Von: mk
Bozen – Seit Ende Februar sind Familien im Ausnahmezustand. Die Betreuung bei Tagesmüttern und in der Kitas wurde erstmals am 24. Februar geschlossen, seit 5. März sind Kindergärten und Schulen zu. „Bis heute sind Familien in ihrer Planung sich selbst überlassen. Fast täglich gibt es neue Informationen. Vor wenigen Tagen haben Eltern in den Medien von der Schließung bis nach Ostern erfahren. Heute wird diskutiert, ob gar erst im Herbst wieder geöffnet wird“, so Sigrid Mairhofer von der Elterninitiative Südtirol. Berufstätige Eltern sehen sich nun mit der Frage konfrontiert: „Wie sorgen wir für unsere Kinder?“
Wenn Eltern ohne Unterstützungsmaßnahmen in die Arbeit zurückkehren sollen, haben viele keine Lösung für die Unterbringung der Kinder, während andere auf die Risikogruppe der Großeltern zurückgreifen müssen.
In den bisherigen fünf bzw. sechs Wochen Schließung war es zwar möglich um 15 Kalendertage Sonderelternurlaub mit 50 Prozent Vergütung anzusuchen. Viele Eltern waren die restlichen drei bis vier Wochen im Urlaub oder in unbezahlter Freistellung zu Hause. Familien geraten aufgrund der teils relevanten Einkommenseinbußen in große finanzielle Schwierigkeiten. „Finanzielle Unterstützungsleistungen müssen deshalb klar kommuniziert werden, einfach anzusuchen sein und schnell ausbezahlt werden“, erklärt die Elterninitiative Südtirol weiter.
Zudem sollten Wirtschaft und Familie verstärkt gemeinsam gedacht werden. Die Wirtschaft langsam hochfahren, ohne zu planen, wer sich um die Kinder kümmert, stelle viele Familien vor ein Dilemma. Eine Wirtschaft ohne Fachkräfte – die eben vielfach auch Eltern sind – sei stark eingeschränkt. „Wird das nicht berücksichtig, so leiden beide Seiten: Wirtschaft und Familie. Viele Eltern sind zudem in sogenannten systemrelevanten Berufen tätig und man kann derzeit nicht auf sie verzichten! Deshalb sollte man schnellstens überlegen, wie man diese Menschen in ihrem Elternsein unterstützen kann, nach konkreten Lösungen suchen und diese auch umsetzen“, heißt es in einer Pressemitteilung weiter.
„Was Familien jetzt brauchen, ist Unterstützung mit durchdachten Lösungen für die nächsten Monate (inklusive der Sommermonate) und diesbezüglich eine klare und einfache Kommunikation“, unterstreicht Christa Ladurner von der Allianz für Familie, „Eltern brauchen ebenso eine konkrete staatliche Regelung zur Elternzeit für den gesamten Zeitraum der Schließung und diese sollte festgelegt sein, bevor die Eltern an ihren Arbeitsplatz zurückkehren müssen.“
Für berufstätige Eltern müsse die Kinderbetreuung geregelt werden: „Entweder hat ein Elternteil Anrecht auf bezahlte Freistellung samt Renteneinzahlung für die gesamte Zeit der Schließungen oder es muss eine organisierte Not-Kinderbetreuung wie in Deutschland und Österreich zur Verfügung stehen.“
Es braucht Planbarkeit für Eltern, die über wöchentliche neue Regelungen hinausgeht und eine Strategie, wie, mit einem Fokus auf das Wohl der Kinder, die aktuelle Situation und dann eine langsame Rückkehr in einen Alltag gelingen kann.