: Dank der hohen Energiedichte von Wasserstoff und des schnellen Auftankens sei diese Form der Elektromobilität die geeignetste für den emissionsarmen und schweren Langstreckenverkehr; auch dieser Punkt findet sich nun ganz oben auf der Prioritätenliste der EU-Strategie.

Das Potenzial für Südtirol

Für Südtirol bedeute diese europäische Wasserstoffstrategie – neben der Bestätigung, dass der bisher eingeschlagene Weg richtig war – die große Chance, den ohnehin nötigen und geplanten Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft in Einklang mit den Nachbarländern und mit umfangreicher Unterstützung der EU durchführen zu können: “Mitte September diesen Jahres wird die EU die erste (von vielen) große Ausschreibung im Rahmen des Green Deals veröffentlichen. Für Südtirol sind das konkrete und wichtige Möglichkeiten, Fördergelder in unser Land zu holen: So werden neben der Reduktion von CO2 und Schadstoffen lokale Wertschöpfung generiert und hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen – ein wichtiger Schritt, um Wirtschaftlichkeit und eine zukunftsfähige Nachhaltigkeit zu vereinen”, heißt es abschließend.

Von: luk

Bezirk: Bozen