Von: luk
Bozen – Wie unterstützt die öffentliche Hand Familien in einer Trennungssituation und in der Zeit danach? Diese Frage stand heute im Mittelpunkt einer Fachtagung.
Eine Trennung ist eine große Herausforderung für die ganze Familie. Neben der emotionalen Belastung bringen Trennungen und Scheidungen häufig auch große finanzielle Schwierigkeiten mit sich: Zwei Wohnungen sind zu finanzieren und auch andere bis zu diesem Zeitpunkt oft geteilte Güter – etwa Autos – müssen nach einer Trennung vielfach doppelt angeschafft werden.
Die heutige Fachtagung (14.Oktober) in Bozen unter der Schirmherrschaft von Familienlandesrätin Waltraud Deeg beschäftigte sich mit der Frage, welche finanziellen Unterstützungen Familien von der öffentlichen Hand bekommen können, und wie sich eine Trennung auf diese auswirkt, zum Beispiel auf das Familiengeld, die Kleinkindbetreuung, eventuelle Mietbeiträge und Studienbeihilfen. Eine besondere Form der Unterstützung ist die Unterhaltsvorschussstelle des Landes: Seit 2004 streckt die Unterhaltsvorschussstelle des Landes Gelder vor, wenn Eltern ihrer Unterhaltspflicht nicht nachkommen. 637 alleinerziehende Mütter und Väter haben 2015 bei den Sozialsprengeln um Unterhaltsvorschuss für insgesamt 995 minderjährige Kinder angesucht.
Insgesamt rund 500 Kinder sind in Südtirol jedes Jahr von Trennung oder Scheidung betroffen. „Der Schutz dieser Kinder ist das wichtigste, sie leiden am meisten unter der Trennung ihrer Eltern“, erklärte Familienlandesrätin Waltraud Deeg.
Gemeinsam mit der Abteilung Sozial- und Gesundheitswesen, den Bildungsressorts und zahlreichen Vereinen und Verbänden hat das Familienressort in den vergangenen Jahren daher geprüft, welche Angebote ausgebaut und zusätzlich eingeführt werden sollen, um Familien in dieser Situation zu unterstützen, um es Eltern zu erleichtern, weiterhin Eltern zu sein.
Anfang dieses Jahres hat die Landesregierung dann ein Maßnahmenpaket genehmigt, mit dem Familien in Trennungssituationen nicht nur psychologisch, sondern auch rechtlich und organisatorisch geholfen werden kann. „Nun ist es wichtig, dass unsere Angebote die Betroffenen auch erreichen“, hielt die Landesrätin fest. Eine Tagung wie diese, auf der Experten über die verschiedenen Formen der finanziellen Unterstützung, die die öffentliche Hand anbietet, informiert werden, spiele dabei eine wichtige Rolle. „Wir brauchen die Vernetzung zwischen den Experten“, betonte Deeg.
Dass viele Leistungen noch nicht überall bekannt sind, erklärte auch ASWE-Direktor Eugenio Bizzotto in seinem Vortrag. Während das Familiengeld von den meisten beantragt werden, werde vor allem die Möglichkeit, sich freiwillig weiter zu versichern oder Erziehungs- und Pflegezeiten für die Rente anzurechnen, nicht häufig genutzt.
„Mich freut es ganz besonders, dass wir hier den Übergang von einem theoretischen Ansatz zu einem konkreten schaffen“, sagte Landesgerichtspräsidentin Elsa Vesco. Es gehe darum, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die Familien, die Kinder.
„Auch uns Familienrechtsanwälten ist es ein Anliegen, die betroffenen Familien möglichst allumfassend zu beraten“, sagte Isabel Brunner, Präsidentin der Sektion Bozen der Nationalen Beobachtungsstelle für Familienrecht. Die Anwälte seien Tag für Tag mit Familien konfrontiert, deren Lebenshaltungskosten nach einer Trennung in beträchtlichem Ausmaß steigen.
Rund 160 Experten nahmen an der Fachtagung, die sich nicht nur an Rechtsanwälte, sondern auch an Richter, Sozialassistenten und Psychologen richtete, teil.