Von: luk
Bozen – Der „Energy Hub“, ein neues hydraulisches System, steuert auf intelligente Weise diverse Heizanlagen in einem Gebäude. Er wurde von Forschern und Unternehmen aus ganz Europa gemeinsam entwickelt.
Von außen ist die Nr. 47 in der Calle de la Canción del Olvido in Madrid ein Haus wie alle anderen. Doch während die Bewohner im vergangenen Winter mit Strom und Gas heizten, funktioniert ihre Heizung in diesem Jahr mit einem neuen System, das intelligent ist und von erneuerbaren Energiequellen gespeist wird: mit dem „Energy Hub“, den die Forscher von EURAC Research hier in diesem spanischen Gebäude zum ersten Mal in Europa installiert haben. Das hydraulische Aggregat vereint alle Warmwasser-, Heiz- und Kühlanlagen eines Kondominiums und kontrolliert den Energieverbrauch der einzelnen Nutzer. Das Gerät ist vorgefertigt und dadurch leicht einzubauen und zu warten. EURAC Research leitete das europäische Forscherteam, das die Idee bis zum fertigen Produkt entwickelte. Jetzt koordiniert das Südtiroler Forschungszentrum ein neues internationales Team, das den Energy Hub auf den Markt bringen soll.
Für Laien sieht das Aggregat in ihrem Heizraum aus wie eine graue Schachtel, aus der verschiedene Röhren und Kabel laufen. Doch ist der Energy Hub in Wahrheit „ein System aus Ventilen, Pumpen und elektronischen Kontroll- und Messsystemen; ein Fertigprodukt, das die Arbeit von Hydraulikern und Installateuren vereinfachen soll. Der Hub vereint und steuert alle hydraulischen Anlagen eines Gebäudes: Er leitet das Warmwasser an die Heiz- und Kühlanlagen weiter und kontrolliert gleichzeitig den Verbrauch“, erklärt Roberto Fedrizzi von EURAC Research, der das System entwickelt hat.
Der Energy Hub ist nur eines der Ergebnisse, die die Forschergruppe in vier Jahren ausgearbeitet haben. Die EU hat ihre Arbeit mit mehr als sieben Millionen Euro finanziert. Ihr Ziel ist es, neue Technologien zu entwickeln, die die energetische Sanierung vereinfachen. So haben die Forscher unter der Leitung von EURAC Research auch Systeme für Gebäudehüllen entwickelt, die das klimatische Potential der verschiedenen Orte in Europa besser nutzen.
„Im soeben angelaufenen neuen Forschungsprojekt geht es uns jetzt um die Vermarktung dieser entwickelten Technologien. Dabei unterstützt uns die Europäische Union mit weiteren vier Millionen Euro. Nachdem diese Finanzierungen sehr hart umkämpft sind und wir exzellente Mitbewerber in ganz Europa haben, dürfen wir auch ein wenig stolz darüber sein. Unser Erfolg beruht unter anderem darauf, dass unsere Forschungsprojekte auf die Industrie zugeschnitten sind und konkrete Produktentwicklung vorantreiben“, bekräftigt Wolfram Sparber, Leiter des EURAC-Instituts für Erneuerbare Energie.
Roberto Lollini, Experte für Energieeffizienz von EURAC Research, der dieses zweite Projekt koordiniert, erklärt die nächsten Schritte: „Gemeinsam mit europäischen Partnern aus Industrie, Dienstleistung und Forschung testen wir die Technologien im Labor und in verschiedenen Gebäuden, um sie fit für den Markt zu machen.“ Insbesondere der Energy Hub wird optimiert und – sobald er alle notwendigen Zertifikate hat – von einem Unternehmen auf dem Markt vertrieben. Das übergeordnete Ziel ist das Entwickeln von Technologien, die Sanierungsarbeiten beschleunigen, Kosten reduzieren und messbare Ergebnisse bringen. Deshalb konzentrieren sich die Forscher auch verstärkt darauf, Anwender zu schulen und Businessmodelle für Investoren zu erarbeiten.